Wahljahre waren in der Vergangenheit gute Jahre. Der S&P 500 hat häufig 10% oder mehr zugelegt. Mit den Wahlen selbst hatte das jedoch nur wenig zu tun. Die amerikanischen Aktien sind seit der Jahrhundertwende in den meisten Jahren um mehr als 10% gestiegen. Die besten Aktienjahre mit einem Plus von fast 30% waren zudem keine Wahljahre. Den grössten Verlust erlitten die Aktien mit einem Minus von fast 40% im Jahr 2008, als Barack Obama zum Präsidenten gewählt wurde. Zur Finanzkrise und zum Konkurs von Lehman Brothers hat er aber nichts beigetragen.
Die amtierenden Präsidenten haben ein Interesse daran, dass die Wirtschaft vor den Wahlen gut läuft und die Aktienkurse steigen. Der Anreiz, mit Ausgabenprogrammen in den Wahljahren die Konjunktur und die Stimmung bei den Wählern anzukurbeln, ist daher gross. Dafür benötigen sie aber die Unterstützung des Kongresses und die hat Joe Biden in diesem Jahr nicht. Kommt hinzu, dass solche Programme erst mit einer Verzögerung umgesetzt werden und der Nachfolger von den Impulsen für die Wirtschaft profitiert.
Zinssenkungen der Fed werden in Wahljahren von der Regierung gerne gesehen. Mehr oder weniger offensichtlich wird auf das Fed-Präsidium Druck ausgeübt. Wenn Jerome Powell in diesem Jahr die Wende der Zinspolitik nach unten einläutet, hat das aber nichts mit den Wahlen zu tun. Vielmehr sind Zinsen über 5% für die US-Wirtschaft auf Dauer zu hoch, weshalb eine graduelle Rückführung in einen konjunkturneutraleren Bereich nur vorausschauende Geldpolitik ist.
Die Wahlen werden auch an den Finanzmärkten heiss diskutiert werden und die Nervosität bei den Händlern und Investoren steigen lassen. Das Schicksal des Börsenjahres 2024 werden sie aber nicht entscheiden. Dafür sind fundamentale Faktoren wie die Inflation, die Konjunktur und die Geldpolitik der Notenbanken zuständig. Nach dem Wahltag wird sich die Börse deshalb schnell neuen Themen zuwenden.