Marktkapitalisierungsgewichtete Indizes haben ihren Ursprung in der «Modern Portfolio Theory», welche auf die Arbeiten von Harry Markowitz und William Sharpe in den 1950er resp. 1960er Jahren zurückgeht. Marktkapitalisierungsgewichtete Indizes galten lange als Standard in der Industrie. Erst 1992 entwickelten Eugene Fama und Kenneth French ein Dreifaktorenmodell, das Aktienrenditen empirisch besser erklären und als Erweiterung des Capital Asset Pricing Models gilt. Neben dem bekannten Beta wurden neu auch Aktien mit kleiner Marktkapitalisierung und Aktien mit einem niedrigen Kurs-Buchwert-Verhältnis, sogenannte Value-Aktien, hinzugefügt und somit als systematische Risikofaktoren etabliert. Im Verlauf der Jahre kamen sowohl neue Faktoren als auch alternative Gewichtungsmethodologien hinzu, welche darauf abzielen, Marktineffizienzen auszunützen. Zu den bekanntesten Faktoren gehören neben Value und kleiner Marktkapitalisierung Momentum, Minimum Volatilität, Qualität und Dividenden. Zu den alternativen Gewichtungsmethodologien gehören unter anderem Gleichgewichtung, Risikoparität, Maximale Diversifikation.
2003 wurde das Konzept mit der Lancierung des allerersten Smart-Beta ETFs, dem S&P-500 gleichgewichteten Index, in die Praxis umgesetzt. Mittlerweile sind tausende von Smart-Beta ETFs sowohl in den USA als auch in Europa zum Handel zugelassen. Alleine in den USA werden aktuell rund 1.4 Billionen USD in solchen Produkten verwaltet. Trotz des vermeintlichen Siegeszugs entsprechen diese Volumina nur einem Bruchteil der marktkapitalisierungsgewichteten ETFs.
Wieso Smart-Beta Indexierung im Krypto-Bereich?
Im Aktienbereich wurden mehr Indizes entwickelt und publiziert als derzeit Aktien ausstehend sind. Ähnlich sieht die Situation im Krypto-Bereich aus. Die meisten der Krypto-Indizes haben die populärste Gewichtungsmethodologie aus der traditionellen Welt, die marktkapitalisierungsgewichtete Methodologie, übernommen und 1:1 auf die Krypto-Welt übertragen. Während schon bei hoch-effizienten Aktienmärkten diese Methodik nicht zwangsläufig zu optimalen Ergebnissen führt, dann stimmt dies erst recht nicht für die noch in den Kinderschuhen steckende Anlageklasse der Kryptowährungen. Ein rein nach Marktkapitalisierung gewichteter Index kann zu einer enorme Marktkonzentration in zwei Konstituenten, namentlich Bitcoin und Ethereum, innerhalb des Portfolios führen. Damit wird das grundlegende Ziel des Index-Investieren – Diversifikation – deutlich verfehlt. Ein weiterer Fehler, welchen viele Index-Anbieter begehen, ist, dass sie das Marktuniversum deutlich zu weit fassen und damit Indizes kreieren, welche nicht oder nicht in grösserem Rahmen investierbar sind. Damit Produkte an der Börse gehandelt werden können, müssen die unterliegenden Indexkonstituenten eine gewisse Liquidität – insbesondere in Krisenzeiten – aufweisen. Durch das Ausschlusskriterium der Liquidität wird das Universum bereits deutlich eingeschränkt. Weiter ist es im Krypto-Bereich unabdingbar qualitative Einschlusskriterien zu etablieren. Im Gegensatz zur Aktienwelt, wo Unternehmen vor der Zulassung an einer Börse vom Regulator, von den Banken und von den Auditoren begutachtet werden, findet eine solche Prüfung im Krypto-Bereich nicht statt. Das jüngste Debakel rund um Terra Luna spricht Bände. Solche und ähnliche Fälle lassen sich mit einer rigorosen quantitativen Analyse vermeiden.
Der SEBAX® Index als langfristiges Buy-and-Hold-Instrument
Aufgrund der oben genannten Überlegungen haben wir bei der SEBA Bank vor bereits 3.5 Jahren einen Index entwickelt, der die gängigen Verfehlungen marktkapitalisierungsgewichteter Indizes umgeht und darüber hinaus das Investment-Universum auf die Top-Coins einschränkt. Der SEBAX® Index funktioniert auf Basis einer Kombination aus modifizierter Risiko-Parität und Marktkapitalisierung. Das Gewichtungsschema der Risikoparität zielt darauf ab, die Indexkonstituenten so zu gewichten, dass ihr Beitrag zum Risiko ausgeglichen wird. Im Krypto-Bereich bedeutet dies aktuell, dass der Index im Vergleich zu einem marktkapitalisierungsgewichteten Index kleinere Coins übergewichtet und somit eine höhere Diversifikation erreicht. Obwohl es selbstverständlich Marktphasen gibt, in welchen ein solches Produkt hinter dem Gesamtmarkt zurückbleiben kann, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Produkt über einen gesamten Marktzyklus den Markt schlägt. Damit eignet sich das Produkt ideal als Buy-and-Hold Instrument zur Beimischung in einem gemischten Portfolio.
Seit Lancierung des Exchange Traded Products (ETP) auf den SEBAX® Index vor rund 3 Jahren hat das Produkt den Markt, Bitcoin als auch alle anderen Multi-Coin Produkte deutlich geschlagen und wurde für das Jahr 2022 mit dem prestige-trächtigen «ETP of the Year» Award» ausgezeichnet.
Gregory Mall, CFA - Head Investment Solutions SEBA BankGregory Mall verfügt über langjährige Erfahrung im Portfolio Management und in der Verwaltung digitaler Vermögenswerte auf diskretionärer Basis. Bei der SEBA Bank ist er für die Produktstrukturierung von ETPs, AMCs und strukturierten Produkten sowie für die Verwaltung der diskretionären Mandate verantwortlich. Bevor er zu SEBA Bank stiess, war er im Bereich Multi-Asset Fund Management bei der Credit Suisse tätig. Greg hat einen Master-Abschluss in Economics von der Universität St. Gallen (HSG). |