Wie gross ist die Blase am Technologiemarkt? Eine Frage, die sich leider nicht einfach so beantworten lässt. Der jüngste Rücksetzer, im Juli ist etwa der Nasdaq 100 um über 2‘000 Punkte gefallen, hat bei vielen Anlegern auf jeden Fall grosse Sorge aufkommen lassen. Der Markt wackelt, sagen Beobachter, und verweisen dabei unter anderem auf den Umstand, dass die amerikanischen Techwerte, allen voran die „Big Seven“, die „Grossen Sieben“, also Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla, in den zurückliegenden Monaten zum Teil extrem kräftig zugelegt haben. Allein Nvidia hat sich in den zurückliegenden sechs Monaten in der Spitze mehr als verdoppelt. Der S&P 500 kommt hingegen im gleichen Zeitraum nur auf einen Zuwachs von rund 20 Prozent. Also doch eine Blase, die nun platzt?

Was US-Technologiewerte mit Tulpen gemeinsam haben könnten

Oder doch nicht? Von einer Blase spricht man an der Börse, wenn sich die Aktienkurse vom realen Geschehen in der Wirtschaft quasi abkoppeln und viel stärker steigen als das die unternehmerischen Daten hergeben. In der Vergangenheit gab es viele Blasen, die stets im Unglück geendet haben. Die Tulpenblase im 17. Jahrhundert zum Beispiel. Damals wurden am holländischen Tulpenmarkt Zwiebeln für 10‘000 Gulden und mehr gehandelt. Für damalige Verhältnisse waren das ungeheuerliche Preise, die mit dem eigentlichen Wert der Zwiebeln nichts mehr zu tun hatten. Die Tulpenzwiebel war zum Statussymbol geworden, mit denen sich die Reichen und Schönen schmückten. Die Folge, der Tulpencrash. Bei einer Zwiebelauktion im Jahr 1637 fanden sich nicht genug Käufer, die die grotesken Preise zahlen wollten. Die Auktion platzte, die Preise für die Zwiebeln stürzten ab und führten zum grössten Crash aller Zeiten. Viele Spekulanten verloren Hab und Gut.

Oder die berühmte Dotcom-Blase während der zurückliegenden Jahrhundertwende. Weil das Wachstum des Internets grenzenlos schien, kletterten die Aktien der Techunternehmen in den 1990er-Jahren unaufhörlich. Das war weltweit so, aber vor allem an der Technologiebörse Nasdaq in den USA. Im März 2000 war es dann soweit. Die Käufer streikten, die Aktien fielen. In mehreren Schwüngen ging es abwärts, bis ins Jahr 2003. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Nasdaq Composite Index gefünftelt. Und das war noch moderat, einzelne Werte gab es 90 Prozent billiger als im Hoch im Jahr 2000. Viele Aktien verschwanden sogar völlig vom Kurszettel, weil die Unternehmen Konkurs anmeldeten.

Kursanstiege der US-Technologiewerte sind nicht aus der Luft gegriffen

Zurück in die Gegenwart. Droht uns eine neue Blase, die platzt? Ja und nein. Auf der einen Seite ist klar, die Kurse einzelner Technologieaktien, und hier vor allem die Papiere der Big Seven, sind stark gestiegen. Auf der anderen Seite haben sie sich aber noch nicht völlig vom realen Geschehen in der Wirtschaft abgekoppelt. Das zeigen die Bewertungen. Die sieben grössten Techwerte werden derzeit mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für die erwarteten Gewinne der kommenden 24 Monate von unter 30 gehandelt. Viel, aber nicht zu viel. Zum Höhepunkt der Dotcom-Blase brachten es die damaligen Börsenlieblinge auf ein durchschnittliches KGV von 60.

Doch die heutigen Techunternehmen arbeiten viel profitabler. Während der Dotcom-Blase waren Gewinne quasi verpönt, je höher das Minus, desto reizvoller für die Anleger. Die Big Seven hingegen haben ihre Gewinne und Umsätze in den zurückliegenden drei Jahren um durchschnittlich 39 beziehungsweise 24 Prozent jährlich steigern können. Die Kursanstiege der Big Seven sind also nicht völlig aus der Luft gegriffen.

Doch eine „vernünftige“ Korrektur täte trotzdem gut, sagen Beobachter. Ein Durchatmen, ein Verschnaufen, so dass die Fundamentaldaten die Chance haben, weiter gegenüber den Börsenbewertungen aufzuschliessen, das wäre gut und wünschenswert. Im Juli ist dies bereits geschehen, aber es könnte auch noch weitergehen. Normalerweise entfalten sich Abwärtsbewegungen in drei Schüben. Im Juli könnte der erste gewesen sein, ein zweiter würde demnach folgen. Doch eine solche Korrektur ist kein Crash, eher eine moderate Abwärtsbewegung um einige Prozent. Halt eine Pause, so wie nach einer längeren Wanderung eine Verschnaufpause guttut, bevor es weitergeht.

Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Einstieg in Technologiewerte?

Daher scheint es sinnvoll zu sein, sich als Anleger nun auf die Lauer zu legen. Ein übereilter Einstieg in die Big Seven drängt sich aktuell nicht auf, aber nach einer Korrektur sieht das möglicherweise schon wieder anders aus. Denn die grossen Themen, die in den zurückliegenden Monaten die Kurse der Techaktien angetrieben haben, sind weiter präsent. Themen wie Künstliche Intelligenz, Big Data und Mobilität werden auch in Zukunft die Börse fest im Griff haben und für Rückenwind bei Alphabet, Amazon.com, Apple, Meta Platforms, Microsoft, Nvidia und Tesla sorgen.