In der Schweiz sind Luxusgüter stets gut nachgefragt. Schätzungen nach dürften im laufenden Jahr hierzulande über fünfeinhalb Milliarden Franken mit dem Verkauf von Luxusgütern umgesetzt werden. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Zuwachs von knapp fünf Prozent. Besonders gefragt im Luxussegment sind teure Uhren und Kleidung, sie machen zusammen über 80 Prozent des Gesamtumsatzes mit Luxusgütern aus. Die mittelfristigen Prognosen für den Luxusgütermarkt sehen dabei gut aus. Schätzungen gehen von einem Zuwachs des Umsatzes in der Schweiz bis 2029 auf knapp sechseinhalb Milliarden Franken aus. Doch die Vorhersagen tragen einige Unsicherheiten in sich. Denn weltweit ist das Luxusgütersegment derzeit starken Veränderungen unterworfen.
Schwäche in Asien belastet
Vor allem die Abschwächung des Wirtschaftswachstums in Fernost, speziell in China, hat das Geschäft mit Luxusgütern ins Stocken gebracht. Die dortige Wirtschaftsschwäche lähmt das Kaufverhalten der chinesischen Kunden. Zwar ist China mit einem Umsatz von fast 100 Milliarden Franken im laufenden Jahr immer noch einer der grössten Märkte für Luxusgüter, doch die Zuwächse haben sich abgeflacht. Eine schleppende Nachfrage machen Beobachter vor allem bei den sogenannten Millennials und der Generation Z aus. Beide Altersgruppen haben bislang gerne und viel konsumiert. Mit dem Rückgang des Wirtschaftswachstums ist die Unsicherheit bei ihnen aber spürbar gestiegen, was die in der Vergangenheit gewohnheitsgemäss hohen Zuwächse beim Verkauf von Luxusgütern unter Druck gebracht hat.
Doch es gibt noch einen weiteren Trend, der am Luxusgütermarkt aktuell zu Veränderungen führt. Wenn schon Luxus, dann aber richtig, so könnte man ihn umschreiben. Zu beobachten ist nämlich, dass von der Wachstumsschwäche in Fernost vor allem das untere und das mittlere Preissegment bei Luxusgütern leiden. Die Topmarken, die besonders viel Exklusivität ausstrahlen, sind bei den Konsumenten hingegen immer noch gefragt. Eine teure Lederhandtasche von Hermès, dafür greift man gerne schon mal tiefer ins Portemonnaie; eine Armbanduhr von Swatch ist dagegen im Moment nicht so der Renner. Das spiegeln die jüngsten Halb- und Quartalszahlen wider. Während der französische Anbieter von exklusiven Lederwaren und Accessoires Hermès für das zweite Quartal einen Umsatzsprung von über 13 Prozent im Jahresvergleich auf 3,7 Milliarden Euro verkündete, sank bei Swatch im ersten Halbjahr der Nettoumsatz auf Jahresbasis um fast elf Prozent auf 3,4 Milliarden Franken.
Die Veränderungen am Luxusgütermarkt bekommen nahezu alle Hersteller zu spüren, im positiven wie im negativen Sinne. Besonders dramatisch hat es dabei Burberry erwischt. Für das zurückliegende Quartal meldete der britische Bekleidungsspezialist einen Rückgang der Einzelhandelsumsätze um satte 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Einbruch und die Aussichten sind so schlecht, dass die Ratingagentur Moody‘s sich vor einigen Tagen gezwungen sah, die Kreditwürdigkeit des Unternehmens herabzustufen.
Auch wenn die Lage bei Burberry nicht auf die gesamte Branche übertragen werden darf, einige Hersteller von Luxusgütern haben zu kämpfen. Was die Situation weiter zuspitzen könnte, sollte sich nun auch die Konjunktur in den USA eintrüben, dürfte auch das dortige Geschäft unter Druck kommen.
Luxusgüterkonzerne – die Empfehlung der Analysten
Aber gerade das macht die Branche für Anleger interessant. Wenn es kriselt, sind günstige Einstiegskurse in Sichtweite. Immerhin sind einige Luxusgüteraktien nach den jüngsten Gewinnwarnungen stark eingebrochen. Doch Anleger sollten dabei unbedingt auf Qualität und Exklusivität achten. Denn Tatsache ist, trotz aller Krisen und Probleme läuft der Absatz mit hochwertigen Luxusgütern unter dem Strich seit vielen Jahren und von kurzfristigen Einbrüchen abgesehen reibungslos. So dürften im zurückliegenden Jahr weltweit rund 362 Milliarden Euro mit dem Verkauf von Luxusgütern umgesetzt worden sein. Seit 2010 hat sich der Umsatz damit mehr als verdoppelt. Und, der bisher grösste Rückschlag, im Coronajahr 2020 brach der Umsatz von 281 Milliarden Euro auf 220 Milliarden Euro ein, wurde schon im darauffolgenden Jahr 2021 mit 290 Milliarden Euro mehr als ausgebügelt.
Luxus ist zwar nicht völlig krisenresistent, doch das jährliche Wachstum hat sich dem „einfachen“ konjunkturellen Auf und Ab scheinbar entzogen. Das dürfte vor allem auch daran liegen, dass weltweit die Anzahl der Menschen, die von ihrem Einkommen her der oberen Mittelschicht und der Oberschicht zuzurechnen sind, zunimmt. Und die können und wollen sich was leisten, egal ob es mit der Wirtschaft gerade auf oder abwärts geht.
Zu den Favoriten der Luxusgüterhersteller gehören unter den Analysten neben Hermès auch LVMH. Der französische Luxusgüterkonzern hat eine Vielzahl an Marken unter sich vereint und ist mit einer Marktkapitalisierung von über 300 Milliarden Euro ein Gigant der Luxusgüterbranche. Die grosse Diversifizierung wird von den Analysten als Stärke ausgelegt und man geht davon aus, dass LVMH bei einer Aufhellung der Stimmung allgemein profitieren wird.
Positiv auch die Einschätzung zu Compagnie Financière Richemont. Potenzial sehen die Analysten hier vor allem bei den exklusiven Schmuck– und Uhrenmarken Van Cleef & Arpels und Cartier. Sie stossen auch weiterhin auf eine gute Käuferresonanz, so das Fazit der Experten. Geteilt die Einschätzung hingegen zu Swatch. Das Geschäft dürfte vor allem in Asien schwierig bleiben, andererseits sind die Swatch-Papiere mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 12 für das kommende Jahr relativ günstig bewertet. Da wurde schon viel Negatives eingepreist, so der Kommentar einiger Analysten.