Marktumfeld
Im letzten Jahr herrschte an den Finanzmärkten noch grosse Trübsal. Inflationsraten auf Rekordniveau, eine restriktivere Geldpolitik und steigende Zinsen waren die grossen Spielverderber. Zudem trübten sich die Konjunkturindikatoren zunehmend ein. Eine andere Optik dominierte den Beginn des laufenden Jahres und sorgte für steigende Preise an den Börsen. Genaugenommen hatte diese Erholung ihren Ursprung im letzten Herbst, als sich der Ausblick für die Fundamentaldaten deutlich verbesserte. Die Inflation hatte ihren Höhepunkt überschritten, an der geldpolitischen Front zeichnete sich ein Ende der Zinserhöhungen ab und die Konjunkturaussichten hatten sich dank dem sinkenden Risiko einer Energiemangellage in Europa sowie der Öffnung der chinesischen Wirtschaft deutlich verbessert.
Skeptiker warnten früh vor einer übertriebenen Markteuphorie und fühlen sich nun durch die jüngsten Ereignisse bestätigt. Die aktuellen Wirtschaftsdaten fallen trotz Abkühlungstendenzen überraschend robust aus und die Inflation sinkt nur allmählich. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Notenbanken die geldpolitische Schraube noch stärker anziehen werden. Die Zinshüter senden diesbezüglich seit längerer Zeit eindeutige Signale aus. Wenn sich die Teuerung nicht genügend schnell zurückbildet, sind weitere Zinserhöhungen unausweichlich. Steigende Finanzierungskosten wiederum bremsen das wirtschaftliche Wachstum übermässig ein, was in erster Linie die Unternehmen in Form tieferer Umsätze und Gewinne spüren werden. Die Erholung an den Aktienmärkten ist deshalb in den letzten Wochen ins Stocken geraten. Bereits früher haben die Zinsmärkte auf diese geänderte Ausgangslage reagiert. Steigende Sätze bildeten die höhere Inflationserwartung sowie zusätzliche geldpolitische Massnahmen ab. Spiegelbildlich kamen die Preise für festverzinsliche Anlagen unter Druck.
Die Konsumenten zeigen sich bisher vom Kaufkraftverlust, den höheren Zinsen und den steigenden Konjunkturrisiken wenig beeindruckt. Offensichtlich überwiegen die positiven Aspekte der Corona-Reserven sowie des robusten Arbeitsmarktes. Verfügbare Arbeitskräfte bleiben Mangelware, weshalb höhere Löhne einfacher durchgesetzt werden können. Die Notenbanken warnen schon längere Zeit davor, voreilig das Ende des Kampfes gegen die steigenden Preise auszurufen. Für sie stellt sich nicht die Frage, ob es weitere inflationsdämpfende Massnahmen braucht, sondern wie stark diese ausfallen sollen. Ohne eine Abkühlung von Wirtschaft und Arbeitsmarkt wird die Inflation kaum auf das gewünschte Niveau sinken.
Obligationenmärkte
An den Anleihenmärkten überwiegt nach dem guten Jahresstart wieder der Pessimismus. Früher als die Aktienbörsen haben die Obligationenmärkte realisiert, dass die Notenbanken wegen der hartnäckigen Inflation die Zinsen weiter nach oben treiben werden. Die Preise sind bereits zum Beginn des Monats Februar deutlich ins Rutschen geraten. Noch im Vormonat überwog die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Zinszyklus, gefolgt von ersten Zinssenkungen. Die unmissverständlichen Aussagen der Zinshüter als Reaktion auf die aktuelle Konjunktur- und Inflationsentwicklung haben diese Träume in den letzten Wochen platzen lassen. Die Terminsätze bilden heute für dies- und jenseits des Atlantiks einen höheren Zinspeak ab als noch zum Beginn des Jahres. Unsere Sicht auf die Obligationenmärkte bleibt trotz den jüngsten Verlusten positiv. Die aktuellen Zinssätze nehmen eine restriktivere Gangart der Notenbanken vorweg. Sollten die Zinsen entgegen unserer Annahme weiter steigen, wirkt das höhere Renditeniveau allfälligen Kursverlusten entgegen.
Der Rückgang der Teuerung ist sowohl in den USA als auch in Europa gemäss Daten vom Januar schwächer ausgefallen als erhofft. Vor allem im Dienstleistungsbereich bleiben die Preiserhöhungen wegen dem akuten Personalmangel sowie den Mietpreissteigerungen eine Herausforderung. Robuste Arbeitsmarktdaten sowie ein steigendes Konsumentenvertrauen zeugen von dieser Entwicklung. Insbesondere die Kernrate, ohne die volatilen Komponenten Energie und Nahrung, verharrt auf hohem Niveau. Im produzierenden Gewerbe hat die Normalisierung der Lieferketten zu einer gewissen Entspannung geführt. Insgesamt sieht sich die US-Notenbank genötigt, ihren restriktiven Kurs fortzusetzen. In Europa präsentiert sich die Lage ähnlich. Allerdings hat die Europäische Zentralbank EZB die Anhebung des Leitzinses später gestartet, weshalb die Wirkung im Vergleich zu den USA noch weniger ausgeprägt auf die Wirtschafts- und Inflationsentwicklung durchschlägt. Gemäss jüngsten Daten ist die vielbeachtete Kernrate sogar gestiegen. Die EZB wird deshalb erst recht die Leitzinsen weiter erhöhen.
Aktienmärkte
Die Aktienmärkte sind auf dem Boden der Realität gelandet. Die geänderte Inflationsoptik sowie die geldpolitische Reaktion darauf haben zu einem vermehrten Kursdruck geführt. Die Anleger haben begonnen, die höheren Zinsen einzupreisen. Es herrscht zwar keine eigentliche Ausverkaufsstimmung, aber es fehlt der nächste Aufwärtstreiber. Anscheinend setzt sich zunehmend die Meinung durch, dass die Bewertungen nicht so recht zu den trüberen Inflations- und Konjunkturaussichten sowie den steigenden Finanzierungskosten passen wollen. Zudem wird der geldpolitische Gegenwind vorerst anhalten. Die Analysten sehen sich genötigt, ihre Gewinnerwartungen an die Realität nach unten anzupassen. Damit entfällt vorderhand ein wichtiger Treiber für höhere Kurse.
Die geänderte Risikooptik scheint nun den einen oder anderen Investor veranlasst zu haben, die aufgelaufenen Gewinne mitzunehmen. Es darf nicht vergessen werden, dass wir uns seit Oktober an den Aktienmärkten in einem Aufwärtstrend befanden, mit einer kurzen Unterbrechung im Dezember. Trendwende oder Zwischenerholung ist die Frage, welche die Anleger bis heute beschäftigt. Uns schienen die Unsicherheiten zu überwiegen und die schwelenden Belastungsfaktoren eine nachhaltige Erholung zu verhindern, weshalb wir bereits Anfangs Dezember die Aktienquote reduzierten. Mit den jüngsten Kurskapriolen fühlen wir uns nun in unserer Haltung bestätigt.
Devisenmärkte
Der US-Dollar feiert aktuell ein kleines Comeback. Lange Zeit profitierte der Greenback vom Zinsvorteil, weil die US-Notenbank früher als die anderen Zinshüter auf die steigenden Inflationsraten reagiert hat. Als dann in anderen Regionen die Zinsen ebenfalls kräftig erhöht wurden, schmolz der Renditevorteil und damit die Attraktivität für die amerikanische Valuta deutlich. Seit sich immer mehr abzeichnet, dass die US-Notenbank die Zinsen weiter erhöhen muss, ist die US-Währung in der Gunst der Anleger wieder gestiegen. Zudem profitiert sie als sicherer Hafen von der zunehmenden Risikoaversion der Anleger. Gerade im Vergleich zur europäischen Einheitswährung scheinen die Vorteile nun wieder beim Dollar zu liegen.
Übrige Anlagekategorien
Die Entwicklung der Rohstoffpreise bleibt eine volatile Angelegenheit. Wirtschaftliche und politische Einflussfaktoren wirken weiterhin auf der Angebots- und Nachfrageseite. Die wirtschaftliche Belebung Chinas nach dem Ende der Null-Covid-Strategie stützt die Nachfragefantasie, während sich die Konjunkturaussichten für die restlichen grossen Volkswirtschaften tendenziell eintrüben. Auf der Angebotsseite wirkt vor allem der eingeführte Preisdeckel auf russisches Öl sowie die Förderquotensteuerung des Ölkartells OPEC+. Es ist davon auszugehen, dass der Preis für das schwarze Gold vorderhand in einem bereiten Seitwärtsband seitwärts verlaufen wird.
Nach einer seit November des vergangenen Jahres anhaltenden Erholung hat der Goldpreis im Februar deutlich nachgegeben. Schuld waren die Aussicht auf zusätzliche Zinserhöhungen der US-Notenbank sowie der wiedererstarkte US-Dollar. Wir gehen allerdings davon aus, dass die Belastungsfaktoren im weiteren Jahresverlauf an Einfluss verlieren werden und der Sicherheitsaspekt des gelben Metalls wieder in den Vordergrund tritt. In volatilen Marktphasen mit wechselnden politischen und wirtschaftlichen Einflüssen sollte eine Goldanlage stabilisierend auf das Portfolio wirken.
Der Kursverlauf der Schweizer Immobilienfonds präsentiert sich nach wie vor äusserst volatil und damit untypisch für diese sonst stabile Anlageklasse. Der jüngste Zinsanstieg scheint mittlerweile verdaut zu sein und der Fokus richtet sich wieder stärker auf die Fundamentaldaten. Diese präsentieren sich mit einem tieferen Leerstand, einer hohen Nachfrage bei gleichzeitig abkühlender Bautätigkeit und stabilen Transaktionspreisen sehr vorteilhaft. Zudem ist das Bewertungsniveau, gemessen am Aufgeld (Agio) zum inneren Wert, wieder auf seinem langfristigen Durchschnitt angelangt. Wir nützen die vorteilhafte Ausgangslage und erhöhen die Quote der indirekten Immobilienanlagen in unseren Portfolios.
Schlussfolgerung
Grundsätzlich sind die weiterhin robust ausfallenden Konjunkturdaten gut für die Aktienmärkte, sorgen sie doch für eine solide Gewinnentwicklung. Allerdings erhöhen sie umgekehrt die Inflationssorgen und zwingen die Notenbanken zu zusätzlichen Abkühlungsmassnahmen. Zudem entfaltet sich die wachstumsbremsende Wirkung geldpolitischer Massnahmen mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung, weshalb die momentan noch überwiegende Wachstumsoptik der Wirtschaft rasch zunehmenden Rezessionsängsten weichen kann. Nicht zu unterschätzen ist zudem die geopolitische Lage, welche sich weiterhin äusserst angespannt darstellt. Neben der anhaltenden Unsicherheit rund um den Ukraine-Konflikt befinden sich auch die Spannungen rund um die sino-amerikanischen Beziehungen auf einem neuen Höhepunkt. Anleihen stellen für uns im aktuell unsicheren Marktumfeld trotz der jüngsten Preiskorrektur immer noch die bessere Anlagealternative dar. Im Vergleich zu den Aktien bilden sie die Realität besser ab und weisen ein geringeres Korrekturpotenzial auf. Zudem fällt die aktuelle Risikoprämie von Aktien, gemessen an der Gewinnrendite, im Vergleich zur Verzinsung von Anleihen zu tief aus. Wir behalten deshalb die Untergewichtung der Aktienquote bei.