Einfach war das Jahr für den Zugbauer Peter Spuhler nicht – Verzögerungen bei Aufträgen, Flaute in Deutschland, fehlende Impulse aus der Schweiz. Der Kurs bei seiner Herzensfirma Stadler Rail fiel seit Jahresstart um 30 Prozent.

Da dürfte den Patron der Deal bei seiner Beteiligung Aebi Schmidt zum Weihnachtsfest besonders freuen: Spuhler hatte 2006 die Mehrheit an dem Landmaschinenbauer Aebi aus Burgdorf im Kanton Bern für einen zweistelligen Millionenbetrag übernommen, der Umsatz lag damals bei 100 Millionen Franken. Jetzt wird er durch einen Reverse Takeover der amerikanischen Shyft Group mit 35 Prozent grösster Einzelaktionär eines Nutzfahrzeuganbieters, der mit einem Umsatz von 2 Milliarden Dollar an der Nasdaq in New York im zweiten Quartal 2025 einen Börsenwert von mindestens 1,5 Milliarden Dollar anpeilt. Für Aebi Schmidt ein doppelter Gewinn: Umsatzverdoppelung und gleichzeitig die schon lange ventilierte Börsenöffnung.

Barend Fruithof, CEO der Aebi Schmidt Gruppe (2017).

Barend Fruithof verhandelte den Zusammenschluss mit der amerikanischen Shyft Group.

Quelle: IMAGO/Jannis Chavakis

Der Deal ist das Werk des Aebi-Schmidt-CEO Barend Fruithof, der seit August mit der 3000-Mitarbeiter-Firma aus Detroit verhandelte. Der Börsenwert von Shyft war in der Spitze auf eine Milliarde Dollar gestiegen, zuletzt lag er bei gut 400 Millionen. Die Amerikaner haben keinen dominierenden Grossaktionär, das Aktionariat ist breit gefächert mit dem Vermögensverwalter Blackrock als grösstem Investor mit einer Beteiligung im einstelligen Prozentbereich. So konnte Fruithof den Shyft-Chairman James Sharman überzeugen –er behält die gleiche Rolle in dem fusionierten Unternehmen. De facto liegt die Macht aber komplett bei den Schweizern: Sie halten 52 Prozent an der neuen Firma, die weiterhin Aebi Schmidt heissen wird. Fruithof bleibt CEO und wird als Vizepräsident in den Verwaltungsrat einziehen. Aebi Schmidt stellt sechs der elf VR-Mitglieder, auch Peter Spuhler und Maximilian Büttiker vom zweiten Grossaktionär Büttiker Family Office werden dabei sein. Besonders attraktiv: Durch die spezielle Form des Zusammenschlusses als Aktientausch muss Aebi Schmidt keine Prämie zahlen. Der Hauptsitz bleibt in Frauenfeld TG, was aus Steuersicht elementar war. «Hier können wir die Dividende aus der Kapitalreserve zahlen», betont Fruithof. «Das wäre in den USA nicht möglich gewesen.»

Die neue Aebi Schmidt steigt damit hinter der Rev Group aus dem US-Bundesstaat Wisconsin zur weltweiten Nummer zwei im umkämpften Markt der Spezialfahrzeug-Hersteller auf. Die Zahl der Standorte steigt weltweit auf 70, davon 40 in den USA. «Wir können dadurch auch verstärkt unsere Fahrzeuge aus der Schweiz in den USA absetzen», sagt Fruithof. Auch für ihn lohnt sich der Deal: Seine Beteiligung an Aebi Schmidt dürfte ein Aktienpaket im Wert von mehr als 50 Millionen Franken in sein Depot spülen. Dafür muss er jetzt mehr Zeit in den USA verbringen: Der Umsatzanteil des US-Geschäfts steigt von heute 53 auf über 70 Prozent. 

Dieser Artikel ist zuerst in der Online-Ausgabe von «Bilanz» erschienen.