Wenn Sonova am Dienstagmorgen vor Börseneröffnung über das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/25 berichtet, dürfte von einem eher schwachen Geschäftsgang die Rede sein. Ermutigender wird wohl die Perspektive für das zweite Semester sein, sagen von der Nachrichtenagentur AWP befragte Analysten.

Grund für diese Erwartung ist der Produktezyklus des Unternehmens. Die eher enttäuschenden Hörgeräte der bisherigen Lumity-Plattform werden nun durch die neue KI-getriebene Produktgeneration abgelöst. Von diesen neuen Produkten erhofft sich das Unternehmen einen neuen Schub.

Die ersten Reaktionen des Marktes seien sehr positiv, hiess es. Allerdings werde der Umsatzbeitrag im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/25 noch begrenzt sein. Zudem drückten hohe Marketingaufwendungen zunächst etwas auf die Profitabilität.

Konkret wird sich der Umsatz wohl auf 1,82 von 1,75 Milliarden Franken in der Vorjahresperiode erhöht haben. Weiter sagen die Schätzungen ein etwas tieferes bereinigtes Betriebsergebnis voraus: Er dürfte leicht auf 342,8 von 350 Millionen Franken gesunken sein. Die Marge wird sich auf 19 von 20 Prozent verringert haben.

Doch in der zweiten Jahreshälfte dürfte Sonova mit den neuen Hörgeräten, die auf Künstlicher Intelligenz basieren, stärker als bisher abschneiden. Denn diese Produkte haben es laut Experten in sich: Daniel Jelovcan von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) betont, dass die Entwicklung der neuen Hörgeräte-Plattform fünf Jahre gedauert hat. In einem ersten Kommentar nach dem Investorentag sprach er von der «wichtigsten Innovation» seit mehreren Jahren. In einem früheren Kommentar wurde gar die Vermutung geäussert, dass der Konzern damit der Konkurrenz zwei bis drei Jahre voraus sein könnte.

«Wir gehen davon aus, dass Sonova mit den beiden neu lancierten Hörgeräten die Märkte überzeugen und nicht nur den Umsatz deutlich steigern, sondern auch Marktanteile zurückgewinnen und die operativen Margen erhöhen kann», ergänzte seine Kollegin Sibylle Bischofberger von Vontobel.

Umsatzwachstum von 6 bis 9 Prozent angepeilt

Der Hörgerätehersteller Sonova bestätigte im August am Investorentag seinen bisherigen Ausblick. Für das laufende Geschäftsjahr 2024/2025 rechnet die für ihre Marke Phonak bekannte Gruppe zu konstanten Wechselkursen mit einem Wachstum des konsolidierten Umsatzes von 6 bis 9 Prozent und einer Zunahme des bereinigten Betriebsergebnisses von 7 bis 11 Prozent.

Wie CEO Arnd Kaldowski sagte, ist der starke Franken derzeit nicht Sonovas Freund. Der Geschäftsführer prognostizierte für 2024/2025 einen negativen Währungseffekt von voraussichtlich 1 bis 2 Prozent auf den Umsatz. Dabei rechnet der Konzern mit einem schwächeren ersten und einem stärkeren zweiten Halbjahr.

Der Hörgerätehersteller ist wieder im Geschäft mit dem US-Grosshändler Costco. Ein früherer Vertrag war nach einem Strategiewechsel von Costco im November 2022 gekündigt worden. Nun hat Sonova wieder einen Fuss in der Tür. Konkret verkauft der Konzern mit seiner Marke Sennheiser, bisher eigentlich für Kopfhörer bekannt, bei Costco neu Hörgeräte. Diese gehören zwar nicht zum teuersten und technologisch fortschrittlichsten Segment der Sonova-Produkte, aber Costco ist für Sonova sehr wichtig. Wie die Bank Vontobel weiss, werden in den USA 15 Prozent aller Hörgeräte über die Ladenkette verkauft. Kein Wunder, dass der Verlust des Vertrags vor zwei Jahren so schmerzhaft war.

Neu ist Sonova wieder in 107 der rund 600 Costco-Filialen vertreten. Das ist kein Vergleich zu früher, als Sonova in weit mehr Filialen präsent war. Costco wird das Angebot aber voraussichtlich sukzessive ausbauen. Bei dem von Costco vertriebenen Produkt soll es sich um das «Sennheiser Sonite R» handeln.

«Ich gehe davon aus, dass Sonova in diesem Vertriebskanal nie mehr mit der Marke Phonak auftreten wird», sagte ein Informant im Oktober gegenüber AWP. Sonova vertreibt seine Hörgeräte einerseits selbst über eigene Shops. Diese Sparte nennt der Konzern «Audiological Care». Andererseits verkauft Sonova die Produkte auch über andere Anbieter. Dieser Multi-Channel-Ansatz ist seit längerem ein Pfeiler der Konzernstrategie.

Die Aktien von Sonova haben seit Jahresbeginn um rund 15 Prozent zugelegt und damit den Gesamtmarkt gemessen am Swiss Market Index (+4,4 Prozent) klar hinter sich gelassen. Auch im Jahr 2023 entwickelten sich die Titel überdurchschnittlich.

Fünf Analysten haben Sonova mit einem «Buy»-Rating bedacht. Zehn sagen «Hold» und zwei raten, den Titel abzustossen. Das durchschnittliche Kursziel - 289 Franken - impliziert ein Aufwärtspotenzial von fast acht Prozent.

(AWP/cash))