Bollinger übernimmt die Leitung des Zürcher Kreditinstituts zu einem Zeitpunkt, an dem das Schlimmste des Benko-Debakels hinter ihm zu liegen scheint. Bär hat bereits erklärt, dass der Vermögensverwalter für 2024 einen Gewinn erwartet, der «deutlich» über dem von 2023 liegt, und konnte im November eine Beschleunigung der Kundenzuflüsse vermelden. D
Wenn Stefan Bollinger am Donnerstag das Amt des CEO der Julius Bär Gruppe AG übernimmt, erwarten Anleger schnell Antworten auf zwei zentrale Fragen: Wie will er die Rentabilität der Bank steigern, und wann wird Julius Bär wieder Kapital an die Aktionäre ausschütten?
Der 50-jährige ehemalige Goldman-Sachs-Partner wird nach knapp einem Jahr Übergangsphase fester CEO des Zürcher Vermögensverwalters. Sein Vorgänger Philipp Rickenbacher trat im Februar 2024 zurück, nachdem Verluste im Zusammenhang mit dem Immobilienunternehmer René Benko den Jahresgewinn der Bank halbiert hatten. Bis zur Ernennung Bollingers hatte Nic Dreckmann die Bank interimistisch geleitet.
Inzwischen wächst das Vertrauen der Aktionäre und Kunden in die 135 Jahre alte Privatbank wieder. Das zeigt sich an den steigenden Neuanlagen und einer stabileren Marktbewertung, welche die Verluste aus der Benko-Affäre weitgehend kompensiert haben. Dennoch stehen Bollinger grosse Aufgaben bevor - von der Senkung der Kosten bis hin zur Abwicklung der letzten Verbindungen zur Signa-Gruppe, die der Bank 700 Millionen Dollar an Verlusten eingebracht hat.
«Es wird vor allem darum gehen, das Wachstum wiederherzustellen», sagt Nicolas Payen, Analyst bei Kepler Cheuvreux in London. «Julius Bär hinkt derzeit allen Finanzzielen für das Jahresende hinterher. Bollinger wird mit neuen, überzeugenden und realistischen Zielen aufwarten müssen».
Bollinger übernimmt die Bank zu einem Zeitpunkt, an dem das Schlimmste des Benko-Debakels hinter ihm zu liegen scheint. Julius Bär hat bereits angekündigt, dass für 2024 einen deutlich höheren Gewinn erwartet wird und konnte zuletzt beschleunigte Kundenzuflüsse vermelden.
Anleger hoffen nun, dass Julius Bär die Aktienrückkäufe wieder aufnimmt. Die Bank hat jedoch klargemacht, dass dies erst möglich sei, wenn die laufenden behördlichen Untersuchungen abgeschlossen sind.
(Bloomberg)