Das Swisscom-Geschäft wird sich auch im zweiten Quartal wie üblich entwickelt haben. In der Schweiz wird das Telekomgeschäft weiter erodiert sein, während Geräteverkäufe und Fastweb in Italien dies teilweise kompensiert haben dürften. Analysten rechnen mit einem leichten Rückgang von Umsatz und Betriebsgewinn EBITDA, während der Reingewinn etwas zugelegt haben wird.

Konkret rechnet der AWP-Konsens mit einem Umsatz von 5,4 Milliarden Franken, bei einem Reingewinn von 844 Millionen Franken. Die Experten erwarten auch eine Bestätigung der bisherigen Ziele fürs Gesamtjahr 2024. Das Interesse wird sich so auf allfällige Neuigkeiten zur Übernahme von Vodafone Italia richten.

Für das laufende Jahr strebt der Telekomkonzern einen Umsatz von rund 11,0 Milliarden Franken an. Für Swisscom Schweiz ohne Fastweb wird mit einem Umsatz von rund 8,5 Milliarden Franken gerechnet, für Fastweb mit einem Umsatz von 2,6 bis 2,7 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn (EBITDA) soll mit 4,5 bis 4,6 Milliarden Franken leicht tiefer ausfallen als im Vorjahr. Dabei erwartet der Swisscom-Konzern ohne Fastweb einen EBITDA von rund 3,7 Milliarden Franken und für Fastweb einen EBITDA von rund 0,9 Milliarden Euro. Die Investitionen sollen sich auf rund 2,3 Milliarden Franken belaufen. Bei Erreichen der Ziele will Swisscom auch für 2024 eine unveränderte Dividende von 22 Franken pro Aktie ausschütten.

An den bisherigen Ausbauzielen für das Glasfasernetz hält die Swisscom auch nach der Weko-Verfügung (s. Pro Memoria) fest: Bis Ende 2025 will die Swisscom die Glasfaserabdeckung auf 57 Prozent erhöhen, bis 2030 auf 75 bis 80 Prozent.

Zeitgrösster Telekomanbieter Italiens

Mitte März gab die Swisscom die Übernahme von Vodafone Italia für 8,0 Milliarden Euro bekannt. Der Kauf wird vollständig mit Schulden finanziert. Vodafone Italien soll mit der Mailänder Swisscom-Tochter Fastweb zusammengelegt werden. Dadurch entsteht der zweitgrösste Telekomanbieter Italiens hinter dem Platzhirsch TIM mit einem kombinierten Umsatz von 7,3 Milliarden Euro und einem kombinierten Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) nach Leasing von 2,4 Milliarden Euro.

Vodafone Italien und Fastweb ergänzen sich gut: Während Fastweb ein Breitbandnetz hat, steuert Vodafone Italien ein Mobilfunknetz bei. Mit dem Zusammenschluss von Fastweb und Vodafone Italien werden Synergien von jährlich 600 Millionen Euro ab dem Jahr 2029 erwartet. Auf der anderen Seite fallen einmalige Kosten von rund 700 Millionen Euro für die Integration an. Die Übernahme führt laut Swisscom zu einem deutlichen Wertzuwachs. Der Telekomkonzern will die Dividende von bisher 22 Franken auf 26 Franken ab dem Jahre 2026 erhöhen. Und in den Folgejahren soll die Dividende weiter steigen. Der Deal soll voraussichtlich im ersten Quartal 2025 abgeschlossen werden. Die italienischen Behörden haben bereits grünes Licht gegeben.

Als Folge des Deals verkauft die Swisscom-Tochter Fastweb ihre Beteiligung an der italienischen Glasfasernetzfirma Fibercop an das US-Investmentunternehmen KKR. Fastweb erhält für den Anteil von 4,5 Prozent an Fibercop einen Verkaufspreis von 438,7 Millionen Euro. Damit steigt Fastweb aus dem Gemeinschaftsunternehmen komplett aus, das 2021 zum Ausbau der Glasfaserinfrastruktur in Italien von Telecom Italia (TIM), KKR und Fastweb gegründet worden war. Die Transaktion hat keinen Einfluss auf den Vertrag mit Fibercop zur Mitnutzung des Glasfasernetzes durch Fastweb (Wholesale-Vertrag). Der Vollzug der Transaktion wird im dritten Quartal 2024 erwartet, wenn die Übernahme der Festnetzfirma Netco durch KKR zustande kommt. Aus dem Verkauf ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem Buchwert zwar ein Gewinn von 189 Millionen Euro. Dieser Gewinn wird laut einem Sprecher aber erfolgsneutral im Eigenkapital verbucht und hat somit keine Auswirkungen auf den Reingewinn des Konzerns. Die Transaktion habe insgesamt keinen Einfluss auf den finanziellen Ausblick fürs Geschäftsjahr 2024.

Die Ratingagentur Moody's wird das Emittenten-Rating für Swisscom von «A1» möglicherweise senken. Sie hat das Rating nach dem Vodafone-Deal in den Status «Review» hinsichtlich einer Abstufung versetzt. Zuvor lautete der Ausblick «stabil». Die 8-Milliarden-Übernahme von Vodafone Italien verschlechtere die Kredit-Schlüsselzahlen der Swisscom materiell, so Moody's. Im Vergleich zu früher werde damit die Finanzierungspolitik der Swisscom weniger konservativ.

Glasfaserstreit und Sport-Busse

Das Bundesgericht hat Ende Juni die Sanktion der Wettbewerbskommission gegen die Swisscom im Streit um Sportübertragungen bestätigt. Das Telekommunikationsunternehmen muss eine Busse von 71,8 Millionen Franken zahlen. Die Weko kam 2016 zum Schluss, dass die Swisscom und ihre Tochter Blue Entertainment (vormals CT Cinetrade AG) im Zeitraum von 2006 bis 2013 ihre marktbeherrschende Stellung bei der Übertragung von Fussball- und Eishockeyspielen ausgenützt hätten. Sie hätten Geschäftsbeziehungen mit Konkurrenten verweigert, indem sie Schweizer Fussball- und Eishockeyübertragungen und ausländische Fussballübertragungen nicht oder eingeschränkt bereitgestellt hätten.

Die Swisscom will den Glasfaserstreit mit der Weko notfalls bis zur letzten Instanz durchziehen. Sollte der Swisscom-Rekurs gegen die Weko-Verfügung vor Bundesverwaltungsgericht scheitern, wird der Fall wohl beim Bundesgericht landen. «Das ist noch nicht entschieden, aber sehr wahrscheinlich», hatte Konzernchef Christoph Aeschlimann Anfang Mai im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP gesagt. Denn es gehe um sehr viel Geld und eine sehr wichtige Angelegenheit. Der Weko-Entscheid sei in vielen Punkten für die Swisscom nicht nachvollziehbar. Die Kartellwächter hatten der Swisscom eine Busse von 18,4 Millionen Franken aufgebrummt, weil sie die geänderte Bauweise des Glasfasernetzes für wettbewerbswidrig halten. Die Swisscom hatte die Netzarchitektur auf nur eine Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht umgestellt. Die Weko pocht jedoch auf einen Ausbau mit einer Zuleitung für jeden Haushalt. Die Wettbewerbshüter haben der Swisscom eine Frist bis Ende 2025 gesetzt, um die bereits in Betrieb genommenen rund 100'000 Anschlüsse mit nur einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht umzubauen. Von den blockierten Anschlüssen müssen noch 450'000 umgebaut werden.

Die Swisscom hat sich Mitte Mai erneut die TV-Übertragungsrechte der beiden höchsten Schweizer Fussballligen für fünf Jahre bis zur Saison 2029/30 gesichert. Wie viel Geld die Swisscom für die Schweizer Fussballrechte auf den Tisch gelegt hat, wollte der Konzern nicht bekannt geben.

Vor einem Monat hat die Swisscom den Festnetzauftrag der SBB an Sunrise verloren. Der Auftrag mit einer Laufzeit von fünf Jahren bringt Sunrise 6,3 Millionen Franken.

Öffentliche Ausschreibungen der frei werdende Mobilfunkfrequenzen

Der Bund will frei werdende Mobilfunkfrequenzen 2026 öffentlich ausschreiben. Dabei geht es um die 2012 an Swisscom, Sunrise und Salt vergebenen Mobilfunkkonzessionen, die Ende 2028 auslaufen. Diese Frequenzen aus den Bändern 800 MHz, 900 MHz, 1800 MHz, 2100 MHz und 2600 MHz machen gut die Hälfte der heute zugeteilten Mobilfunkfrequenzen aus. Die Eidgenössische Kommunikationskommission (Comcom) will aber keine neuen Frequenzen aus den Bändern 6 GHz, 26 GHz und 40 GHz vergeben.

Bundesrat Albert Rösti ist bereit zu einem «runden Tisch» mit der Telekombranche in der Auseinandersetzung um die Notstromversorgung. Die Regierung will, dass die Schweizer Mobilfunknetze auch nach einem grossen Stromausfall funktionieren. Deshalb will der Bund die Telekomfirmen an ihren total über 9000 Antennenstandorten für den Notfall zur Installation von Batterien und Dieselgeneratoren verpflichten. Die Telekombranche lehnt diese Vorschriften als nicht durchführbar ab.

Die Titel von Swisscom haben im bisherigen Jahresverlauf um rund 6 Prozent zugelegt, während der Gesamtmarkt gemessen am Leitindex SMI um knapp 10 Prozent zugelegt hat. Bereits letztes Jahr entwickelten sich die Titel unterdurchschnittlich.

Kursentwicklung der Swisscom-Aktien.

(AWP)