Analysten rechnen gemäss der Nachrichtenagentur AWP mit 873 Millionen Dollar Reingewinn für das vierte Quartal. Dies ist ungefähr die Hälfte dessen, was die Bank im Vorjahreszeitraum erwirtschaftete.

Derweil ist das Quartalsergebnis wegen des Steuerstreits mit Frankreich mit grosser Unsicherheit behaftet. Unklar ist, ob und falls ja, in welcher Höhe, die UBS im vierten Quartal neue Rückstellungen für den Gerichtsfall gebucht hat. Darüber scheiden sich die Geister unter den Analysten, weshalb deren Gewinnschätzungen auch weit auseinandergehen. Manche Experten berücksichtigen die gesamte vom Gericht geforderte Zahlung, andere gehen von keinen weiteren Absicherungen im vierten Quartal aus.

Für den Fall bereits zurückgestellt hat die Bank 450 Millionen Euro. 2014 hatte die UBS in Frankreich zudem eine Kaution von 1,1 Milliarden hinterlegen müssen. Diese wurde damals jedoch nicht als Aufwand verbucht.

Die UBS-Aktie kostet aktuell 17,075 Franken (Stand Montagnachmittag) und notiert damit rund 4 Prozent über dem Stand von Ende 2021 (SMI -5,2 Prozent). Damit konnten die Titel sich im Zuge des jüngsten Ausverkaufs am Gesamtmarkt gegen den Trend relativ gut halten. Die Aktien kennen seit fast zwei Jahren fast nur noch eine Richtung, nämlich nach oben. Am 13. Januar markierten sie ein neues Mehrjahreshoch bei 18 Franken - das ist der höchste Stand seit Februar 2018.

Hamers treibt Digitalisierung voran

Die Investoren warten bereits länger auf Details zu neuen Geschäfts-Plänen, nachdem der neue UBS-CEO Ralph Hamers nun schon seit über einem Jahr das Ruder in der Hand hält ohne sich dementsprechend zu äussern. Die Markteilnehmer sind daher umso gespannter, wie es bei der grössten Schweizer Bank konkret weitergehen soll. Unter anderem sollen auch die - bereits übertroffenen - mittelfristigen Finanzziele, welche die Bank Anfang 2020 kommuniziert hat, aktualisiert werden. Bahnbrechendes wird am Markt mehrheitlich jedoch nicht erwartet.

Der neue CEO, der gemeinhin als Digitalisierungsexperte gilt und bei der Retailbank ING in den Niederlanden als Chef bei der Entwicklung neuer Produkte den so genannten agilen Ansatz eingeführt hat, soll bei der UBS die Digitalisierung vorantreiben. Bei dieser Arbeitsweise arbeiten alle Spezialisten aus unterschiedlichen Bereichen in kleinen, flexiblen Teams zusammen.

 

 

Erst vergangene Woche wurde in diesem Zusammenhang bekannt, dass die UBS in den USA den digitalen Vermögensverwalter Wealthfront für 1,4 Milliarden Dollar übernimmt. Mit dem Kauf will die UBS jüngere Kunden anlocken. Wealthfront hat Angaben zufolge 470'000 Kunden und über 27 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen.

Weihnachtsquartal üblicherweise schwächer

Mit Blick auf das operative Geschäft ist anzumerken, dass das Weihnachtsquartal wegen der Feiertage üblicherweise schwächer ausfällt. Nach dem starken dritten Quartal hatte die Bank selbst bereits angedeutet, dass es im vierten Quartal zu einer Abschwächung etwa der Kundenaktivität kommen werde. Stichworte sind Inflationsängste, ein negativer Einfluss durch Coronavirus-Varianten sowie Konjunktursorgen. Viele Analysten gehen denn auch von einem Ergebnis unter dem Vorquartal, aber über dem Vorjahreszeitraum aus.

Die hiesige Konkurrenz, die Credit Suisse, berichtete bereits vor einigen Tagen, dass das Geschäft im Schlussquartal wegen eines ungünstigeren Marktumfelds nicht mehr so gut lief. Betroffen waren sowohl das Investment Banking als auch die Vermögensverwaltung und mit Blick auf die Regionen etwa besonders Asien. Von der Verunsicherung der Investoren in der Region könnte auch die UBS betroffen sein, schreibt ein Analyst.

Das passt auch ins Bild von Übersee: US-Banken wie JPMorgan, Citigroup oder Goldman Sachs enttäuschten die Anleger mit den Zahlen zum vierten Quartal, auch wenn die Bilanz des Gesamtjahres sehr positiv ausfiel. Im Schlussquartal 2021 verdienten die grossen Finanzkonzerne deutlich weniger als im Vorjahr.

Fokus auf Kapitalrückführung

Besondere Aufmerksamkeit dürfte daher auch Aussagen des UBS-Managements zum Ausblick zuteilwerden. Einige globale Investmentbanken rechnen mit einer Verlangsamung im neuen Jahr. "Aktuell gehen sowohl Konsens als auch wir davon aus, dass die UBS das Ertrags- und Gewinnniveau des durch hohe Transaktionstätigkeit geprägten Jahres 2021 im angelaufenen Jahr nicht ganz verteidigen können wird", heisst es auch in einem Kommentar der ZKB.

Des Weiteren erhoffen sich Analysten mehr Klarheit in Sachen Kapitalrückführung - jetzt, da auch das Urteil vom Berufungsgericht bekannt ist. Nicht wenige Experten gehen vor allem mit Blick auf Aktienrückkäufe davon aus, dass es zu einer positiven Überraschung kommen könnte.

Die Bank legt bei der Ausschüttung von überschüssigem Kapital seit einiger Zeit ein stärkeres Gewicht auf Aktienrückkäufen als auf Bardividenden. Seit Februar 2021 läuft ein Programm, das den Rückkauf von Namenaktien im Umfang von bis zu 4 Milliarden Franken bis 2024 vorsieht. Bis dato (letzter Kauf am 1.12.) wurden im Rahmen dieses Programms 152,6 Millionen Aktien für 2,29 Milliarden Franken zurückgekauft, der Durchschnittpreis lag bei 15,03 Franken. Ausserhalb dieses Programms hat die UBS 2021 weitere knapp 33 Millionen Aktien für 501 Millionen zurückgekauft

(AWP)