Q1 2022E
(in Mio USD)            AWP-Konsens     Q1 21A   

Geschäftsertrag             8807         8677        
Geschäftsaufwand            6442         6407        
Konzernergebnis             1666         1824        

Gewinn vor Steuern          2258         2298        
- GWM                       1565         1413        
- Investment Bank            481          411        
- P&C Banking                407          389        
- Asset Management           220          228        
- Group Functions           -151         -134        

FOKUS: Analysten rechnen mit einem soliden Quartal, trotz der Auswirkungen durch den Ukraine-Krieg. Die Unsicherheit wegen des geopolitischen Konflikts, aber auch die steigende Inflation und die anziehenden Zinsen dürften jedoch nicht spurlos am Transaktionsappetit der Kunden und an der Vermögensbasis der UBS vorbeigegangen sein. Das Ergebnis dürfte auf jeden Fall hinter dem starken Ergebnis vom Vorjahr zurückgeblieben sein.

Die Experten sind sich zudem nicht einig, ob die Grossbank zum Jahresstart 2022 im Vergleich zum Vorjahr gewachsen ist oder einen kleinen Rücksetzer erlitten hat, was die Erträge angeht. Auch das Ergebnis ist mit grösserer Unsicherheit behaftet, sodass die Schätzungen recht weit auseinanderklaffen.

Im Vorjahr hatte die UBS von der sehr guten Stimmung an den Finanzmärkten profitiert und mehr verdient. Ein noch höherer Gewinn wurde aber durch die Geschäftsbeziehung zum kollabierten US-Hedgefonds Archegos, der mit viel Fremdkapital auf steigende Technologieaktien gesetzt und verloren hatte, verhindert.

Zum Geschäftsgang bei der grössten Schweizer Bank im abgelaufenen Quartal ist bislang noch nicht allzu viel bekannt. Mitte März sagte UBS-Chef Ralph Hamers lediglich, in den ersten beiden Monaten 2022 habe die Bank insgesamt gute Kundenaktivitäten gesehen. Im März hätten dann aber die steigenden Spannungen die Aktivität von einigen Kunden vor allem in Asien gebremst. Im Vergleich zum Vorjahr dürfte dies auf den Gebühreneinnahmen lasten.

Die Wettbewerberin Credit Suisse hat bereits am Mittwoch einen Verlust für das Quartal angekündigt. Allerdings offenbaren sich damit keine grossen Hinweise für das UBS-Ergebnis, da die kleinere Schweizer Grossbank zur Zeit bekanntlich grösstenteils mit hausgemachten Problemen zu kämpfen hat. Allerdings belasteten auch Kreditrisiken wegen des Ukraine-Kriegs und der Sanktionen gegen Russland das Ergebnis der hiesigen Konkurrenz. Verluste und Rückstellungen für mögliche Kreditverluste bezifferte die CS auf rund 200 Millionen Franken.

Auch bei der UBS werden die Investoren bei Aussagen zu den direkten und indirekten Auswirkungen durch die geopolitische Krise ganz genau hinhören und wissen wollen, was diese kurz- und langfristig für Konsequenzen haben könnten. Bis dato hat die Bank über ein begrenztes direktes Engagement in Russland gesprochen. Es sei eine geringe Anzahl von Kunden in der Division Global Wealth Management identifiziert worden, die von den Sanktionen gegen Russland betroffen sind, mit ausstehenden Krediten von weniger als 10 Millionen US-Dollar, hiess es Anfang März. Der weltgrösste Vermögensverwalter hat etwa 70 Mitarbeitende in Russland. Russland sei aber bereits seit einiger Zeit kein Kernmarkt mehr.

Deutlich abgekühlt haben dürfte sich das Umfeld an den Kapitalmärkten. Bei den Ergebnissen der US-Grossbanken hat sich bereits eine Verlangsamung im Investment Banking im ersten Quartal gezeigt. Und auch die Credit Suisse berichtete vor zwei Tagen von einem Rückgang der Kapitalmarktemissionen und einer geringeren Geschäftsaktivität im bisherigen Jahresverlauf.

Laut Bloomberg hat der spürbare Rückgang der Kapitalmarktaktivitäten wegen des Ukraine-Kriegs und der anziehenden Zinsen bereits auch Folgen bei der UBS. Die Grossbank baue Stellen im Bereich Kapitalmarkt ab, schrieb die Nachrichtenagentur Ende März unter Berufung auf Insider. "Eine Handvoll Banker" seien betroffen, die im Bereich Kapitalmärkte in den Regionen Europa, Mittlerer Osten und Afrika tätig waren. Die Schweizer Bank habe aus Kostengründen bereits Investmentbanking-Stellen in Schwellenländern abgebaut, darunter in Polen und in Dubai.

ZIELE: Die UBS hat Anfang Februar anlässlich der Zahlenvorlage zum Geschäftsjahr 2021 ihre Mittelfristziele angepasst. Sie lauten wie folgt:

. Rendite auf hartem Kernkapital (RoCET1)
  15-18% (Q4: 11,9%; 2021: 17,5%)
  
. Kosteneffizienz: 
  - Cost-Income-Ratio 70-73% (Q4: 80,5%; 2021: 73,6%)

. Global Wealth Management (GWM):
  - Wachstum Vorsteuergewinn über den gesamten Zyklus 10-15%
  - Wachstum Nettoneugeldzufluss >5%
  
. Verwaltete Vermögen GWM, AM, P&C 
  >6 Bio USD (Ende 2021: 4,6 Bio)

. Kapitalquoten:
  - Harte CET1-Kernkapitalquote von rund 13% (2021: 15,0%)
  - CET1 Leverage Ratio von über 3,7% (2021: 4,24%)

PRO MEMORIA:

MANAGEMENT: An der Generalversammlung am 6. April wurde Colm Kelleher, der 30 Jahre für die US-Grossbank Morgan Stanley arbeitete, zum neuen Verwaltungsratspräsidenten gewählt. Sein Vorgänger Axel Weber hatte die statutarisch festgelegte Amtszeitbegrenzung von zehn Jahren im Verwaltungsrat erreicht.

RECHTSFÄLLE: Die UBS hat es immer wieder mit Gerichtsverfahren zu tun. Im Steuerstreit mit Frankreich steht ein endgültiges Urteil noch aus. Nach einer Niederlage vor Gericht im Februar 2019 wurde die Bank im Dezember 2021 auch in zweiter Instanz vom Berufungsgericht in Paris wegen unerlaubter Geldgeschäfte und der Beihilfe zur Geldwäsche schuldig gesprochen worden. Das Gericht verlangt eine Zahlung von insgesamt 1,8 Milliarden Euro, wogegen die UBS erneut Berufung eingelegt hat.

Neben dem Fall in Frankreich wartet sie zudem noch auf ein Urteil in den USA im Fall der sogenannten Ramsch-Hypotheken aus der Zeit der Finanzkrise (RMBS-Papiere). Es ist einer der letzten anhängigen Fälle dieser Art. Zahlreiche andere grosse Banken in den USA und Europa - unter anderem die CS - haben ähnliche Verfahren bereits beigelegt. Analysten rechnen mit möglichen Kosten für die UBS von mehreren Milliarden Dollar. Insgesamt waren bei der Bank Ende Dezember 2,8 Milliarden Dollar für Rechtsfälle, regulatorische Angelegenheiten und ähnliches zurückgestellt.

KAPITALRÜCKFÜHRUNG: Die Bank legt bei der Ausschüttung von überschüssigem Kapital ein stärkeres Gewicht auf Aktienrückkäufe als auf Bardividenden. Seit Ende März 2022 läuft ein Programm, das den Rückkauf von Namenaktien im Umfang von bis zu 6 Milliarden Dollar bis 2024 vorsieht. Bis dato (letzter Kauf am 14.4.) wurden im Rahmen dieses Programms bereits 18,8 Millionen Aktien für 330,0 Millionen Franken zurückgekauft, der Durchschnittpreis lag bei 17,54 Franken. Zuvor hatte die UBS im Rahmen eines Vorgänger-Programms Aktien im Wert von 3,8 Milliarden Franken erworben.

ATKIENKURS: Die UBS-Aktie kostet rund 16,80 Franken (Stand Freitag 13.30 Uhr) und notiert damit gut 2 Prozent über dem Stand von Ende 2021. Damit können sich die Titel gegen den Trend gut halten, haben den Rücksetzer von Ende Februar/Anfang März mit Beginn des Ukraine-Kriegs aber noch nicht ganz wieder wettgemacht. Insgesamt kennen UBS seit zwei Jahren aber fast nur noch eine Richtung - nämlich nach oben. Am 10. Februar markierten sie ein neues Mehrjahreshoch bei 19,90 Franken.

Homepage: www.ubs.com

jl/ys

(AWP)