Ihr Angebot von Flügen nach China wird ausgedünnt, während Konkurrenten aus China und vom arabischen Golf Marktanteile gewinnen. Wie aus Branchendaten hervorgeht, sind die grossen chinesischen Airlines bei 90 Prozent ihrer internationalen Flüge angelangt im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019, westliche Airlines erst bei 60 Prozent.
British Airways kündigte kürzlich an, ab Ende Oktober für ein Jahr nicht mehr von London nach Peking zu fliegen. Bei der Lufthansa war die geringe Rentabilität von China-Flügen eine von mehreren Ursachen für ein schwaches erstes Halbjahr. Andere Airlines berichten von einer weiterhin geringen Nachfrage im Westen nach China-Reisen.
Hintergrund sind die höheren Kosten durch längere Flugzeiten, wenn der russische Luftraum vermieden werden muss. Auf der Route London-Peking macht das zum Beispiel fast zweieinhalb Stunden aus. China Southern etwa nimmt den direkten Weg, obwohl tiefer unten im Luftraum zwischen der Ukraine und Russland Raketen und Drohnen fliegen. Die Airline bietet die Verbindung seit dem vergangenen Jahr an. Hinzu kommt, dass sich die Nachfrage nach Flügen zwischen China und dem Westen seit dem Ende der Corona-Pandemie nur schleppend erholt. Im Juli gab es 23 Prozent weniger Flüge aus China als im gleichen Monat des Jahres 2019, wie die Daten von Cirium zeigen.
«China ist ganz schwierig zur Zeit, weil die chinesischen Carrier so viele Kapazitäten auf den Markt werfen», erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr im Juni im Wirtschaftspresseclub Stuttgart. Die Marge sei «nicht so doll». Die Lufthansa hat in diesem Sommer mit 35 wöchentlichen Frequenzen von München und Frankfurt nach Peking, Shanghai und Hongkong 66 Prozent des Volumens von 2019 im Programm. Das höhere Angebot bei der Lufthansa wie auch bei anderen Airlines drückt die Ticketpreise. Am grössten deutschen Flughafen Frankfurt liegen China-Verbindungen mit 57 wöchentlichen Frequenzen dem Betreiber Fraport zufolge noch 17 Prozent unter Vorkrisenniveau.
Chinesische Airlines wachsen stärker
Der Anteil der internationalen Flüge von und nach China, die von chinesischen Fluggesellschaften durchgeführt werden, ist unterdessen höher als vor der Corona-Krise und steigt weiter an. Sie haben neben kürzeren Routen noch andere Vorteile: «Chinesische Fluggesellschaften haben in der Regel bis zu 30 Prozent niedrigere Kosten als ihre internationalen Konkurrenten», erklärt John Grant, Reisedatenexperte von OAG.
Chinesische Fluggesellschaften wie China Southern, China Eastern und Air China, die auch in Frankfurt landen, führten im vergangenen Monat 90 Prozent der internationalen Flüge durch im Vergleich zum Juli 2019, so die von Reuters analysierten Flugplandaten von Cirium. Ausländische Fluggesellschaften liessen nur 60 Prozent der Flüge von vor der Pandemie abheben, was auf einen Rückzug hindeutet. Die australische Fluglinie Qantas begründete die Einstellung der Sydney-Shanghai-Flüge im Juli mit halbleeren Flugzeugen und der geringen Nachfrage nach China-Reisen. Vor der Corona-Krise war der rege Geschäftsreiseverkehr zwischen Europa und China ein einträgliches Geschäft für Lufthansa & Co mit Business-Class-Kunden bei einem nur kleinen Markt für private Urlaubsreisen.
So werden beispielsweise die einzigen Nonstop-Flüge zwischen Mexiko und China von chinesischen Fluggesellschaften angeboten, nachdem Aeromexico die Verbindungen nach der Pandemie nicht wieder aufgenommen hat. Im Nahen Osten, wo China seine Beziehungen ausbaut, hat Emirates aus Dubai die Kapazitäten nach China vollständig wiederhergestellt, Kuwait Airways hat die Frequenzen erhöht und Gulf Air aus Bahrain hat im Mai zum ersten Mal Flüge zu zwei chinesischen Städten aufgenommen.
Zwischen den USA und China verkehrt sogar nur ein Fünftel der Flüge von 2019. Das bilaterale Luftverkehrsabkommen wurde zwischen den beiden im Handelsstreit liegenden Wirtschaftsmächten 2020 ausgesetzt. Die Fluggenehmigungen werden schrittweise wieder erhöht. Die US-Airlines nutzen die erlaubten Hin- und Rückflüge mit 35 pro Woche nicht aus, während chinesische Airlines schon auf 49 pro Woche aufstockten. United Airlines verwies auf eine «dramatisch» gesunkene Nachfrage. Gewerkschaften und Luftfahrtunternehmen in den USA beobachten den Trend mit Sorge und werfen der Regierung in Peking eine wettbewerbsfeindliche Politik vor. Im April warnten sie in einem Schreiben an die Regierung: «Wenn das Wachstum des chinesischen Luftverkehrsmarktes unkontrolliert fortgesetzt wird, werden weiterhin Flüge an chinesische Fluggesellschaften vergeben.»