Ein WEF-Sprecher bestätigte der Nachrichtenagentur AWP am Mittwoch entsprechende Informationen des «Wall Street Journal». Der Stiftungsrat leitete an seiner ausserordentlichen Sitzung vom Ostersonntag einstimmig eine externe Untersuchung gegen Schwab ein, der bis dahin den Stiftungsrat präsidiert hatte. In dem anonymen Schreiben an den Stiftungsrat heisst es laut der Zeitung, während Jahren sei es zu systematischen Governance-Verfehlungen und Machtmissbrauch gekommen.

Im Zentrum steht der Vorwurf einer Vermischungen privater und institutioneller Interessen. Schwab und seine Ehefrau sollen private Luxusreisen über das WEF abgerechnet haben und eine vom WEF erstandene Immobilie in Genf teils exklusiv privat genutzt haben.

Schwab: «Bösartige Unterstellungen»

Schwab bestreitet die Vorwürfe. «Es sind bösartige Unterstellungen, die ich zurückweise. Für jede dieser Unterstellungen habe ich die notwendige Gegenerklärung, die belegt, dass sie falsch sind», sagte er in einem am Mittwochnachmittag veröffentlichen Interview mit den «CH Media»-Zeitungen.

Er habe wegen Diffamierung Strafanzeige gegen unbekannt eingereicht, so Schwab. Zudem sagte der WEF-Gründer, dass er keine Möglichkeit gehabt habe, vor dem Stiftungsrat eine Stellungnahme abzugeben.

Seiner Meinung nach könnte es sich um einen bewusste Kampagne handeln, so Schwab. «Wenn man es zu tun hat mit einem Gründer, der 55 Jahre lang erfolgreich gewirkt hat, dann will der Nachfolger nicht einfach in dessen Fussstapfen treten - sondern ein eigenes Profil etablieren. Das geht am einfachsten, wenn man den Vorgänger nicht einfach gehen lässt, sondern ihn vom Podest stösst.»

Dass seine Frau Hilde Schwab ebenfalls beschuldigt werde, treffe ihn am stärksten. «Meine Frau hat sich die letzten 50 Jahre mit enormem Einsatz für das Forum engagiert, ohne ein Gehalt zu beziehen», sagte Schwab.

WEF nimmt Vorwürfe ernst

Der WEF-Sprecher erklärte gegenüber AWP, man nehme die Vorwürfe ernst, diese seien jedoch bislang nicht bewiesen. Weitere Kommentare gibt das WEF erst nach Abschluss der Untersuchung ab.

Schwab hatte am Ostermontag überraschend per sofort seinen Rücktritt als Vorsitzender des WEF-Stiftungsrats bekannt gegeben. Bei der Begründung zum ungewöhnlichen Zeitpunkt blieb der 87-Jährige in der Mitteilung vage, strich aber sein Alter und eine frühere Aussage hervor.

Schwab hatte vor einem Jahr angekündigt, seinen Chefposten zu verlassen und auf den Posten des Stiftungsrats-Vorsitzenden zu wechseln. Interimstisch hat der ehemalige Nestlé-Präsident Peter Brabeck-Letmathe den WEF-Vorsitz übernommen.

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(AWP)