Biden kam am Wochenende nach einer Reihe von Wahlkampfveranstaltungen in Camp David mit seiner Familie zusammen. Der Trip war bereits länger geplant gewesen. Das Weisse Haus bemühte sich, den Eindruck zu vermeiden, dass es sich um ein Krisentreffen handele. Stattdessen stand ein Fotoshooting mit der berühmten Fotografin Annie Leibovitz auf dem Programm - Bidens Kinder und Enkelkinder reisten eigens dafür an. Biden will am Montagabend (Ortszeit) ins Weisse Haus zurückkehren. Neben seinen Terminen als US-Präsident hat er weitere Empfänge mit Spendern der Demokratischen Partei geplant.

Bericht: Bidens Familie unzufrieden mit Beratern

Biden hofft wie sein Amtsvorgänger Trump auf einen Sieg bei der Präsidentenwahl im November. Bisher deutete vieles auf ein enges Rennen hin. Doch nach Bidens katastrophaler Darbietung beim ersten TV-Duell am Donnerstagabend (Ortszeit) ist in den USA eine Debatte darüber entbrannt, ob der Demokrat wirklich noch für das Amt geeignet ist oder besser einem jüngeren Kandidaten das Feld überlassen sollte. Biden trotzt Rückzugsforderungen bisher und bemüht sich um Schadensbegrenzung. Auch seine Ehefrau Jill stellt sich demonstrativ hinter den US-Präsidenten.

Das Portal «Politico» berichtete nun, Bidens Familie habe sich in Camp David besonders über die engsten Mitarbeiter des Demokraten echauffiert. Sie trügen die Schuld am Misserfolg des Präsidenten bei der Debatte, hiess es unter Berufung auf das Umfeld der Familie. Biden sei nicht bereit gewesen, Trump stärker anzugreifen und habe sich zu sehr darauf versteift, seine Bilanz zu verteidigen, anstatt eine Vision für eine zweite Amtszeit zu skizzieren. Ausserdem sei er überarbeitet gewesen, soll die Familie kritisiert haben. Ein ranghoher Mitarbeiter Bidens wies «Politico» zufolge zurück, dass sich die Wut der Angehörigen gegen bestimmte Mitarbeiter richte.

Bidens hohes Alter ist Dauerthema

Zweifel an Bidens Eignung für eine zweite Amtszeit wegen seines hohen Alters gibt es seit Langem. Sollte er die Wahl im November gewinnen, wäre er bei Vereidigung im neuen Jahr 82 Jahre alt. Während die Demokraten gehofft hatten, dass Biden bei der Debatte zeigt, wie fit er noch sei, passierte genau das Gegenteil: Biden verlor bei dem TV-Spektakel vor Millionenpublikum mehrmals den Faden, nuschelte, starrte mit offenem Mund ins Leere und konnte häufig seine Sätze nicht richtig beenden.

Biden verspricht sich bei Auftritten generell regelmässig, auch sein steifer Gang sorgt immer wieder für Gesprächsstoff. Immer wieder gibt es Berichte darüber, dass er sich angeblich nicht richtig konzentrieren könne. Das Weisse Haus widerspricht dem regelmässig. Am Wochenende berichtete das Portal «Axios» unter Berufung auf nicht namentlich genannte Mitarbeiter, Biden sei zwischen 10 Uhr vormittags und 16 Uhr nachmittags besonders fit. Deshalb würden viele öffentliche Veranstaltungen zu dieser Zeit des Tages geplant. Ausserhalb dieser Zeitspanne neige Biden eher zu Versprechern, hiess es weiter.

Die Demokratische Partei steht aktuell zwar öffentlich hinter ihm. Sollten sich Bidens Umfragewerte in den kommenden Tagen aber verschlechtern, könnte sich das schnell ändern.

(AWP)