Gemäss dem am Montag veröffentlichten Wahlbarometer wäre die SVP auf 29,9 Prozent der Stimmen gekommen. Dies entspricht einem Plus von 2 Prozentpunkten im Vergleich zum Ergebnis der Wahlen 2023. Bereits damals hatte die Partei um 2,3 Prozentpunkte zugelegt. Mit 29,9 Prozent würde sie ihr Rekordergebnis von 29,4 Prozent aus dem Jahr 2015 übertreffen.

Zweitstärkste Partei wäre laut der Umfrage die SP mit 17,8 Prozent der Stimmen geworden. Die Sozialdemokraten hätten damit 0,5 Prozentpunkte eingebüsst.

Mitte und FDP weiter Kopf-an-Kopf

FDP und Mitte hätten demnach ihre Ergebnisse von 14,3 respektive 14,1 Prozent halten können. Dagegen hätten die Grünen mit 9,5 Prozent (-0,5) und die Grünliberalen mit 6,6 Prozent (-1) Verluste hinnehmen müssen.

Insgesamt verliere keine Partei deutlich, halten die Studienautoren fest. Dennoch sprechen sie von einem Rechtsruck. Dieser entspreche einem europäischen Trend. Dabei sei jedoch auffällig, dass die FDP, obwohl sie sich im vergangenen Jahr pointiert positioniert habe, bislang nicht profitieren könne. Vielmehr lieferten sich die Freisinnigen nach wie vor ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Mitte um Platz drei der Rangliste.

Gemäss der Umfrage kann die Linke bezüglich Wähleranteil nicht von ihren Erfolgen bei Sachabstimmungen profiteren. Beispiele sind hier die Abstimmungen über die 13. AHV-Rente, den Autobahnausbau und die Mietrechtsvorlagen. Die Studienautoren erklären dies mit den Eigenheiten der halbdirekten Demokratie.

Die Schweizer Abstimmungsdemokratie erlaube es den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern auch, lediglich punktuell Gegensteuer zum Trend Richtung rechts zu geben, schreiben sie.

«Linke» und «konservative» Themen

Das Ergebnis der Umfrage erklärt sich gemäss der Studie teils aus der Themenkonjunktur. Die grösste Herausforderung für die Schweizer Politik bleiben aus Sicht der Befragten die Krankenkassenprämien.

50 Prozent von ihnen zählen die Prämienbelastung zu den drei wichtigsten Herausforderungen. 33 Prozent nannten Zuwanderung allgemein und die Personenfreizügigkeit, 29 Prozent die Asylpolitik. Dahinter folgen mit 26 und 24 Prozent die Themen Klimawandel und Soziale Sicherheit/Lebenshaltungskosten.

In den vorderen Rängen seien damit sowohl klassische Themen des konservativen Lagers als auch solche, die für die Linke wichtig seien, heisst es dazu in der Studie.

Im Zeitverlauf zeige sich, dass der Klimawandel in den letzten beiden Jahren aus Sicht der Befragten an Bedeutung verloren habe: Noch 2022 sahen 43 Prozent darin eine der grossen Herausforderungen des Landes. 2024 waren es noch 26 Prozent. Dagegen verleibe im gleichen Zeitraum die Bedeutung des Themas Zuwanderung auf hohem Niveau.

Weniger Polarisierung bei sozialen Themen

Die Einschätzung der Herausforderungen unterscheidet sich laut Studie stark je nachdem, welche Partei jemand wählen würde. Zugleich liegt hier auch eine mögliche Erklärung für die Diskrepanz zwischen Zugewinnen der SVP beim Wähleranteil und linken Abstimmungssiegen.

Die Krankenkassenprämien, aber auch die soziale Sicherheit, werden demnach im ganzen politischen Spektrum als wichtige Herausforderungen betrachtet. Dagegen bezeichnen zwar 57 Prozent der Wählerinnen und Wähler der SVP und 39 Prozent der Anhängerschaft der FDP die Zuwanderung als wichtige Herausforderung, bei der Basis von Grünen und SP sind es dagegen lediglich 7 beziehungsweise 10 Prozent.

Klima-Thema polarisiert

Das genau umgekehrte Bild zeigt sich derweil beim Thema Klimawandel: Wahrend 78 Prozent der Anhängerinnen und Anhänger der Grünen und 49 beziehungsweise 46 Prozent der Anhängerschaften von GLP und SP die Erderwärmung als eines der drei wichtigsten aktuellen Probleme sehen, sind es bei FDP und SVP lediglich 13 respektive 3 Prozent.

Für die Umfrage wurden die Angaben von 4467 Stimmberechtigten ausgewertet. Diese konnten zwischen dem 28. Oktober und dem 11. November an der Online-Befragung teilnehmen.

Sie konnten sich dabei zwar selbst für die Erhebung rekrutieren, die Daten wurden danach aber so gewichtet, dass sie gemäss Sotomo für die aktive Stimmbevölkerung repräsentativ sind. Bei diesem Verfahren lässt sich zwar nicht wie bei einer Zufallsstichprobe ein Stichprobenfehler errechnen. Die Umfrage sei aber ähnlich repräsentativ wie eine Zufallsstichprobe mit einem Stichprobenfehler von +/-1,5 Prozentpunkten, so die Forschungsstelle.

(AWP)