Die Europäische Zentralbank (EZB) hat aus Sicht von Volkswirten auf ihrem Straffungskurs im Kampf gegen die Inflation voraussichtlich den Zinshöhepunkt erreicht. Laut einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters gehen Ökonomen davon aus, dass die Währungshüter voraussichtlich die Zinsen nun bis mindestens Juli 2024 auf dem aktuellen Niveau belassen werden. Reuters befragte Volkswirte vom 15. bis 18. September zu ihren Erwartungen. Die EZB hatte vergangene Woche die Zinsen das zehnte Mal in Serie angehoben. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geschäftsbanken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, stieg damit von 3,75 auf 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999.

Den Umfrageergebnissen zufolge rechneten alle 70 befragten Volkswirte damit, dass die EZB nun erst einmal pausieren und am Einlagensatz in diesem Jahr nicht weiter rütteln wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass es doch noch in diesem Jahr zu einer Zinsanhebung kommt, wurde auf 20 Prozent eingestuft. Das ist der mittlere Wert von 32 Antworten auf eine entsprechende Frage. Die Antworten variierten zwischen fünf Prozent und 35 Prozent. Laut Notenbankchefin Christine Lagarde liegen die Zinsen inzwischen auf einem Niveau, das, wenn es lange genug beibehalten wird, deutlich zu einer Rückkehr der Inflation zum EZB-Ziel von zwei Prozent Inflation beitragen werde.

Rund 60 Prozent der befragten Volkswirte - 41 von 70 - gingen in der Umfrage davon aus, dass die Euro-Wächter bis Juli 2024 die Zinsen nicht senken werden. 23 von 38 Volkswirten, die auf eine entsprechende Frage antworteten, sahen es als grösseres Risiko für ihre Vorhersagen an, dass die EZB früher als prognostiziert mit Zinssenkungen beginnen könnte.

(Reuters)