Insgesamt hatten die für die Fachkräftestudie im Sozialbereich 2024 rund 1700 befragten Arbeitgebenden über 5000 Abgänge zu verzeichnen, wie es in der Studie des Schweizerischen Dachverbands für die Berufsbildung im Sozialbereich (Savoirsocial) und der Fachkonferenz Soziale Arbeit der Fachhochschulen Schweiz (Sassa) heisst. Die Anzahl Abgänge entsprach dabei ungefähr der Anzahl der ausgeschriebenen Stellen.
Die Fluktuationsrate der Betriebe lag 2023 laut der Studie bei 22 Prozent und somit über dem schweizweiten Durchschnitt. In Betrieben mit weniger als zehn Angestellten lag die Rate gar bei 27 Prozent, in grösseren Betrieben bei knapp 20 Prozent. Die höchste Fluktuationsquote hatten derweil Betriebe aus dem Bereich der familien- und schulergänzenden Kinderbetreuung.
Arbeitsbelastung als häufigster Grund für Kündigung
Laut der Studie besteht hierbei «die Gefahr einer Negativspirale»: Je mehr Ressourcen in den Betrieben durch die Stellenbesetzung gebunden und je aufwändiger und länger Rekrutierungsprozesse würden, desto stärker steige die Arbeitsbelastung im Betrieb. Dies könne wiederum zu neuen Kündigungen führen.
Der Anteil an Angestellten, die länger als fünf Jahre im selben Betrieb arbeiteten, lag bei nur 38 Prozent. Im Vergleich zum durchschnittlichen Wert aller Branchen lag dieser Wert laut der Studie denn auch um 12 Prozentpunkte tiefer.
Unterschiede zeigten sich dabei zwischen den Sprachregionen: Vor allem in der Deutschschweiz gab es mehr Arbeitnehmende, die weniger als drei Jahre im selben Betrieb gearbeitet hatten. In der französischsprachigen und der italienischsprachigen Schweiz hingegen gab es grössere Anteile von Arbeitnehmenden, die länger als zehn Jahre im selben Betrieb arbeiteten.
Als der am häufigsten angegebene Kündigungsgrund wurde die Arbeitsbelastung genannt. Darauf folgten Lohnvorstellungen und der Wunsch nach Neuorientierung, wie es weiter heisst. In vertiefenden Interviews im Rahmen der Studie zeigte sich zudem, dass unter dem Begriff Arbeitsbelastung je nach Arbeitsfeld unterschiedliche Themen zusammengefasst werden.
In der Sozialhilfe wurde die Arbeitsbelastung aufgrund hoher Fallzahlen und hoher administrativer Vorgaben als hoch eingestuft. In den Arbeitsfeldern, wo betreuerische Tätigkeiten dominieren, führte die Kombination von physisch intensiver Arbeit mit hoch vulnerablen betroffenen Personen zu einer belastenden Arbeitsatmosphäre.
Probleme bei der Rekrutierung nehmen zu
Die Betriebe schätzten auch die Rekrutierung als anspruchsvoller und aufwändiger ein als früher, wie auch der Vergleich mit der Befragung von 2016 zeigte. Aktuell könnten 90 Prozent der ausgeschriebenen Stellen besetzt werden, 60 Prozent fristgerecht und mit der gewünschten Qualifikation, hiess es weiter.
Es zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den Arbeitsfeldern, jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den Sprachregionen. Dies galt auch für die Besetzung von Führungsfunktionen. In den Grenzkantonen verlief die Rekrutierung von Fachkräften laut der Studie indes tendenziell einfacher.
Vor allem die kleineren befragten Betriebe hatten 2023 einen hohen Anteil der Stellen ausgeschrieben: 60 Prozent der Stellen mussten neu besetzt werden. Bei Betrieben mit mehr Arbeitnehmenden sank der Anteil der neu zu besetzenden Stellen.
Wachstum in allen Bereichen verzeichnet
Aus den öffentlichen Statistiken wurde ersichtlich, dass sowohl die Anzahl der Betriebe als auch die Beschäftigtenzahl im Sozialbereich seit 2016 wuchs. Auch bei den Ausbildungsabschlüssen wurde ein Wachstum verzeichnet - im Vergleich mit anderen Branchen gar ein überdurchschnittliches.
2023 machen die Bildungsabschlüsse aus dem Sozialbereich 6.2 Prozent von allen Bildungsabschlüssen aus. 2016 lag dieser Anteil noch bei 4,9 Prozent. Auffallend war zudem der grosse Anteil junger Angestellter. Rund die Hälfte der Befragten war jünger als 37 Jahre und nur 14 Prozent älter als 55 Jahre.
Zudem waren 70 Prozent der Angestellten Fachkräfte und verfügten über einen Abschluss in einem sozialen oder in einem verwandten Beruf. Somit sank der Anteil an Personen ohne formalen Abschluss im Sozialbereich im Vergleich zu 2016 um zehn Prozentpunkte.
Den Kern der Studie bildete eine Online-Befragung von rund 1700 Arbeitgebenden mit insgesamt 31'500 Mitarbeitenden im Sozialbereich von April bis Juni 2024. Die Ergebnisse wurden durch Fokusgruppengespräche und Daten aus der öffentlichen Statistik ergänzt. Laut den Autorinnen und Autoren nahmen rund 15 Prozent aller Schweizer Betriebe aus dem Sozialbereich an der Studie teil.
(AWP)