Nvidia-Aktie: Aus dem Kursrückschlag Kapital schlagen

Das war doch eigentlich eine ganz sichere Sache. Die grossen US-Tech-Konzerne wie Meta, Alphabet, Microsoft, Apple oder Nvidia beherrschen den Markt und sind mit einer Börsenbewertung jeweils von weit über 1,0 Billionen Dollar unbesiegbar. Oder scheinen zumindest so.

Dann kam DeepSeek. Das chinesische Unternehmen hat im Beliebtheitsranking der Nutzer ganz schnell die KI-Anwendung Chat GPT überholt. Aber nicht nur das. DeepSeek soll weit weniger Rechenleistung benötigen als Chat GPT. Die Rede ist von einer Einsparung von 75 Prozent. Damit verbunden ist nicht nur ein weit geringerer Energieverbrauch, sondern auch ein deutlich geringerer Bedarf an Computer-Chips.

Und das ist schlecht für Nvidia. Denn der Tech-Konzern ist genau auf solche Chips spezialisiert und dominiert bisher den Markt. Wenn aber für KI weniger Rechenleistung und damit weniger Chips benötigt würden, würde das auch die Nachfrage nach dieser Computer-Hardware von Nvidia nach unten drücken.

Die Aktie von Nvidia ist nach Bekanntwerden der Erfolgsgeschichte von DeepSeek hat an einem Tag mehr als 15 Prozent an Wert verloren. Zwar hat sich der Titel am Dienstag wieder deutlich erholt, notiert aber immer noch unter dem Level von vergangener Woche.

Auch wenn der Schrecken Anlegern jetzt ganz tief in die Glieder gefahren ist: Es sprechen einige Dinge gegen einen Einbruch bei Nvidia & Co. Da ist mal die US-Regierung. Präsident Trump hat dem KI-Sektor in USA 500 Milliarden Dollar staatliche Förderung in Aussicht gestellt. In einem marktwirtschaftlichen oder vielleicht auch kapitalistischen wirtschaftsliberalen Land wie den USA sind solche Summen sicher mit einem deutlichen positiven Multiplikatoreffekt grösser eins verbunden. Aus 500 Milliarden staatlicher Förderung werden am Ende durch solche Effekte vielleicht 1 oder auch 2 Billionen Dollar.

Dann Sanktionen. TikTok hat Trump schon den chinesischen Zahn gezogen. Auch eine DeepSeek dürfte bald ganz oben auf seiner Liste stehen. Denn die Daten, die von dieser KI benötigt werden, sind umfangreich und gehen direkt nach China. Ein Verbot dieser KI in USA – und dann schnell folgend sehr wahrscheinlich auch in der EU – reduziert das Potential von DeepSeek deutlich und Nvidia und US-Alternativen bekämen Rückenwind.

Hinzu stimmen die Angaben von DeepSeek in Hinblick auf Rechenleistung und Verwendung von Chips möglicherweise nicht. Nvidia-Chips sind für China wegen Sanktionen tabu und trotzdem sollen dort solche Chips verwendet werden. Um das zu vertuschen könnte DeepSeek bei den Angaben zur Verwendung von Rechenleistung und Chip-Einsatz schummeln und einen vielleicht deutlich höheren Einsatz verschleiern.

Zuletzt halten Branchenexperten es sogar für möglich, dass infolge einer effizienteren KI-Technologie die Kosten im Sektor sinken und dass dann mehr Nachfrage auf den Markt kommt, verbunden mit einer noch höheren Gesamtnachfrage nach Chips von Nvidia.

Risikofreudige Anleger sehen deshalb im aktuellen Kursverfall bei Nvidia eine gute Gelegenheit zum Einstieg. Vielleicht kommt mit der Vorlage der Jahreszahlen am 26. Februar der nächste Schub für die Aktie. Denn in den letzten vielen Quartalen konnte Nvidia regelmässig massiv im zweistelligen Prozentbereich wachsen und die Prognosen und Schätzungen der Analysten übertreffen. Zuletzt im September kam es bei der Aktie ebenfalls zu einem Einbruch innert weniger Wochen um zehn Prozent - und bereits wenige Wochen später war das vergessen und es folgte ein neues Allzeithoch nach dem anderen.