Wer eine neue Stelle antritt, wechselt in der Regel auch die Pensionskasse. Dieser Wechsel ist für die Versicherten normalerweise keine grosse Sache. Komplizierter wird es, wenn ein Job verlassen, aber kein neuer aufgenommen wird - sei es, weil man arbeitslos wird, sich der Kinderbetreuung widmet oder eine berufliche Auszeit nimmt. Dann fehlt eine Pensionskasse, die das Alterskapital weiter verwaltet. Das Guthaben muss «geparkt» werden, bis ein Vertrag mit einem neuen Arbeitgeber steht. Dazu gibt es Freizügigkeitskonten - und eine Reihe von Anbietern.
Ein Vergleich anhand von Moneyland-Daten zeigt, dass es markante Unterschiede bei der Verzinsung und bei den Kosten gibt - und oft lohnt sich ein genauer Blick auf die Konditionen.
Angebote mit höchstem Zins (%) | Angebote mit tiefstem Zins (%) | ||
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Crédit Agricole Freizügigkeitskonto | 1,00 | SLM Freizügigkeitskonto | 0,00 |
Clientis Bank Toggenburg Freizügigkeitskonto | 1,00 | Urner Kantonalbank | 0,10 |
Clientis Bank Oberuzwil Freizügigkeitskonto | 1,00 | PostFinance Freizügigkeitskonto | 0,10 |
Hypo Vorarlberg Freizügigkeitskonto | 1,00 | Clientis Bank Oberaargau Freizügigkeitskonto | 0,10 |
Piguet Galland Freizügigkeitskonto | 0,80 | SLR Freizügigkeit | 0,10 |
Tellco Freizügigkeitskonto | 0,75 | Jurassische Kantonalbank Compte Libre-Passage | 0,10 |
«freeME» Freizügigkeitskonto | 0,75 | SLG Freizügigkeitskonto | 0,15 |
Quelle: Moneyland.ch / Stand: 7. November 2024.
Der Zinsunterschied zwischen dem tiefsten und dem höchsten Angebot beträgt einen Prozentpunkt. Parkiert man ein Guthaben von 50'000 Franken während eines Jahres, so beträgt der Differenz 500 Franken. Bei einem Kapital von 100'000 Franken sind es 1000 Franken nach einem Jahr und 2000 Franken nach zwei Jahren. Diese Unterschiede sind wohl nicht die Welt, aber doch Beträge, die man aufgrund der Wahl zwischen den Angeboten bekommt oder vergibt.
Hinein spielt weiter die Inflation. Im Gesamtjahr 2024 dürfte sie 1,2 Prozent, im Jahr 2025 etwa 0,6 und 2026 rund 0,7 Prozent betragen, so die Prognosen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von Ende September. Da die Teuerungsraten positiv sind, schmilzt das Alterskapital, wenn der Zinssatz eines Freizügigkeitskontos null oder sehr nahe null ist.
Eine - leichte - reale Zunahme resultiert nächstes und übernächstes Jahr, sofern der Zinssatz des Freizügigkeitskontos bei einem Prozent liegt. Das kann bei den besten Freizügigkeitskonten der Fall, wenn die Sätze auf dem gegenwärtigen Niveau bleiben. Damit aber kann man nicht rechnen. Schon in den vergangenen Wochen haben manche Anbieter den Zinssatz um bis zu 0,25 Prozentpunkte gesenkt.
Im Weiteren fallen Kosten an. Einige Anbieter verlangen eine Kontoführunggebühr, die zwischen 36 und 60 Franken pro Jahr beträgt. Oft kostet ein Vorbezug. Zum Beispiel fallen häufig 400 Franken an, wenn man mit dem Kapital Wohneigentum finanzieren will. Vorbezüge für andere Zwecke sind günstiger oder kosten nichts. Ein Blick auf die Kosten, kann die Wahl des geeigneten Anbieters unterstützen. Schmerzhaft ist eine Kombination aus Kosten und sehr tiefen Zinsen. Unter diesen Bedingungen wird ein Freizügigkeitskonto leicht zu einem Verlustgeschäft.
Alles in allem kann man durch einen Anbietervergleich den Umgang mit dem Altersguthaben in Phasen ohne Arbeitgeber beziehungsweise Pensionskasse ein Stück weit optimieren. Grosse Vermögenszuwächse darf man aber nicht erwarten. Indes ist es möglich, die Freizügigkeitsleistung in Wertschriften anzulegen.
Dabei muss man zwar von Schwankungen ausgehen, kann aber auch auf eine höhere Rendite als bei klassischen Freizügigkeitskonten hoffen. Solche Wertschriftenlösungen eignen sich Experten zufolge erst ab einem mehrjährigen Zeithorizont. «Eine Aktieninvestition lohnt sich meist ab einem Horizont von drei Jahren», hält beispielsweise Swiss Life fest. Entsprechende Angebote passen darum nicht zu jeder Erwerbspause - eine Arbeitslosigkeit oder berufliche Auszeit wird nach Monaten beendet sein, länger dauern kann hingegen die Kinderbetreuung.
Auffangeinrichtung springt ein
Grundsätzlich wählen die Versicherten das Freizügigkeitskonto selber aus. Versäumt man dies aber, kommt die Auffangeinrichtung BVG (AEIS) ins Spiel: Frühestens nach sechs Monaten und spätestens nach zwei Jahren wird das Alterskapital auf ein Konto bei dieser Stiftung überwiesen. Dadurch soll die berufliche Vorsorge bei Erwerbsunterbrüchen gewährleistet und weitergeführt werden.
Sobald man einen neuen Arbeitgeber hat, informiert man die Auffangeinrichtung. Sie überträgt dann die Freizügigkeitsleistung auf die Pensionskasse des neuen Arbeitgebers.
Gegenwärtig warnt die AEIS vor Fehlinformationen zu Freizügigkeitsguthaben. Konkret geht es um private Anbieter, die für ihre Kunden nach vergessenem Vorsorgegeld suchen. Davon rät die Auffangeinrichtung ab, sie schlägt einen anderen Weg vor: Wer vermutet, dass er noch Pensionskassengeld aus einer früheren Anstellung zugute hat, kann an offizieller Stelle nachfragen. Es handelt sich um die Zentralstelle 2. Säule. Sie nimmt Anfragen entgegen und macht daraufhin Angaben, wo allfällige Ansprüche geltend gemacht werden können.