Eine bittere Pille musste Novo Nordisk kurz vor Weihnachten schlucken: Die Aktien des Pharmaunternehmens brachen am letzten Freitag vor den Festtagen 30 Prozent ein. Das Mittel Cagrisema führte in einer wichtigen Studie zu einem Gewichtsverlust von 22,7 Prozent. Erwartet worden war eine Abnahme von 25 Prozent. Da half es auch nicht, dass sich Novo-Nordisk-Manager Martin Holst Lange «ermutigt» vom Profil des Adipositasmittels zeigte.

In den Sog geriet gleichentags der Medizintechniker Ypsomed. Die Aktien des Burgdorfer Unternehmens fielen um rund 28 Prozent. Der Kontext: Ypsomed hat mit Novo Nordisk im September 2023 einen langfristigen Liefervertrag für Autoinjektoren abgeschlossen und soll die Dänen auch mit Injektionsstiften für Cagrisema versorgen, wie die Nachrichtenagentur Reuters im November 2024 gestützt auf mit der Sache vertraute Personen berichtete. Die beiden Unternehmen wollten die Reuters-Meldung nicht kommentieren.

Dass sie zugetroffen hat, zeigte sich weitherum deutlich am Tag des Kurssturzes im Dezember. Seither haben sich beide Valoren nicht respektive nur schleppend erholt, wobei jene von Ypsomed gefragter waren als jene von Novo Nordisk. Diese sind sogar weiter gefallen.

Unterstützung erhält das dänische Pharmaunternehmen derzeit allerdings von der Grossbank UBS. Anfang Januar hat sie Kursziel zwar von 1100 auf 750 gesenkt, sie liegt damit aber klar über der aktuellen Notierung von 575 Kronen. Zudem: Die zuständigen Analysten haben das Rating auf «Buy» von «Neutral» angehoben. Die Reaktion auf die Cagrisema-Studie sei übertrieben und die Wirksamkeit des Mittels gegeben. Die UBS-Experten sehen nun einen attraktiven Einstiegspunkt.

Sie sind mit ihrer Meinung nicht allein: Auch der zuständige Experte des schwedischen Finanzinstituts Svenska Handelsbanken hat Novo Nordisk kurz nach dem Absturz auf «Outperform» von «Market Perform» hochgestuft und das Kursziel bei 1000 Kronen belassen. Damit stimmt er mit der Mehrheit der von Bloomberg erfassten Analysten überein, die für Novo eine Kaufempfehlung abgeben.

Das sind positive Vorzeichen für Ypsomed, so man die Verbindung beider Unternehmen berücksichtigt. Zwar seien die Studiendaten zu Cagrisema auch für Ypsomed zweifellos enttäuschend gewesen, schreibt die UBS am Montag. Es sei aber dennoch eine Behandlung von höherer Wirksamkeit, und diese sei längerfristig kommerziell ausreichend, so die zuständige Expertin. Sie hebt das Rating für Ypsomed auf «Buy» von «Hold» und belässt das Kursziel mit 400 (zuvor: 422) Franken über dem aktuellen Preis.

Und so zieht die Aktie am Montag im frühen Handel 3,3 Prozent auf 353 Franken an. Damit fehlen noch etwas mehr als zwei Prozent bis zum Stand vor Kurseinbruch vom Dezember.

Unterdessen will das Unternehmen um CEO Simon Michel nach wie vor eine Wachstumsgeschichte schreiben. Der Umsatz aus Lieferungen mit Pens und Autoinjektoren stieg im ersten Halbjahr 2024/25 um 30 Prozent, wie im November vermeldet wurde. Und das Management hat weiter investiert. Fast 100 Millionen Franken - beinahe doppelt so viel wie im Vorjahr - sind in Sachanlagen geflossen, insbesondere in Kapazitäten für Autoinjektoren und Pens. Inwieweit sie sich auszahlen, wird sich im hart umkämpften Pharma- und Gesundheitsmarkt zeigen.

Aktuell empfehlen 63 Prozent der bei Bloomberg verzeichneten Analysten die Ypsomed-Aktie zum Kauf. Im Februar 2024 waren es 100 Prozent. Und seit Mai 2024 liegen wieder Verkaufsempfehlungen vor - sie waren ab Juli 2021 ausgeblieben.

Reto Zanettin
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