2021 ist erst ein paar Tage alt, da erwartet die Aktionärinnen und Aktionäre der Credit Suisse bereits die erste unliebsame Überraschung des Jahres. Die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken sieht sich gezwungen, ihre Rückstellungen im US-Hypothekenstreit um 850 Millionen Dollar zu äufnen.
In Börsenkreisen zeigt man sich zwar nicht überrascht, dass die Credit Suisse weitere Rückstellungen tätigen muss. Allerdings sorgt die Höhe letzterer für Gesprächsstoff. Anfang Dezember war noch von einem möglichen Urteil gegen die Bank in Höhe von bis zu 680 Millionen Dollar die Rede, wofür bereits 300 Millionen Dollar zurückgestellt worden seien.
Börse gar nicht erfreut
Der zusätzliche Rückstellungsbedarf sowie schon im November kommunizierte Wertberichtungen auf einer Minderheitsbeteiligung an York Capital in Höhe von 450 Millionen Dollar dürften im zurückliegenden vierten Quartal zu einem Verlust führen, so hält die Credit Suisse in einer Mitteilung an die Medien weiter fest.
Die Anleger sind gar nicht erfreut über diese Neuigkeiten und lassen sich sich auch nicht von den ansonsten ermutigenden Aussagen zur Geschäftsentwicklung im Schlussquartal versöhnlich stimmen. Zur Stunde verliert die Credit-Suisse-Aktie in einem freundlichen Marktumfeld 3,3 Prozent auf 12,14 Franken.
Wie die Zürcher Kantonalbank schreibt, fällt der Rückstellungsbedarf umgerechnet um rund 470 Millionen Franken höher als erwartet aus. Sie will deshalb ihre Gewinnschätzungen für das Schlussquartal entsprechend mit dem Rotstift überarbeiten. Für die Zürcher Bank stellen die Neuigkeiten einen Rückschlag dar, wenn es darum geht, verlorenes Anlegervertrauen zurückzugewinnen. Sie stuft die Aktie wie bis anhin nur mit "Marktgewichten" ein.
Für Vontobel sind die erneuten Rückstellungen zwar eine negative Überraschung. Doch sorge sich der Markt für gewöhnlich nicht allzusehr darum, da diese sich auf Altfälle beziehen und spätere Jahre daher kaum beeinflussen dürften. Es sei denn, sie hätten aufgrund ihres Umfangs das Potenzial, das Eigenkapital zu belasten. Das sei im vorliegenden Fall jedoch nicht so. Die Zürcher Bank hält am "Hold" lautenden Anlageurteil sowie am Kursziel von 10,60 Franken für die Aktie der Grossbank fest.
Bis am Vorabend stärkste SMI-Aktie im noch jungen Jahr
Auch Julius Bär zeigt sich enttäuscht von den Neuigkeiten. Angesichts der erfreulichen Aussagen zum Tagesgeschäft im Schlussquartal und in Erwartung der Wiederaufnahme der Aktienrückkäufe rät sie Anlegern, grosszügig über die Enttäuschung hinwegzuschauen. Die Aktie wird bei Julius Bär mit "Hold" und einem Kursziel von 10,20 Franken eingeschätzt.
Wie aus den Handelsräumen hiesiger Banken verlautet, sei schon ziemlich zermürbend, wie die Grossbank immer wieder von der Vergangenheit eingeholt werde.
In den ersten Tagen des neuen Börsenjahres lag die Aktie dank einer Branchenstärke überdurchschnittlich gut im Markt. Mit einem Plus von 10 Prozent (Stand: Donnerstag bei Börsenschluss) führt sie die Gewinnerliste aus dem Swiss Market Index (SMI) knapp vor jener der Rivalin UBS an.