Neben organischem Wachstum setze die SIX auch auf Zukäufe, wie Finanzchef Daniel Schmucki zur Nachrichtenagentur Reuters sagte. Für Übernahmen kämen alle vier Geschäftsbereiche Handel, Nachhandel, Finanzdaten und Banken-Dienstleistungen in Frage. "Wir beobachten Opportunitäten sehr genau", sagte Schmucki. "Eine erneute Grossübernahme ist theoretisch denkbar, diese sind aber eher selten." Mit einer Akquisition wolle die SIX Skalenvorteile und Wachstumspotenzial heben. Im vergangenen Sommer hatte der Konzern im Rennen um die Mailänder Börse das Nachsehen.

Beim Wachstum aus eigener Kraft setzt der Deutsche Börse-Rivale unter anderem auf die geplante Digitalbörse SDX. Die SIX sei daran, die für die Lizenzen der Schweizer Finanzmarkt-Aufsicht Finma notwendigen Grundlagen fertigzustellen. "Wir rechnen damit, dass wir den Zulassungs-Prozess noch im ersten Halbjahr abschliessen können", sagte Schmucki. "Dann könnten wir voraussichtlich Anfang des zweiten Halbjahrs live gehen mit den ersten Transaktionen und im Verlauf des Sommerquartals die ersten Umsätze generieren."

Im vergangenen Geschäftsjahr kletterte der Umsatz der SIX dank der von der Coronakrise ausgelösten rekordhohen Handelsvolumen und dem zusätzlichen Geschäft der 2020 übernommenen BME um fast 22 Prozent auf 1,38 Milliarden Franken. Den Gewinn konnte das Unternehmen unter anderem dank dem Verkauf eines Aktienpakets am Zahlungsdienstleister Worldline auf 439,6 (Vorjahr 120,5) Millionen Franken fast vervierfachen.

Im laufenden Jahr könne die SIX erstmals den Gewinnbeitrag von BME für ein ganzes Geschäftsjahr verbuchen. "Aber unter dem Strich rechnen wir für 2021 nicht mit einem derart starken Finanzergebnis, was zur Folge haben wird, dass der Gewinn 2021 voraussichtlich nicht mehr in der Grössenordnung von 2020 ausfallen wird", sagte Schmucki und erteilte einem erneuten Verkauf eines grossen Wordline-Pakets eine Absage.

Die Handelsvolumen dürften 2021 im Vergleich zum Vorjahr angesichts der erwarteten geringeren Marktschwankungen eher rückläufig ausfallen. Zudem werde eine Vereinbarung mit Grossbritannien dazu führen, dass ein Teil des Geschäfts mit Schweizer Aktien an britische Handelsplätze abwandere. Seit der Einführung der Äquivalenz am 1. Februar sei der Markanteil der SIX auf rund 80 Prozent gesunken von zuvor nahezu 100 Prozent. "Mittelfristig gehen wir von einem Marktanteil im höheren 70-Prozent-Bereich aus." 

(Reuters)