Der Zugbauer Stadler Rail holt zum Rundumschlag aus: Neben dem Ergebnis für die erste Jahreshälfte wartet Firmenchef Peter Spuhler auch gleich mit einem Nachfolger sowie mit überarbeiteten Jahres- und Mittelfristzielen auf.
Mit einem operativen Halbjahresgewinn (EBIT) in Höhe von 66,8 Millionen Franken bei einem Umsatz von 1,47 Milliarden Franken übertrifft das Unternehmen die Analystenerwartungen gerade beim operativen Gewinn ziemlich deutlich. Grund hierfür ist ein einmaliger Beitrag aus der der Übernahme von BBR.
Angesichts der geballten Ladung an Neuigkeiten rückt das Resultat selber allerdings in den Hintergrund. Denn mit Markus Bernsteiner kann der Öffentlichkeit endlich ein Nachfolger für Peter Spuhler präsentiert werden. Letzterer hatte den Chef-Sessel in den letzten Jahren vorübergehend besetzt. Mit Bernsteiner tritt ein interner Kandidat in die Fussstapfen Spuhlers.
Analystenreaktionen fallen unterschiedlich aus
Bei den diesjährigen Zielen krebst der Zugbauer etwas zurück. Man rechnet zwar weiterhin mit einem Jahresumsatz zwischen 3,7 und 4 Milliarden Franken, geht neuerdings jedoch nur noch von einer operativen Marge (EBIT) von mindestens 5 Prozent (zuvor um die 6,2 Prozent) aus. Der Auftragseingang soll rund 7 Milliarden Franken (zuvor 5 bis 6 Milliarden Franken) betragen.
Für die Bank Vontobel liegen die Halbjahreszahlen alles-in-allem über den Erwartungen. Sie macht auf Basis der Zahlen sowie der neuen Ziele keinen materiellen Anpassungsbedarf bei ihren Schätzungen aus und hält mit einem Kursziel von 48 Franken an ihrer Kaufempfehlung fest.
Die Zürcher Kantonalbank bezeichnet das Resultat für die ersten sechs Monate ihrerseits als "gemischt". Aufgrund ungünstiger Währungsverschiebungen sei etwa der Reingewinn deutlich tiefer als erwartet ausgefallen. Ihres Erachtens stellen sich angesichts des riesigen Auftragsbestands Fragen hinsichtlich der Risiken sowie des impliziten Ertragsprofils des Unternehmens. Die Zürcher Bank bleibt deshalb beim Anlageurteil "Marktgewichten".
Analyst Elmar Sieber von der Basler Kantonalbank geht sogar soweit, dass er die Aktie von "Marktgewichten" auf "Übergewichten" heraufstuft. Am 32,50 Franken lautenden Kursziel hält er indes fest. Gemäss Sieber schneidet der Zugbauer auf operativer Basis trotz höherer Rohstoffkosten und selbst unter Ausklammerung eines akquisitionsbedingten Sondereffekts deutlich besser als erwartet ab. Die Reduktion der Gewinnprognose überrascht ihn nicht wirklich. Ausserdem fällt diese geringer als befürchtet aus. Ausserdem begrüsst der Analyst sowohl den deutlich höher als erwartet ausgefallenen Auftragseingang als auch die Nachfolgelösung für Firmenchef Spuhler.
Hatte die Stadler-Rail-Aktie vorbörslich noch Kursverluste zu beklagen, gewinnt sie zur Stunde sogar 5,4 Prozent auf 30,66 Franken. Beobachtern zufolge müssen die vielen Informationen erst einmal eingeordnet und verdaut werden.
Tiefere Mittelfristziele kommen nicht überraschend
Die Aktie scheint damit auch die neuen Mittelfristziele einigermassen wegzustecken. Das mittelfristige Ziel einer operativen Marge (EBIT) von 8 bis 9 Prozent hat nämlich nicht länger Gültigkeit. Stattdessen strebt das Unternehmen neuerdings eine Marge zwischen 7 und 8 Prozent an. Diese Reduktion kommt für Beobachter denn auch nicht überraschend.
Ziemlich genau zwei Wochen ist es nämlich her, dass J.P. Morgan die operativen Gewinnschätzungen für den Zugbauer um bis zu 15 Prozent zusammenstrich. Die neuen Annahmen liegen um bis zu 6 Prozent unter den durchschnittlichen Schätzungen anderer Banken. J.P. Morgan geht mittelfristig nur noch von einer EBIT-Marge in Höhe von 7 Prozent aus. Durch die Abwärtsanpassungen verringerte sich das Kursziel für die Stadler-Rail-Aktie auf 40,50 (zuvor 46) Franken. Obwohl die US-Investmentbank an ihrer "Overweight" lautenden Kaufempfehlung festhielt, ging der Titel an diesem Tag mit Kursverlusten von fast 4 Prozent aus dem Handel (der cash Insider berichtete). Seit Jahresbeginn errechnet sich ein Minus von rund 27 Prozent.