Trotz des am Mittwochmorgen angekündigten neuen Restrukturierungsprogramms bleibe die Aktie des Solarunternehmens Meyer Burger «uninvestierbar», schreibt der zuständige Analyst der Zürcher Kantonalbank. «Das langfristige Überleben von Meyer Burger steht weiterhin in Frage», so sein Verdikt.
Am Markt flammte nur vorübergehend Hoffnung auf. Die Aktie stieg kurz nach Börseneröffnung um fast acht Prozent auf über zwei Franken. Inzwischen ist sie bis auf 1,75 Franken gefallen - ein Minus von insgesamt über fast neun Prozent.
Meyer Burger hat am Morgen ein neues Restrukturierungsprogramms aufgelegt. Damit wolle man wieder zur Profitabilität zurückkehren, teilte das Unternehmen mit. Konkret strebe Meyer Burger bis im Jahr 2026 einen Umsatz von 350 bis 400 Millionen Franken und einen Ebitda im mittleren zweistelligen Millionenbereich an.
Die Prognosen basieren auf den vorhandenen Produktionskapazitäten und den langfristigen Abnehmerverträgen mit Grosskunden, heisst es weiter. Die Produktionsbereiche in Thalheim (Deutschland) und Goodyear (USA) sowie die Technologiefähigkeit in Hohenstein-Ernstthal (Deutschland) sollen erhalten bleiben. Bekanntlich hatte Meyer Burger erst vor kurzem seine Produktion in Deutschland teilweise eingestellt und wollte sich künftig schwerpunktmässig auf dem US-Markt konzentrieren.
Mit der geplanten «Verschlankung» der gesamten Konzernstruktur gehe auch ein massiver Stellenabbau einher. Die Zahl der weltweit Beschäftigten soll um 200 auf 850 bis Ende 2025 sinken. Dabei soll der Abbau überproportional in Deutschland erfolgen. In den USA wird mit einem Aufbau der Mitarbeiterzahl gerechnet, um die vollen Produktionskapazität im neu gebauten Werk in Goodyear erreichen zu können.
VRP übernimmt CEO-Posten
Zudem kommt es zu einem Chefwechsel. Firmenchef Gunter Erfurt geht per sofort. In einer Übergangszeit soll er dem Verwaltungsrat aber weiterhin beratend zur Seite stehen.
Verwaltungsratspräsident Franz Richter übernimmt nun die operative Leitung. Er sitzt seit 2015 im Verwaltungsrat der Gesellschaft und ist seit 2021 Präsident. Zuletzt war er als CEO bei Süss MicroTec tätig. Zudem bekleidet er bei der Dr. Hönle AG das Posten als Verwaltungsratspräsident.
Auch Finanzchef Markus Nikles wird das Unternehmen verlassen. Er tritt per Ende September zurück. Die Verantwortung für den Bereich Finanzen und Controlling übernehmen künftig Ralf Hermkens in den USA und Frank Zimmermann in Europa. Beide sind bereits für Meyer Burger tätig.
Die nun auf drei Mitglieder verkleinerte Geschäftsleitung soll sich zunächst auf die schnelle «Wiedererreichung der Profitabilität konzentrieren», heisst es. Chief Operating Officer (COO) Daniel Menzel wird zudem die Leitung des Verkaufs mitübernehmen. Um die juristischen und personalbezogenen Aspekte der Restrukturierung soll sich Chief Sustainability Officer (CSO) Katja Tavernaro kümmern.
Verkauf von Technologie geprüft
Um weitere Umsätze zu generieren, prüfe Meyer Burger zudem den Verkauf von Technologie und Equipment an strategische Kunden in den Bereichen Solarzellenherstellung und Modultechnologie, heisst es weiter.
Ferner soll die Liquidität im operativen Betrieb weiterhin über Solarmodulverkäufe aus aktuellen Beständen sowie zusätzlich durch die Veräusserung von weiteren Vermögensgegenständen gestützt werden. Um die noch verbleibende Finanzierungslücke zu schliessen, würden aktuelle zudem verschiedene nicht näher genannte Möglichkeiten geprüft.
(AWP)
13 Kommentare
Ich gehe nach 20 Jahren mit MB in Konkurs, das Ende ist nahe, leider!
Na ja, wenn man der Firma unbedingt den Todesstoss versetzen will, dann schreibt man weiterhin von "uninvestierbar". Man hätte ja auch psychologisch viel geschickter und hilfreicher sagen können: Aufgrund der neuen Situation bleibt die Lage angespannt, und wir empfehlen, vorderhand nicht zu investieren... Wie hört sich das an für Euch alle? Dr. Gunter Erfurt war einer der besten, den MB haben konnte. Und von wegen Gejammer etc. Es gibt Fakten: Und es ist so was von Pech für MB was durch die Situation in Deutschland und in anderen Ländern abgegangen ist. Fest steht, dass MB der einzige ist, der an einem Weltraumprogramm beteiligt ist. Fest steht auch, dass die Chinesen mit ihren Preisen die unter den Selbstkostenpreisen liegen, alles zerstören. Neu ist die Krise in der deutschen Stahlindustrie: Thyssen-Krupp hat grösste Probleme, weil China mit einer totalen Überproduktion den Markt einfach zerstört. So einfach, aber so schwierig für das Management und die Belegschaft. Und so wie es scheint, wissen einige von den Leserschreiber*innen alles besser, und es ist alles ganz easy. Und wenn man MB als schon fast "Feindbild" in sich trägt, wird es schwierig. Ich hoffe bis zuletzt und bin dezidiert der Auffassung, dass die Firma (mindestens seit einigen Jahren) und vor allem es die Hi-Tec Produkte verdienen, den längst überfälligen Erfolg nach Hause zu bringen. Zu uns, in die Schweiz!
Mit Verlaub, das ist Schönfärberei. MBT hat seit mehr als 15 Jahren kein Geschäftsmodell finden können, das ein erfolgreiches Arbeiten ermöglicht hätte. Das ist nicht Pech, das ist Inkompetenz.
Bin zwar nur ein klitzekleiner Anleger, aber mir wäre eigentlich nie in den Sinn gekommen, mit einer Aktienanlage bei Meyer-Burger einzusteigen. Der „erneuerbare Energien-Hype“ entsprach/entspricht wohl , medial leider grossflächig unterstützt, dem Zeitgeist bzw. dem Mainstream und wirkte bereits seit Beginn äusserst künstlich und aufgebauscht. Das Resultat ist bezeichnend und die gutgläubigen Investoren sind einmal mehr zu bedauern.
Läuft bei Meyer Burger – was das Einsammeln von Fördergeldern und Co-Investments bei Regierungen und Private Equity angeht.
Wenn bloss diese lästige Solar Modul- Produktion nicht wäre...
Immerhin werden nun 200 Mitarbeiter entlassen.
Ein Subventionsritter braucht ja nicht so viel Personal.
Wobei Ich finde schon, dass eine Insolvenz bei Meyer Burger sehr gut zu Gesicht käme...