Die geplante Einführung neuer US-Zölle in dieser Woche macht die Börsenanleger nervös. Der Swiss Market Index (SMI) fällt bis am frühen Nachmittag 1,6 Prozent auf 12'637 Punkte, der deutsche Leitindex Dax und der EuroStoxx50 notierten jeweils rund zwei Prozent tiefer bei 22'065 respektive 5240 Punkten. Die Futures für die wichtigsten US-Indizes liegen ebenfalls im Minus.
«Anlegerinnen und Anleger preisen jetzt ein, wie sehr Handelszölle der Weltwirtschaft schaden können», sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.
US-Präsident Donald Trump hatte erklärt, dass die von ihm geplanten reziproken Zölle im Wesentlichen alle Länder betreffen würden. Die Äusserungen Trumps zerstreuten Hoffnungen, dass die Massnahmen selektiver ausfallen könnten. Trump will am Mittwoch die ersten Zölle einführen, gefolgt von Zöllen auf Autoimporte am Tag danach.
Unklar ist, wie stark die Schweiz von den Zöllen betroffen sein wird. Denn im eigentlichen Sinne bedeuten reziproke Zölle gleich hohe gegenseitige Zollsätze für die jeweiligen Güter. «Im Durchschnitt sind die US-Zölle zwar tiefer als bei den Handelspartnern, aber meist nicht viel. Die Schweiz wäre demnach bei Industriegüterzöllen gar nicht betroffen, da diese hierzulande Anfang letzten Jahres abgeschafft worden sind», schreibt Alexander Koch, Ökonom bei Raiffeisen Schweiz.
Allerdings sei davon auszugehen, dass die US-Regierung reziprok breiter definiert. «Neben den Zollsatzunterschieden dürften zahlreiche andere Faktoren in die Beurteilung miteinfliessen, unter anderem die bilateralen Handelsbilanzsalden, industriepolitische Subventionen, Wechselkurse, und vielleicht sogar die Höhe der Mehrwertsteuersätze – warum auch immer», so Koch.
Waren die Hoffnungen in das deutsche Fiskalpaket übertrieben?
Inzwischen verpufft Experten zufolge auch die Hoffnung auf einen kräftigen wirtschaftlichen Schub durch das milliardenschwere Schuldenpaket von Union und SPD. Grund dafür seien die Zugeständnisse, die die Parteien während der Koalitionsgespräche machen müssten. «Ob am Ende so viel für Wachstum übrig bleiben wird, muss sich erst noch zeigen», sagt Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets.
Die Verunsicherung der Anleger hievte den Goldpreis am Montag erstmals über die 3100-Dollar-Marke. Das in Krisenzeiten als sicherer Hafen geltende gelbe Metall verteuerte sich um bis zu 1,4 Prozent auf 3128,06 Dollar je Feinunze. Damit erreichte es einen neuen Höchststand und steuerte mit einem Plus von fast 19 Prozent auf sein bestes Quartal seit 1986 zu.
Trump will nach eigenen Angaben Käufern russischen Öls Sekundärzölle zwischen 25 und 50 Prozent auferlegen, sollte Moskau seine Bemühungen blockieren, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Aus Moskau gab es bisher noch keine Reaktion dazu. Ausserdem hat Trump dem Iran Bombenangriffe und Strafzölle angedroht, falls sich die Regierung in Teheran nicht mit Washington über sein Atomprogramm einigen sollte.
(cash/Reuters)