Der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed und die Abstimmung in Deutschland über das geplante Finanzpaket könnten in der neuen Woche für eine nervenaufreibende Berg- und Talfahrt an den Märkten sorgen. «Die Politik und die Notenbanken werden die Börse mehr als neue Daten in Atem halten,» sagt der zuständige Chefstratege von Merck Finck. Er rechnet mit einer weiterhin erhöhten Volatilität am Aktienmarkt.
Für Unruhe sorgt aktuell vor allem die unberechenbare Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump. «Die sich weiter drehende Zollspirale mit immer abstruseren Preisaufschlägen wie den zuletzt von Trump angedrohten 200 Prozent auf Wein und Champagner aus der Europäischen Union strahlt alles andere als Verlässlichkeit und Vertrauen in die Politik der nächsten vier Jahre aus», sagt der zuständige Analyst von RoboMarkets. «Nichts ist in diesem Rahmen planbar, nicht für Staaten, nicht für Verbraucher, nicht für Unternehmen und damit auch nicht für Investoren.»
Der von Trump losgetretene Handelsstreit mit der EU hatte sich zuletzt weiter verschärft: Die EU kündigte unmittelbar nach Inkrafttreten von US-Sonderzöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte Gegenmassnahmen an. Die europäischen Zölle sollen US-Waren im Wert von 26 Milliarden Euro betreffen - etwa Boote, Whiskey oder Motorräder. Diese könnten am 1. April starten und ab dem 13. April vollständig in Kraft gesetzt sein.
In der abgelaufenen Woche hat der Schweizer Aktienmarkt (SMI) mit Kursgewinnen beendet.
Der Leitindex SMI gewann bei Handelsschluss 0,63 Prozent auf 12'916,81 Punkte, das Tageshoch war mit 12'948 gar noch etwas höher. Im Wochenverlauf büsste der SMI trotz dieses Gewinns 1,2 Prozent ein. Dies ist notabene der erste richtige Wochenverlust in den ersten zehn Handelswochen in diesem Jahr. Acht Mal war es bisher aufwärts gegangen, eine Woche war der SMI (praktisch) unverändert geblieben.
Der SLI, in dem die grossen defensiven Werte nicht mit dem ganzen Gewicht gerechnet werden, gewann am Freitag 0,77 Prozent auf 2090,54 Zähler. Dabei schlossen 22 seiner 30 Titel im Plus, sieben im Minus und einer (Logitech) unverändert. Der breite SPI avancierte zum Handelsschluss um 0,65 Prozent auf 17'093,16 Zähler.
Derweil verhelfen Schnäppchenjäger der Wall Street ins Plus. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss am Freitag 1,7 Prozent höher bei 41'488 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 2,1 Prozent auf 5638 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq kletterte um 2,6 Prozent auf 17.754 Stellen. Im Wochenvergleich ergab sich für den Dow dennoch ein Minus von gut drei Prozent, für den S&P ein Abschlag von 2,3 Prozent und für den Nasdaq ein Rückgang von 2,4 Prozent.
Stadler Rail und SNB-Zinsentscheid im Fokus
Nächste Woche präsentieren Stadler Rail und Swissquote ihre Geschäftszahlen 2024. Damit neigt sich die Berichtssaison für die Vorjahresergebnisse langsam dem Ende zu. Zudem gibt die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Donnerstag ihre vierteljährliche geldpolitische Lagebeurteilung bekannt. Analysten erwarten, dass die SNB den Leitzins von derzeit 0,5 Prozent auf 0,25 Prozent senken wird.
Ebenfalls mit Spannung wird nun erwartet, wie die Notenbank Fed mit der Trump-Politik umgeht, die in den USA bereits erste Rezessionsängste schürt. Experten prognostizieren, dass die Währungshüter bei der Zinssitzung am Mittwoch erneut die Füsse stillhalten dürften - der Leitzins bliebe damit im Korridor von 4,25 bis 4,50 Prozent. Die Fed will die Folgen des von Trump betriebenen Politikwechsels beobachten, bevor sie ihren im vergangenen Jahr begonnenen Zinssenkungskurs möglicherweise wieder aufnimmt. Die US-Notenbank habe immer wieder darauf verwiesen, dass sie keine Eile habe und in der aktuell sehr unsicheren Situation erst einmal weitere Daten abwarten wolle, sagt Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner. Gleichwohl dürften die Investoren sehr genau darauf achten, welchen Ton Fed-Chef Jerome Powell auf der Pressekonferenz nach der Sitzung anschlägt. Die mögliche Erwartung stärkerer Zinssenkungen wäre laut Weidensteiner ein wichtiges Signal, dass die Fed ihre Geldpolitik angesichts der Eintrübung des Umfeldes neu justiert.
Neben der Fed werden in der neuen Woche auch die Bank of England (Donnerstag) und die Bank of Japan (Mittwoch) über ihre Zinssätze entscheiden. Die britische Notenbank dürfte aus Sicht der von Reuters befragten Ökonomen am 20. März eine Pause einlegen und den geldpolitischen Schlüsselsatz bei 4,5 Prozent belassen. Anleger kalkulieren für den Rest des Jahres aber noch zwei weitere Zinssenkungen um jeweils einen Viertelpunkt ein.
Die japanische Notenbank beendete im vergangenen Jahr ein Jahrzehnt massiver geldpolitischer Anreize und hob ihren kurzfristigen Zinssatz von 0,25 Prozent im Januar auf 0,5 Prozent an, da sie der Ansicht war, dass Japan kurz davor stand, sein Inflationsziel von zwei Prozent nachhaltig zu erreichen. Wann die Straffung fortgesetzt wird, liess Notenbankchef Kazuo Ueda offen.
In puncto deutsche Schuldenpläne richtet sich der Blick auf Dienstag, wenn der Bundestag in der alten Besetzung über das geplante Fiskalpaket für Verteidigung und Infrastruktur abstimmt.
(Reuters/cash)