Die Unsicherheiten an der Börse sind nach wie vor hoch. Der Elefant im Raum ist etwa die amerikanische Wirtschaft, welche sich über die letzten 12 Monate äusserst robust gezeigt hat. Im nächsten Jahr ist allerdings alles andere als klar, ob eine Rezession in den USA abgewendet werden kann.

Umso wichtiger ist es für Anleger, in Aktien investiert zu sein, die auch während eines wirtschaftlichen Abschwungs das Potenzial haben, sich positiv zu entwickeln und dem Gegenwind zu trotzen. 

Ein Fokuspunkt können Dividendentitel sein, da Ausschüttungen ein attraktiver Zustupf für die Aktionäre sind und sich die Kurse rückläufig oder seitwärts bewegen. Ebenso sind Unternehmen vorzuziehen, die einen hohen freien Cashflow erarbeiten oder einen hohen Ertrag auf dem investierten Kapital - sogenannt "Return on Invested Capital" oder ROIC - erzielen.

Eine interessante Kennzahl ist das bei Investoren beliebte Kurs-/Gewinnverhältnis (KGV). Diese Kennziffer sagt aus, mit welchem Vielfachen ihres erwarteten Ergebnisses eine Aktie an der Börse bewertet ist. Beträgt der Gewinn pro Aktie zum Beispiel 10 Franken und der Kurs steht bei 120 Franken, so beträgt das KGV 12 (120 dividiert durch 10 Franken). 

Allerdings sollte das KGV nicht isoliert, sondern im Kontext betrachtet werden. cash.ch hat deshalb zehn Aktien zusammengestellt, welche ein tiefes KGV auf Basis der prognostizierten Gewinne 2024 haben, eine robuste Geschäftstätigkeit vorweisen und mit einer attraktiven Dividende respektive in Aussicht gestellten Dividendenzahlungen aufwarten können: 

Vaudoise Assurance - KGV 8

Vaudoise hat im ersten Halbjahr mehr verdient und den profitablen Wachstumskurs der letzten Jahr. Die Versicherung hat Anfang Jahr ferner eine höhere Dividende in Aussicht gestellt und legt weiterhin viel Wert auf die Qualität der Abschlüsse und die Schadenbelastung. Auf Jahresbasis notieren die Valoren unverändert. Vaudoise wartet mit einer Dividendenrendite von 4,7 Prozent auf.

Mobilezone - 9

Die Handyladenkette Mobilezone hat im ersten Halbjahr einen Gewinntaucher erlitten. Schuld war die Flaute in Deutschland. Der Konzern schraubte deshalb die Gewinnziele herunter.  Das hat auch auf den Aktienkurs gedrückt, obwohl das Unternehmen für 2023 eine Dividendenerhöhung in Aussicht stellte. Auf Jahresbasis haben die Titel fast 20 Prozent verloren. Analysten bleiben aber positiv - auch dank der hohen Dividendenrendite von 6,8 Prozent.

Romande Energie - 10

Der Westschweizer Energieversorger Romande Energie hat seinen Sitz in Morges. Die Unternehmensgruppe beschäftigt 725 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von 497 Millionen Franken. Das in der Deutschschweiz wenig bekannte Unternehmen wird von zwei Analysten abgedeckt, die dem Titel ein Kurspotenzial von 23 respektive 28 Prozent attestieren. In den letzten 12 Monaten hat der Titel gut 20 Prozent zugelegt. Die Dividendenrendite beträgt 2,8 Prozent.

Baloise - 11

Baloise beschäftigte zum Jahresende 2022 rund 8000 Mitarbeitende und ist ein Schwergewicht in der Schweizer Allfinanz. Nach einem Gewinnrückgang im ersten Halbjahr hat die Aktie sukzessive an Wert verloren und die Anleger in diesem Jahr nicht überzeugen können. Der Kursverlust beträgt 6 Prozent auf Jahresfrist. Bei diesen tieferen Einstandskursen hat das KGV und die Dividendenrendite von 5,7 Prozent nun aber entsprechend an Attraktivität hinzugewonnen.   

Sandoz - 11

Der Generikahersteller Sandoz ist nach der Abspaltung von Novartis und der Erstnotierung an der Schweizer Börse Anfang Oktober durch einen volatilen Handelsverlauf aufgefallen. Dies, obwohl die Kaufempfehlungen auf ein deutliches Kurspotenzial hinweisen. Allerdings fehlt noch die notwendige Visibilität mangels Quartals- oder konkreten Halbjahresergebnissen, damit die Anleger bei der günstig bewerteten Aktie beherzter zugreifen. Die Sandoz-Führung will eine progressive Dividendenpolitik verfolgen. 

Avolta - 12

Die vormals unter Dufry firmierende Avolta hat ein durchzogenes Börsenjahr trotz erfolgreiche Integration von Autogrill hinter sich. Die Analysten wollen zuerst bestätigt wissen, dass die angepeilten Kosteneinsparungen tatsächlich realisiert werden. Innert Jahresfrist hat der Titel wenig überzeugt und steht 18 Prozent tiefer. Der Konsumdienstleister sollte aber in einem unsicheren Börsenumfeld gut abschneiden, zumal die Firma ein organisches Wachstum aufweist und wieder eine Dividendenausschüttung anstrebt. 

Roche - 12

Am Pharmaunternehmen aus Basel scheiden sich derzeit die Geister. Die einen halten die Valoren für über-, die anderen für unterbewertet. Roche leidet unter den wegfallenden Verkäufen von Covid-Produkten und einer wenig aussichtsreichen Medikamenten-Pipeline. Innert 12 Monaten verloren die Roche-Bons 20 Prozent an Wert. Allerdings sind die Finanzen grundsolide, was es Roche erlaubt, die derzeitige Flaute problemlos durchzustehen. Die Dividendenrendite beträgt 4 Prozent.   

Bell - 13 

Bell ist eine klassisch defensive Aktie. Das Basler Unternehmen verarbeitet Fleisch, stellt Convenience Food her und ist Markführer in der Schweiz. Trotz des volatilen Marktumfelds und prägender Inflation konnte Bell, welche mehrheitlich zur Coop-Gruppe gehört, im ersten Halbjahr Gewinn und Umsatz steigern. Bell schlägt sich gut an der Börse und steigen auf Jahresbasis um 7 Prozent. Auch der Ausblick ist intakt, nachdem der erzielte Gewinn jüngst über den Analystenschätzungen lag. Die Dividendenrendite beträgt 2,7 Prozent.  

Aryzta - 13

Aryzta, ein Tiefkühl- und Convenience-Backwaren-Konzern mit Sitz in Schlieren ZH, ist einer der Stars an der Schweizer Börse in diesem Jahr. Auf Jahresbasis hat der Valor 65 Prozent zugelegt. Da das Unternehmen eine langjährige Restrukturierung hinter sich hat, ist die Bewertung der Aktie noch immer verhältnismässig tief. Analysten trauen den Aktien weiteres Kurspotenzial zu. So hat die UBS jüngst das Kursziel auf 1,95 Franken erhöht. Geht es flott mit der Restrukturierung und Schuldenabbau weiter, so steht einer Dividendenzahlung nichts im Wege.

Novartis 13

Das zweite Pharmaschwergewicht aus Basel mit einem tiefen KGV ist Novartis. An der Börse hatten sich Anleger mit Blick auf die Sandoz-Abspaltung mehr erhofft, und selbst die solide Gewinnprognose für das Gesamtjahr 2023 hat dem Kurs nicht geholfen. Daraus resultiert ein plus von 8 Prozent beim Kurs im Jahresvergleich. Als defensiver Wert in einem wirtschaftlich unsicheren Umfeld gehört der Titel mit einer Dividendenrendite von 3,5 Prozent ins Depot.

Thomas Daniel Marti
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