Von einer schweren Krise auf dem chinesischen Immobilienmarkt könnten spürbare realwirtschaftliche Effekte auf Deutschland und andere Länder ausgehen, heisst es im Monatsbericht der Bundesbank vom Montag. Gemäss einer Modellrechnung dürfte die Wirtschaftsleistung (BIP) Deutschlands durch verringerte Ausfuhren im ersten Jahr der Krise um 0,6 Prozent geringer ausfallen.

"Für einige Volkswirtschaften mit einer höheren Handelsabhängigkeit von China fallen die BIP-Verluste noch grösser aus", erklärte die Bundesbank. Zudem nennt die Bundesbank Entwicklungen, die die Wirtschaft zusätzlich belasten könnten. So berücksichtige die Modellrechnung nicht, dass eine Wirtschaftskrise in China weltweit grössere Verunsicherung auslösen könnte. Ebenso dürfte eine Krise in China deutliche Preisrückgänge an den Rohstoffmärkten nach sich ziehen. "Dies würde die Konjunktur in den entsprechenden Exportländern dämpfen."

Hintergrund der Bemerkungen sind erhebliche Probleme einiger chinesischer Immobilienunternehmen, insbesondere des grossen Konzerns Evergrande. "Für den chinesischen Immobilienmarkt bedeuten die gegenwärtigen Probleme möglicherweise eine Zäsur", schreibt die Bundesbank. Seit Beginn der 1990er Jahre habe der Markt einen beinahe ununterbrochenen Aufschwung erlebt. "Dadurch kommt diesem Sektor ein im internationalen Vergleich sehr grosses Gewicht an der Gesamtwirtschaft zu."

(AWP)