In den ersten Apriltagen haben Anleger Schweizer Aktien überwiegend verkauft, wie sich am negativen Abschneiden des Swiss Performance Index (SPI) ablesen lässt. Zwischen Ende März und Ostern verlor er in den Wirren des Zollstreits fast 1100 Punkte beziehungsweise 6,5 Prozent. Einzelne Top-Führungskräfte schwammen gegen den Strom. Sie haben in grösserem Umfang Aktien des eigenen Unternehmens gekauft. Unter den Angaben der Börsenaufsicht SIX Exchange Regulation (SER) stechen die folgenden hervor:

Unternehmen Anzahl Aktien Volumen (CHF) Käufer Datum
EFG International 180'000 1'958'358 Verwaltungsratsmitglied 9.4.2025
Kühne + Nagel  15'691 2'629'651 Verwaltungsratsmitglied 9.4.2025
Kühne + Nagel  44'500 7'733'092 Verwaltungsratsmitglied 7.4.2025
Kühne + Nagel 3'750 714'261 Verwaltungsratsmitglied 3.4.2025
Kühne + Nagel total 63'941 11'077'004    
Swatch 211'000 5'372'843 Mehrere Personen gemeinsam 7.4.2025
Swatch 169'889 4'449'291 Mehrere Personen gemeinsam 4.4.2025
Swatch total 380'889 9'822'134    
Medacta 4'450 507'464 Verwaltungsratsmitglied 8.4.2025
Medacta 4'450 507'430 Geschäftsleitungsmitglied 8.4.2025
Medacta 180 19'584 Geschäftsleitungsmitglied 7.4.2025
Medacta total 9'080 1'034'478    

Tabelle: Grosse Aktienkäufe durch Mitglieder von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat börsenkotierter Schweizer Unternehmen / Das Datum bezieht sich auf den Eintrag in der SER-Datenbank. Quelle: SIX Exchange Regulation.

Aktienpakete im Umfang von einer bis elf Millionen Franken wurden bei Medacta, EFG International, Swatch sowie Kühne + Nagel gekauft. Bei Swatch hat sich laut einer Meldung der Nachrichtenagentur AWP die Familie Hayek mit Aktien des Uhrenkonzerns eingedeckt. Bei Kühne + Nagel ist der Käufer mit einiger Wahrscheinlichkeit Grossaktionär und Ehrenpräsident Klaus-Michael Kühne, die Transaktion trage seine Handschrift, berichtete der Cash Insider.

Wenn die oberste Chefetage Aktien des eigenen Unternehmens erwirbt, schauen andere Marktteilnehmer begründeterweise genau hin. Denn kaum jemand ist so gut über den Geschäftsgang und das Branchenumfeld informiert wie die Unternehmensführung. Folglich geht von ihren Zukäufen oft ein Zeichen der Zuversicht aus. Ein solches Signal dürfte gerade in einer von Turbulenzen geprägten Phase wie den ersten Aprilwochen von Bedeutung gewesen sein.

Allerdings haben sich die Aktien von Swatch und von Kühne + Nagel bislang nicht vom Kurssturz der ersten Aprilhälfte erholt. Die Swatch-Titel fielen in der Spitze 16 (Namenaktien) respektive 15 (Inhaberaktien) Prozent und gingen mit einem Verlust von 11 (Namenaktien) respektive 12 (Inhaberaktien) Prozent gegenüber dem Schlusskurs von Ende März in die Ostertage. Die Valoren des Logistikunternehmens aus Schindellegi büssten bis zu 21 Prozent ein; am Gründonnerstagabend betrug der Verlust noch 11 Prozent.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei EFG International. Die Aktie sackte kurz nach der Eskalation des Zollstreits 18,8 Prozent ab und grenzte den Verlust bis vor die Feiertage auf 9,8 Prozent ein. Gegenüber dem letzten Schlusskurs - 11,84 Franken - sehen Analysten ein Kurspotenzial von 25,5 Prozent auf 14,86 Franken.

Besser als für Swatch, Kühne + Nagel sowie EFG lief es im bisherigen April beim Tessiner Orthopädieunternehmen Medacta. Dessen Aktien verloren im Zollstreit zunächst 13,1 Prozent. Bis unmittelbar vor dem Osterwochenende konnte der Verlust auf 1,1 Prozent verringert und damit beinahe aufgeholt werden. Wenn die Management-Käufe Ausdruck von Zuversicht waren, so haben sich diese bereits zu einem guten Teil erfüllt.

Vertrauen in das eigene Unternehmen ist wohl aber eher langfristig als kurzfristig. Und für eine weiterreichende Perspektive gibt es positive Signale aus dem Tessin. Anfang März hat Medacta das auf Sportmedizin und Arthroskopie spezialisierte US-Unternehmen Parcus Medical übernommen, wobei auch eine Produktionsstätte in Florida akquiriert wurde.

Unter anderem aufgrund der Parcus-Übernahme hat die zuständige Expertin bei Octavian ihre Schätzungen zum Gewinn je Aktie für 2025 und 2026 um 4 bis 5 Prozent angehoben. Gemäss der Analyse, die am Tag nach der US-Zollankündigung öffentlich wurde, kann Medacta eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 13,5 Prozent in den Jahren bis 2027 erreichen. Octavian rät zu «Hold» und setzt das Kursziel bei 140 Franken an, womit Anleger auf einen Kursgewinn von 12 Prozent hoffen dürfen.

Andere Beispiele von Management-Transaktionen sind schlichter. Bei Sandoz gingen mehrere Pakete im Umfang von 187'500 bis 270'000 Franken an das Top-Management. Die Zuteilung erfolgte als Teil der Vergütung.

Experte hält «panikgetriebene Verkäufe» für möglich

Nicht nur Grossinvestoren und Privatanleger sind in den vergangenen rund drei Wochen aus Aktien geflüchtet. Auch Geschäftsleitungsmitglieder und Verwaltungsräte haben sich in den ersten Apriltagen von Anteilsscheinen der eigenen Unternehmen getrennt - dies teilweise in grossem Umfang, wie die SER-Datenbank zeigt. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht der wesentlichsten Management-Transaktionen.

Unternehmen Anzahl Aktien Volumen (CHF)  Verkäufer Datum
Swissquote 6'000 2'305'204 Mitglied der Geschäftsleitung 16.4.2025
Swissquote 500 99'600 Mitglied der Geschäftsleitung 16.4.2025
Swissquote 5'000 1'942'720 Mitglied der Geschäftsleitung 15.4.2025
Swissquote 6'000 2'269'502 Mitglied der Geschäftsleitung 14.4.2025
Swissquote 4'000 1'470'071 Mitglied der Geschäftsleitung 11.4.2025
Swissquote 8'000 2'926'272 Mitglied der Geschäftsleitung 10.4.2025
Swissquote 175 37'590 Mitglied der Geschäftsleitung 10.4.2025
Swissquote 917 180'762 Mitglied der Geschäftsleitung 10.4.2025
Swissquote 6'000 2'289'392 Mitglied der Geschäftsleitung 2.4.2025
Swissquote 5'000 1'899'129 Mitglied der Geschäftsleitung 1.4.2025
Swissquote total 41'592 15'420'242    
Lindt & Sprüngli PS 252 1'540'728 Mitglied der Geschäftsleitung 17.4.2025
Lindt & Sprüngli PS 20 121'690 Mitglied der Geschäftsleitung 17.4.2025
Lindt & Sprüngli PS 300 1'822'200 Mitglied der Geschäftsleitung 16.4.2025
Lindt & Sprüngli PS 20 120'480 Mitglied der Geschäftsleitung 16.4.2025
Lindt & Sprüngli PS 50 295'780 Mitglied der Geschäftsleitung 14.4.2025
Lindt & Sprüngli PS 20 118'130 Mitglied der Geschäftsleitung 14.4.2025
Lindt & Sprüngli PS 150 564'050 Verwaltungsratsmitglied 9.4.2025
Lindt & Sprüngli PS 150 578'300 Verwaltungsratsmitglied 7.4.2025
Lindt & Sprüngli PS 100 616'400 Mitglied der Geschäftsleitung 4.4.2025
Lindt & Sprüngli PS 100 616'400 Mitglied der Geschäftsleitung 2.4.2025
Lindt & Sprüngli PS 350 1'463'700 Mitglied der Geschäftsleitung 1.4.2025
Lindt & Sprüngli PS 50 308'200 Mitglied der Geschäftsleitung 1.4.2025
Lindt & Sprüngli PS 20 122'880 Mitglied der Geschäftsleitung 1.4.2025
Lindt & Sprüngli PS total 1'582 8'288'938    

Tabelle: Grössere Management-Transaktionen im April. Quelle: SIX Exchange Regulation.

Transaktionen im Umfang von über 8,2 Millionen Franken gab es bei Lindt & Sprüngli. Total 13 Pakete im Wert zwischen 118'130 und 1'822'200 Franken wurden veräussert. Dies stehe im Zusammenhang mit dem Optionsprogramm für Mitarbeitende und sei Teil des Vergütungsmodells, teilt die Medienstelle mit. 

Nach einer fixierten Sperrfrist gewähre die Option das Recht zum Bezug von jeweils einem Partizipationsschein (PS) pro Option zu einem im Zuteilungszeitpunkt nach Marktkriterien festgelegten Ausübungspreis. Die vergebenen Optionsrechte weisen eine Sperrfrist von drei bis fünf Jahren auf und verfallen nach sieben Jahren, wenn sie nicht ausgeübt werden.

«Aufgrund des kontinuierlich guten Kursverlaufs des Lindt & Sprüngli Partizipationsscheins an der Börse ist es daher verständlich, dass Verwaltungsrat und Management von der Ausübung der Optionsrechte innerhalb der Frist Gebrauch machen», schreibt der zuständige Mediensprecher. Die Lindt-Partizipationsscheine haben sich in den vergangenen sieben Jahren verdoppelt.

Augenfällig sind auch die Verkäufe bei der Online-Bank Swissquote. Das oberste Management trennte sich in der ersten Aprilhälfte von insgesamt 41'592 Aktien im Gesamtwert von 15,4 Millionen Franken. Als Verkäufer traten jeweils exekutive Verwaltungsräte respektive Geschäftsleitungsmitglieder auf. Das Unternehmen liess eine Anfrage von cash.ch nach den Gründen der Transaktionen unbeantwortet.

Swissquote-Führungskräfte haben in den vergangenen Jahren zwar immer wieder Aktien ihrer Firma verkauft. Das Ausmass und die Häufung der Transaktionen ist jedoch aussergewöhnlich. In den letzten drei Jahren gab es nur eine Phase mit ähnlich hohen Transaktionen. Im Frühjahr 2024 wurden zwei Pakete im Wert von je 1,4 Millionen Franken veräussert. 

Zudem kam es zu grösseren Verkäufen bei der Partners Group, insbesondere eine über 1'805'108 Franken, sowie eine Serie kleinerer Transaktionen bei mehreren anderen Unternehmen. Es habe kein zentrales Ereignis gegeben, das den Rückgang erkläre, sagt Brewen Latimier von Colombus Consulting. «Wahrscheinlicher ist, dass es sich um panikgetriebene Verkäufe oder um Margin Calls handelt, ausgelöst durch den plötzlichen Einbruch an den Aktienmärkten.»

Die Bewegung falle, so Latimier, zeitlich mit der Ankündigung von Zöllen durch US-Präsident Donald Trump zusammen. «Viele Anleger dürften daraufhin ihr Vermögen in Bargeld umgeschichtet haben.» 

Die Aktien von Swissquote haben sich inzwischen vollständig vom Absturz zum April-Auftakt erholt. Sie stehen bei 384 Franken und damit leicht höher als Ende März. Auch die Partizipationsscheine von Lindt & Sprüngli sind zurück auf dem Niveau, das sie vor dem Aufflammen des Zollstreits hatten.

 

Reto Zanettin
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