Die tiefen Renditen von Staatsanleihen haben in der Schweiz die Immobilienfinanzierung so günstig wie nie gemacht. Zehnjährige Festhypotheken kosten im Schnitt nur noch 1,17 Prozent, fünfjährige gibt es sogar für 0,97 Prozent (cash berichtete).
Doch Dänemark geht noch einen deutlichen Schritt weiter und "belohnt" Immobilienfinanzierungen mit negativen Verzinsungen: Wie Bloomberg am Freitag schrieb, werden aktuell einjährige variable Hypotheken mit minus 0,23 Prozent verzinst. Für dreijährige sind es minus 0,28 Prozent und für fünfjährige minus 0,04 Prozent.
Dänemark ist der Vorreiter der Negativzinsen. Bereits 2012 - drei Jahre vor der Schweiz - führte das Land den Minuszins ein. Die Notenbank will dem starken Aufwärtsdruck der Krone entgegenwirken, die an den Euro gebunden ist. Die maximal zugelassene Schwankungsbreite zum Euro beträgt 15 Prozent. Derzeit werden Einlagen bei der Dänischen Notenbank mit minus 0,65 Prozent verzinst.
Anderes System als in der Schweiz
Eine Hypothekenaufnahmen läuft konkret so ab: Wer in Dänemark eine einjährige variable Hypothek für 1 Millionen dänische Kronen aufnimmt (das entspricht ungefähr 150'000 Franken), bekommt dafür nach einem Jahr 2300 Kronen zurückbezahlt, anstatt einen Zins darauf bezahlen zu müssen. Schulden machen für die Immobilienfinanzierung ist also einträglich. Im Grund genommen ist dies völlig widersinnig, selbst dann noch, wenn man in Betracht zieht, dass Bankgebühren einen Teil der Auszahlung wegfressen.
Das Hypothekensystem in Dänemark ist etwas anders aufgebaut als in der Schweiz: Dänische Banken sind nicht Kreditgeber, sondern nur Vermittler. Hypotheken werden dort als Pfandbriefe an die Börse gebracht, wo sie andere Anleger kaufen können.
Sehr verbreitet sind im skandinavischen Land auch Fixhypotheken mit 30-jähriger Laufzeit, die derzeit ab 1 Prozent Zins erhältlich sind - ebenfalls ein extrem tiefer Wert. In der Schweiz werden Laufzeiten mit dieser Länge üblicherweise nicht angeboten, am häufigsten sind zehnjährige Fixhypotheken.
Überhitzung am Immobilienmarkt
Die günstige Finanzierung am Immobilienmarkt ist in Dänemark nicht unproblematisch. Verschiedene Experten warnen vor einer Immobilienblase, die bei einem Zinsanstieg zu einem Crash führen könnte. Die Eigenkapitalvorschriften sind viel lascher als in der Schweiz. Lange Zeit waren für die Finanzierung gar keine Eigenmittelmittel erforderlich, inzwischen müssen 5 Prozent des Immobilienwertes selbst eingebracht werden. In der Schweiz sind mindestens 20 Prozent Eigenkapital bei der Hypothekenvergabe vorgeschrieben.
In der Hauptstadt Kopenhagen sind seit der Einführung der Negativzinsen bis heute die Wohnungspreise um 80 Prozent angestiegen. In Zürich, das allgemein als sehr teures Pflaster gilt, beträgt der Anstieg im gleichen Zeitraum leicht über 10 Prozent.