Jetzt ist die Krise auch beim Wohneigentum angekommen, wie eine Geschichte aus meinem Bekanntenkreis zeigt: Eine Freundin interessiert sich für eine schöne, moderne 5,5-Zimmerwohnung direkt an der Limmat im Kanton Zürich. Grosszügige Räume, moderner Ausbaustandard, Verkaufspreis: 2 Millionen Franken. Zu viel, denkt sie sich und ruft den Makler an: «Wie viel wären sie bereit zu bezahlen?» Die Antwort: «1,5 Millionen.»
Der Makler lacht und sagt: «Damit sind sie in guter Gesellschaft. Ich hatte bereits mehrere Anrufe in diese Richtung. Alle wollen weniger zahlen.» Konkret: 1,5 statt 2 Millionen Franken, das wäre ein Abschlag von 25 Prozent.
Ein Extrembeispiel, aber wohl kein Einzelfall. Auf dem Immobilienmarkt hat die Trendwende eingesetzt. Was noch vor einem Jahr undenkbar war, ist jetzt Realität: Verkäufe von Anlage- und Renditeimmobilien platzen und auch Verkäufe von Einfamilienhäusern kommen nicht zustande. Das schreibt die «SonntagsZeitung».
Grosser Nachfragerückgang
Manches Objekt ist in der Bilanz der Pensionskasse oder anderer Investoren nun mit einem zu hohen Wert ausgewiesen. Denn in der Zwischenzeit hat sich das Zinsumfeld verändert und andere Anlagemöglichkeiten, wie Obligationen, sind wieder attraktiver. Das schmälert den Wert der Immobilien. Weil Pensionskassen das Risiko eines Abschreibers nicht eingehen wollen, kommen die Verkäufe nicht zustande.
Bei Einfamilienhäusern spüren Immobilienexperten, dass die Nachfrage zurückgeht. Einzelne Makler sprechen von Nachfragerückgängen zwischen 20 und 30 Prozent.
Zurzeit erhält Donato Scognamiglio (53) Mails von besorgten Menschen, denen es nicht gelingt, ihre Wohnung oder ihr Haus zu verkaufen, und ihn um Rat bitten. Oft sei der Fall klar: «Ich rate Ihnen, Geduld zu haben oder den Preis zu reduzieren, um mehr Interessenten zu finden», sagt der langjährige CEO und heutige Präsident der Immobilienfirma Iazi in der «SonntagsZeitung».
Das Problem: Standen bis vor kurzem die Kaufinteressenten bei Wohneigentum noch Schlange, so hat die Zinswende den Markt umgekrempelt. Die Nachfrage sinkt, das Angebot steigt.
«Wer wirklich verkaufen will, wird mit dem Preis vielleicht um 5 Prozent und mehr heruntergehen», so Scognamiglio. Die Zeit der Höchstpreise für Einfamilienhäuser ist vorbei!
Preise rutschen auf dem Land
Das zeigt auch eine Auswertung von Wüest Partner in den Regionen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sanken die Preise für Einfamilienhäuser im zweiten Quartal 2023 mit über 2 Prozent am stärksten unter anderem im Jura, in Lugano, Mendrisio, Bellinzona, der Innerschweiz, dem Sarneraatal, Saanen und dem Oberen Simmental oder dem Glarner Hinter-, Mittel- und Unterland.
Viele dieser Regionen seien ländlich geprägt, die Einkommen teilweise tiefer als in den Zentren und die guten Anbindungen an diese fehlten, sagt Robert Weinert, Leiter Research bei Wüest Partner, in der «SonntagsZeitung». Doch auch in urbaneren oder stadtnahen Regionen sind die Preise um bis zu 2 Prozent gesunken. Zum Beispiel rund um Winterthur und Basel. Oder in beliebten Agglomerationen wie Ausserschwyz, Einsiedeln, Schwyz oder Luzern.
Dieser Artikel erschien zuerst im Blick unter dem Titel: "Hier sinken die Preise für Einfamilienhäuser".
2 Kommentare
Nur weil das Narrativ seit den Zinsentscheiden nur darauf gewartet hat und der Mensch tendenziell eher dazu neigt das schlimmste hervorzuheben und die Balance vermissen lässt muss es ja noch nicht so kommen oder gar sein.
Dieses Schreckgespenst versucht die schreibende und fernsehmachende Zunft ja bereits den ersten Inflationsmassnahmen uns allen vorzustellen, doch es zieht nicht.
Überrissene Preise und Profitgier gehen nun den Weg des irdischen Zerfalls, was vorher Bestand im Guten hatte wird diesen auch behalten - ansonsten drohen uns Szenarien aus der Apokalypse oder der dritte Weltkrieg.
Uuuhhps - jetzt habe ich es auch getan, nun der Mensch ist halt Mensch, Verkäufer und Käufer.
Bitte nicht übertreiben, es gilt noch immer Triple L, da geraten die Preise nichts ins Rutschen, die Nachfrage sinkt nicht und das Angebot bleibt gering. Da gibt es keine Disccounts von 25 Prozent.
Die Banken haben ihre Strategie auch nicht gewechselt, an bestehenden Hypotheken haben sie weiterhin Interesse, da wird die Erneuerung nicht verweigert. Und bei Zweitliegenschaften ist auch nur die Belehnung ein Thema. Aber da geht keine Bank über 60 Prozent, der Normalfall ist 50 Prozent und damit tiefer als für einen Kunden mit einer Neuhypothek.