Dank niedrigerer Energie- und Grundstückskosten werden immer mehr Rechenzentren in der südostasiatischen Region errichtet. Gemäss Unternehmensanalysten rücken Stromerzeuger deshalb vermehrt in die Favoritenrolle. Auch Unternehmen aus den Bereichen IT-Dienstleistungen, Telekommunikations- und Halbleitersektor sollten vom Investitionszyklus profitieren. 

«Versorger und Unternehmen, die die Elektrifizierung und die Netze betreiben, sind für uns besonders interessant», meint Kenneth Tang, Portfoliomanager bei Nikko Asset Management. Der japanische Vermögensverwalter gehört mit 220 Milliarden verwalteten Vermögen zu den grössten weltweit.

Anleger entdecken Südostasien erneut

Südostasiens relativ niedrige Produktionskosten und starke Positionierung in der globalen Chip-Wertschöpfungskette tragen zur Attraktivität als nächste Drehscheibe für KI-Rechenzentren bei. Das kommt überraschend für eine Region, die lange Zeit von Investoren aufgrund der mangelnden Exponierung gegenüber dem Technologiesektor gemieden wurde.

Da KI noch in den Kinderschuhen steckt, bleibt ein spürbarer Effekt abzuwarten. Doch das Gewinnpotenzial sei enorm, so Analysten. Gemäss Morgan Stanley wird die Region bis 2027 zum weltweit drittgrössten Anbieter von Rechenzentren hinter den USA und China aufsteigen. Diese Entwicklung schaffe die Voraussetzungen für einen mehrjährigen Wachstumszyklus für Unternehmen in der Lieferkette in der Region.

Besonders die nachfolgenden Unternehmen sollten gemäss Unternehmensanalysten von dieser Entwicklung profitieren:

YTL Power

Seit das malaysische Versorgungsunternehmen YTL Power International eine Vereinbarung mit der Nvidia über den Bau eines 4,3 Milliarden Dollar teuren KI-Rechenzentrums unterzeichnet hat, haben sich deren Aktien verdoppelt.

Als einziger neuer Rechenzentrumsbetreiber in dem südostasiatischen Land, der über eine eigene 500-MW-Solarstromversorgung verfügt, sollte das Unternehmen in den Fokus von «Kunden, die schnell saubere Energie und KI-Kapazitäten suchen» geraten, schreiben die Analysten der australischen Bank Macquarie.

Tenaga Nasional

Tenaga Nasional, die einzige Netzbetreiberin in Malaysia, wird «die grösste Profiteurin des Rechenzentren-Wachstums in den ASEAN-Staaten sein», schreiben die Analysten von Morgan Stanley. Eine robuste Stromnachfrage werde die Gewinne des Unternehmens innerhalb von drei Jahren verdoppeln, so die Analysten.

Das Unternehmen geht davon aus, dass der Strombedarf von Rechenzentren bis 2035 4’300 MW übersteigen wird. Tenagas Vorstoss in die Erzeugung von erneuerbaren Energien wird die Attraktivität des Unternehmens zusätzlich verbessern. Die Valoren sind in diesem Jahr bereits um 32 Prozent gestiegen.

Delta Electronics

Delta Electronics Thailand ist ein führender Anbieter von Stromversorgungsmodulen für Rechenzentren und Elektrofahrzeuge. Gemäss den Analysten der Britischen Bank HSBC sei Delta Electronics «einer der Hauptnutzniesser des bevorstehenden KI-Rechenzentren-Booms in der ASEAN-Region aufbauend auf einer hohen Versorgungssicherheit» und Kühlungslösungen, die das Unternehmen bietet.

Das Unternehmen erweiterte im März seine Fertigungskapazitäten für elektronische Produkte und baut neue Fabriken für die Produktion von Komponenten für Fahrzeuge, Cloud-Computing, Rechenzentren und KI. Obwohl sich damit die Gewinnwachstumsaussichten verbessern, hinkt die Aktie dem thailändischen Benchmark bisher hinterher. Damit sei weiterer Aufholbedarf vorhanden.

Gulf Energy

Das thailändische Unternehmen Gulf Energy Development ist ein weiterer Stromerzeuger, der von der wachsenden Stromnachfrage und dem Ausbau der Infrastruktur für Rechenzentren profitieren dürfte. «Das Unternehmen verfügt über eine gute Positionierung im Energie- und Infrastrukturgeschäft und besitzt über ein Portfolio an erneuerbaren Energieprojekten auf inländischen und internationalen Märkten sowie ein umfangreiches Geschäftsnetzwerk», so die Analysten von Morgan Stanley.

Gulf will seine Rechenzentrumskapazität ausbauen, wobei die erste Phase im März nächsten Jahres abgeschlossen sein wird. Um weitere Hyperscaler anzuziehen, ist das Unternehmen eine Partnerschaft mit Singapore Telecommunications eingegangen. Ein Hyperscaler ist ein Anbieter von Cloud-Diensten, der über ein grosses Netz von Rechenzentren und eine breite Palette von Diensten verfügt. Amazon, Google, Microsoft und Huawei sind Beispiele dafür.

FPT

Die Aktien des grössten börsenkotierten vietnamesischen Technologieunternehmens FPT sind in diesem Jahr um fast 40 Prozent gestiegen. Ein Grossteil dieser Bewegung ist auf den Optimismus über die bekanntgemachte Partnerschaft mit Nvidia zurückzuführen. 

Ruchir Desai, Fondsmanager bei der Investmentboutique Asia Frontier Capital, erwartet, dass das Software- und Telekommunikationsunternehmen in den nächsten zwei bis drei Jahren ein Gewinnwachstum von mehr als 20 Prozent verzeichnen wird. 

Die Bemühungen um eine Vertiefung der strategischen Beziehungen zwischen Vietnam und den USA werden zusätzlich dazu beitragen, dass das südostasiatische Land in der Wertschöpfungskette der Technologiebranche aufsteigt. Diese käme erneut FPT zugute.

(cash/Bloomberg)