Er rechnet mit mehr Kurzarbeit in Schweizer Unternehmen. Auch zusätzliche Zölle schliesst er nicht aus, wie er im Interview mit dem «SonntagsBlick» sagt.

«Wir haben seine Formel rechnerisch relativ schnell nachvollziehen können, aber verstanden haben wir sie natürlich nicht», blickt Wirtschaftsminister Guy Parmelin auf den 2. April zurück, als Trump seine Zölle ankündigte. «Wir waren überrascht und enttäuscht.»

Bisher würde mit der US-Regierung aber nur diskutiert. «Bevor wir verhandeln, müssen wir einander zuerst verstehen und identifizieren, welche Bereiche für die USA und idealerweise auch für uns

interessant sein könnten», so Parmelin weiter.

«Chance, aber auch grosse Herausforderung»

«Alles ist offen.» Das sei eine Chance, aber auch eine grosse Herausforderung, denn alle Länder wollten mit Präsident Trump verhandeln. Der SVP-Bundesrat will auch nicht ausschliessen, dass am Ende neue Zölle hinzukommen. Trump habe mehrfach gesagt, dass er auch die Pharmabranche mit Zöllen belegen wolle.

Derzeit erläutere Staatssekretärin Helene Budliger Artieda im Gespräch mit der amerikanischen Seite die wirtschaftliche Bedeutung der Schweiz in den USA und mögliche Themenfelder für weitere inhaltliche Diskussionen, so Parmelin weiter. Für gewisse Produkte sieht er Spielraum, die Agrarzölle aufzuheben.

«Sicher wird sich die Situation auf die Konjunktur auswirken»

Angesichts des Handelsstreits zwischen den USA und China schliesst Parmelin eine Rezession nicht aus. «Sicher wird sich die Situation auf die Konjunktur auswirken», sagt er. «Es kann sein, dass auch in der Schweiz die Zahl der Betriebe in Kurzarbeit steigen wird.»

Der Wirtschaftsminister ist «fest davon überzeugt», dass der Freihandel und die bilateralen Beziehungen noch wichtiger werden als bisher. «Deswegen will der Bundesrat auch die Beziehungen zur Europäischen Union stabilisieren.» Zudem werde das Freihandelsabkommen mit China modernisiert und mit Indien sei gerade eines abgeschlossen worden.

Ob jedoch auch die USA sich gerade jetzt um Freihandelsabkommen mit der Schweiz bemühen will, bezweifelt Parmelin. Auch die Schweiz habe derzeit andere Prioritäten - «wir müssen die Zollfrage lösen», und das brauche Zeit.

(AWP)