Beide Häuser erwarten, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,6 Prozent sinkt und damit das zweite Jahr in Folge schrumpfen wird, wie aus den beiden am Freitag veröffentlichten Herbstgutachten hervorgeht. Im Juni wurde vom IHS noch ein Mini-Wachstum von 0,3 Prozent vorausgesagt, während das Wifo mit einer Stagnation rechnete. Auch für 2025 wurde die Vorhersage gekappt: Das Wifo sieht ein BIP-Plus von 1,0 Prozent, das IHS erwartet 0,8 Prozent.

«Die derzeitige Rezession erstreckt sich über zwei Kalenderjahre und hält damit schon ungewöhnlich lange an», so das Wifo. Schon 2023 war die Wirtschaftsleistung um 1,0 Prozent zurückgegangen. Ähnlich wie Deutschland leide auch Österreich unter der Investitionsflaute und der schwachen Nachfrage nach Investitionsgütern und Maschinen. Die Warenexporte nach Deutschland seien in diesem Jahr deutlich zurückgegangen. Erst 2025 dürfte die Auslandsnachfrage laut Wifo etwas anziehen und in Österreich für Konjunkturimpulse sorgen.

Das IHS begründete die Prognose-Kürzung damit, dass sich die Rezession in der Industrie und am Bau fortgesetzt habe, während sich die Konsumnachfrage trotz kräftiger Realeinkommen nicht belebt habe. Im zweiten Quartal sei der Konsum sogar rückläufig gewesen.

Kräftig ausweiten dürfte sich nach Einschätzung der Institute das gesamtstaatliche Defizit von Österreich. Im laufenden Jahr rechnet das IHS damit, dass das Budgetdefizit auf 3,5 Prozent klettert und damit die Maastricht-Grenze von drei Prozent übersteigt. Für 2025 sieht das Institut nur einen leichten Rückgang auf 3,4 Prozent. Das Wifo erwartet für 2024 3,7 Prozent und für 2025 einen weiteren Anstieg auf 4,0 Prozent. Das Finanzministerium teilte am Donnerstag mit, dass das Defizit auf 3,3 Prozent steigen wird. Im März wurden noch 2,9 Prozent prognostiziert.

Zurückgehen dürfte die Inflation, die in den letzten beiden Jahren deutlich über dem EU-Durchschnitt lag. Im laufenden Jahr rechnet das Wifo mit einer Inflationsrate von 3,1 Prozent, das IHS mit 3,0 Prozent. 2025 werde ein weiterer Rückgang auf 2,2 Prozent beziehungsweise 2,4 Prozent prognostiziert. 2023 lag die Inflation noch bei 7,8 Prozent. Grund dafür waren Preisanstiege in der Gastronomie, bei Nahrungsmitteln, der Haushaltsenergie, den Wohnkosten sowie bei Dienstleistungen.

Als positiv strich das Wifo hervor, dass die Gasversorgung des Landes auch dann gesichert sein dürfte, falls ab 2025 kein russisches Erdgas mehr nach Österreich strömen sollte. 

(Reuters)