Die Empfehlung von Bitcoins zum damaligen Preis von 7500 Dollar in HZ Invest Mitte April kam gerade noch zur rechten Zeit. Denn schon zwei Wochen später legte die Kryptowährung einen regelrechten Spurt hin. Innerhalb von zehn Tagen explodierte die Notierung auf 10'000 Dollar je Einheit.
Nachdem sich das Computergeld dann in den folgenden zwei Monaten mehrfach vergeblich am Sprung über den Widerstand bei der psychologischen Marke von 10'000 versucht hatte, gelang ihm im letzten Juli-Drittel dann doch der Ausbruch über diese Hürde. Ein neues Zwölfmonatshoch bei 12'000 Dollar war danach ganz schnell erreicht.
Auf dem Weg in andere Dimensionen
Brachten die Bitcoins dadurch seit Besprechung in nur drei Monaten ein Plus von 50 Prozent, so hatte sich der im April ebenfalls empfohlene Call (ISIN: CH0461015122, Laufzeit endlos, Basis und Knock-out jeweils 3623,32, Bezugsverhältnis 500:1) auf das Kryptogeld im selben Zeitraum sogar verdoppelt.
Anleger fragen sich nach dem schnellen Anstieg: Soll man Gewinne mitnehmen oder weiter dabei bleiben? Hatten wir Bitcoins im April insbesondere wegen des kurz bevorstehenden «Halvings», also der Halbierung der Prämie für das Schürfen für Bitcoins, schon kurzfristig für vielversprechend gehalten, so kommen dazu aber auch grundlegende Überlegungen in Hinblick auf die Funktion des Kryptogeldes als eine Art Reservewährung. Aber dazu gleich.
Die Zahl der Bitcoins ist begrenzt
Zuerst zum "Halving". Um eine Einheit des Computergelds zu schürfen benötigen die «Miner» – das sind zusehends auf das Schürfen spezialisierte Unternehmen – Computer und entsprechende Software. Bei Kreation der Kryptowährung 2009 wurde die maximale Zahl von möglichen Bitcoins auf 21 Millionen Stück begrenzt.
Derzeit gibt es etwa 18 Millionen Einheiten und jeden Tag kommen durch die Arbeit der Miner oder vielmehr ihrer Computer weitere rund 1500 bis 2000 Stück dazu. Mit der wachsenden Zahl an Bitcoins steigen aber die Anforderungen an die Rechenleistung mehr und mehr und das ist mit immer höheren Kosten – für Rechner und zusehends für Strom – verbunden. Aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht ist irgendwann der Punkt erreicht, ab dem es sich aus Kostengründen nicht mehr lohnt, neue Bitcoins zu schürfen.
Nach jedem Halving kam es zu starken Kursgewinnen
Aber anstatt das durch höhere Prämien auszugleichen – also das «Minen» nach wie vor attraktiv zu halten –, erfolgt genau das Gegenteil. Nach jeweils 210'000 neuen Blöcken als zentralem Teil der Datenstruktur von Bitcoins wird die Belohnung für das Schürfen halbiert. So ein "Halving" gab es schon im November 2012 und im Juli 2016. Damals wurde die Belohnung der «Miner» für jeden kreierten Block zuerst von 50 auf 25 und dann auf 12,5 Bitcoins abgesenkt.
Nach beiden "Halvings" allerdings kam es jedes Mal zu enormen Preissteigerungen bei den Bitcoins. 2013 und 2014 hatte sich der Kurs der Kryptowährung mehr als verzehnfacht, 2017 und 2018 gab es ähnliche Gewinne. Wie der Kursverlauf der letzten Monate zeigt, war offensichtlich auch das "Halving" im Mai gut für den Bitcoin-Kurs. Die Belohnung für das Schürfen liegt nun bei 6,5 Bitcoins für jeden neuen Block.
Die Bedeutung als «zweites» Gold wird steigen
Damit ist es sehr wahrscheinlich, dass immer weniger «Miner» wegen des immer schlechteren Kosten-Ertrags-Verhältnisses Bitcoins schürfen und deshalb dürfte die Zahl von neuen Einheiten im Zeitablauf immer weiter zurückgehen.
Und da werden Bitcoins nun richtig spannend. Und zwar auch in einem Vergleich zu Gold. Denn Bitcoins könnten nicht nur zusehends zu einem weltweit wichtigen Zahlungsmittel und sicheren Hafen in Krisenzeiten werden, sondern auch zu einem wertvollen Wertaufbewahrungsmittel. Möglicherweise holt die Kryptowährung Gold dabei nicht nur ein, sondern überflügelt es sogar noch und wird damit zu einer Art von zweitem Gold.
Lange Zeit war dasjenige Gut als Geld und Zahlungsmittel begehrt, das ein hohes Stock-to-Flow-Verhältnis hat. Bei so einem Gut ist das Verhältnis Bestand zu neuer Produktion sehr hoch, es dauert also viele Jahre, bis der Bestand dieses Gutes durch die Jahresproduktion verdoppelt werden kann. Das ist wichtig, weil dadurch verhindert wird, dass durch ein massives Ausweiten der Produktion der Bestand verwässert und damit entwertet werden kann. Der Preis bleibt damit relativ stabil und ermöglicht den Werttransfer in die Zukunft. Silber und andere Industriemetalle haben ein vergleichsweise geringeres Stock-to-Flow-Verhältnis, da die Produktion bei höheren Preisen relativ schnell und stark erhöht werden kann.
Gold ist spitze, aber Bitcoins holen schnell auf
Ein sehr hohes Stock-to-Flow-Verhältnis hat Gold. Es liegt beim Edelmetall bei rund 60. Es würde also etwa 60 Jahre dauern um mit der aktuellen Jahresproduktion den weltweiten Goldbestand zu verdoppeln. Anders als bei Silber und vielen anderen Industriemetallen lässt sich die Produktion von Gold schon wegen der relativ knappen Ressourcen nicht extrem erhöhen. Der Preis für die Förderung nimmt schnell zu und damit wird es relativ weniger attraktiv, neues Gold zu schürfen.
Und genau jetzt kommen Bitcoins ins Spiel. Durch das "Halving" alle vier Jahre erhöht sich das Stock-to-Flow-Verhältnis dieser Kryptowährung. Durch die Halbierung im Mai stieg dieses Verhältnis von etwa 25 auf nun geschätzt etwa 50. Es dauert damit inzwischen also fast genau so lang, den Bestand an Bitcoins zu verdoppeln, wie bei Gold. Und damit dürfte die Kryptowährung als Mittel des Werttransfers in die Zukunft, als Wertaufbewahrungsmittel, zusehends attraktiv werden. Bitcoins dürften weiter steigen und ein Direktinvestment oder der Eingangs genannte Call versprechen damit schöne Kursgewinne.
Die nächste Hürde im Chart ist zum Greifen nah
Charttechnisch orientierte Börsianer haben gleichzeitig drei Marken im Blick: Die 12'000 Dollar je Bitcoin vom August 2019, die 12'500 und 13'000 vom Juni und Juli vor einem Jahr. Fallen diese Widerstände, dann könnten Bitcoins ganz schnell Fahrt aufnehmen in Kursregionen von 14'000 oder 15'000 Dollar.
Der Artikel erschien zuerst auf www.handelszeitung.ch unter dem Titel: «Sind Bitcoins das neue Gold?».