Die Schweizer Börse macht in diesem Jahr bisher eine ziemlich gute Falle. Seit Jahresbeginn ist der Swiss Market Index (SMI) um 5,4 Prozent auf 8670 Punkte angestiegen.
Und der Höhenflug könnte sich fortsetzen: cash-Guru Alfred Herbert traut dem SMI bei weiter guten Fundamentaldaten ein Überschreiten der 9000-Punkte-Marke zu, wie er Ende Februar im cash-Börsen-Talk ausführte.
Österreicher schlagen Schweizer
Im direkten Vergleich mit anderen Leitindizes in Europa schafft es die Schweiz mit dieser Performance im laufenden Jahr jedoch nicht unter die Top 4 (siehe Tabelle unten). Diese Plätze nehmen die Börsen von Polen, Slowenien, Österreich und Tschechien ein.
Aus Schweizer Optik sticht vor allem das Plus von 7 Prozent des österreichischen ATX heraus. Nachdem wir uns schon im Februar an der Ski-WM in St. Moritz im Medaillen-Spiegel knapp geschlagen geben mussten, laufen uns die Österreicher auch am Aktienmarkt den Rang ab.
Der Austrian Traded Index (ATX) besteht aus den 20 grössten börsennotierten Unternehmen Österreichs und feiert dieses Jahr sein 25-jähriges Bestehen - ist also knapp drei Jahre jünger als der SMI. Mit einer Marktkapitalisierung von insgesamt 41,1 Milliarden Euro hinkt der ATX bezüglich Grösse jedoch dem SMI deutlich hinterher. Alleine Nestlé weist schon eine Kapitalisierung von knapp 218 Milliarden Euro aus - ist also fünfmal grösser als der gesamte Leitindex in Österreich.
Banken und Rohstoff-Firmen dominieren ATX
Aber wieso performt der ATX besser als der SMI? Das hat mit der Zusammensetzung der beiden Indizes zu tun. In der Schweiz geben die defensiven Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis - mit einem Gewicht von über 60 Prozent - den Ton an. Während Roche 2017 zwar ganze 12 Prozent zulegen kann, sind es bei Nestlé 4 Prozent und bei Novartis nur 2 Prozent.
In Österreich sind die Gewichte etwas anders verteilt. Die Banken und der Sektor "Energie und Rohstoffe" machen je etwa ein Drittel des Gesamtindex aus. Die drei grössten ATX-Firmen kommen auf ein Gewicht von knapp 45 Prozent. Namentlich sind dies die Erste Group Bank (Gewichtung: 20 Prozent), die Öl- und Gasfirma OMV (15 Prozent) und der Stahlkonzern Voestalpine (10 Prozent).
Doch diese drei Titel sind nur bedingt für den ATX-Höhenflug verantwortlich: Die Erste Group Bank und Voestalpine legen 4 Prozent zu, OMV immerhin 7 Prozent.
Faserhersteller aus Oberösterreich im Hoch
Andere österreichische Titel schwingen oben aus: In erster Linie ist dies die Firma Lenzing, mit plus 32 Prozent in diesem Jahr. Der Weltmarktführer auf dem Gebiet der holzbasierten Cellulosefasern - welche für die Textilindustrie verwendet werden – hat nach äusserst gutem Geschäftsgang 2016 die Dividende um 50 Prozent auf 3 Euro pro Aktie angehoben und darüber hinaus noch eine Spezialdividende in der Höhe von 1,20 Euro pro Aktie angekündigt.
An zweiter Stelle folgt die Raiffeisen Bank International mit plus 27 Prozent seit Jahresbeginn. Aufgrund der neuen strategischen Ausrichtung mit Hauptfokus auf Mittel- und Osteuropa werden die Aktivitäten in Asien und den USA stark zurückgefahren. Den Aktionären gefällts. Mit je 16 Prozent können zudem die Titel von Telekom Austria und des Ziegel- und Betonherstellers Wienerberger überdurchschnittlich stark zulegen.
Geschlagen geben müssen sich die Österreicher aus europäischer Sicht jedoch ziemlich deutlich vom WIG20, Polens Leitindex. Dort liegt der Fokus der 20 Firmen noch stärker auf den Bereichen Banken, Energie und Rohstoffe - diese Branchen profitieren vom derzeitigen Marktumfeld mit steigenden Rohstoffpreisen und langsam anziehenden Zinsen.
Trotz gutem Jahresstart haben Österreichs und Polens Aktienmärkte noch nicht zurück auf die Höhen von vor der Finanzkrise 2007/08 gefunden. Der ATX liegt 34 Prozent und der WIG20 30 Prozent unter dem Wert von vor 10 Jahren. Dem SMI hingegen fehlt nur noch 1 Prozent, um wieder auf dieselbe Punktzahl wie im März 2007 zu kommen.
Beste und schlechteste Leitindex Europas 2017
Top 4 | Flop 4 | ||
Börse | Performance seit 1.1.2017 | Börse | Performance seit 1.1.2017 |
WIG20, Polen | +14 Prozent | RTS, Russland | -4 Prozent |
Dow Jones Slowenien* | +8 Prozent | PSI 20, Portugal | -1 Prozent |
ATX, Österreich | +7 Prozent | ASE, Griechenland | 0 Prozent |
PX, Tschechien | +6 Prozent | OBX, Norwegen* | 0 Prozent |
*Performance-Index, Quellen: cash.ch und Bloomberg, Stand 07.03.2017 (Angaben in Lokalwährungen)