Die Gewinne des Swiss Market Index (SMI) sind im Laufe des Jahres weggedröselt. Es bleibt noch eine magere Ausbeute von 2,2 Prozent. Den Höhepunkt erreichte der Schweizer Leitindex Anfang September bei einem Stand von 12'450 Punkten, was damals einer Avance von etwas über 10 Prozent entsprach.

Doch dann kam Donald Trump. Seine Wiederwahl zum US-Präsidenten mitsamt seinem protektionistischen Wirtschaftsprogramm drückte die Aktienkurse ausserhalb der USA. Nicht unerwartet bekamen die US-Aktieninvestoren dann aber zu spüren, dass Trumps Programm Aktienkursen auch schaden kann. Die US-Notenbank Fed revidierte wegen der erwarteten Zollpolitik Trumps letzte Woche die Inflations- und Zinsaussichten, was ein kleineres Beben auslöste. Man darf schon mal festhalten: Das Duell Trump-Fed wird wegweisend sein für das Börsenjahr 2025.

Und dann war auch Nestlé, schon wieder. Die einstige Vorzeigeaktie der Schweiz hat in diesem Jahr 24 Prozent verloren, das bedeutet der zweitletzte Platz im SMI. Es ist eine erneute Börsen-Demütigung für den Nahrungsmittelmulti. Denn schon in den Vorjahren musste Nestlé an der Börse Federn lassen: 16 Prozent im 2022, 10 Prozent im 2023.

Nestlé ist auch der Beweis, dass ein CEO-Wechsel nur selten die Wende bei einer kriselnden Aktie bringt. Laurent Freixe, der Ende August den in Ungnade gefallenen Mark Schneider ersetzte, übernahm das Kommando bei einem Aktienkurs von knapp 90 Franken. Heute steht der Titel noch bei mickrigen 74 Franken. Tendenz: Eher weiter rutschend. Freixe muss 2025 liefern.

SMI2024

Performance SMI-Aktien 2024.

Quelle: Bloomberg

Die Aktien des Transportlogistikers Kühne+Nagel zieren das Ende des SMI-Jahrestableaus mit einem Minus von 31 Prozent. Hier spielt der "Anti-Trump-Trade" mit. Nämlich die Befürchtung, dass höhere US-Zölle ein grösseren Handelskrieg mit China und Europa auslösen und damit der Welthandel leiden könnte.

"Das ist für uns immer eine Chance, um zusätzliche Dienstleistungen zu erbringen", sagte Kühne-Finanzchef Markus Blanka-Graff etwas trötzelnd zur Ausgangslage. Ob dies Zweckoptimismus ist, muss Kühne+Nagel noch beweisen. Der Transportlogistiker hatte wegen der Lieferkettenprobleme in der Nach-Corona-Zeit ohnehin lange über die Normalverhältnisse gelebt, was sich im Geschäftsjahr 2023 mit Umsatzeinbruch und Dividendenkürzung bemerkbar machte. Die Kühne-Aktien haben seit Ende Juli stark sinkende Tendenz und sind nun auf einem Vier-Jahres-Tief angelangt. 

Zur Sonnenseite des SMI: Fast das ganze Jahr stand die Aktie von Lonza an der Spitze des Leitindex, und sie sind es auch am Jahresende (plus 49 Prozent). Es war das Jahr der grossen Änderungen für den Pharmazulieferer, nachdem die Firma nach den fetten Gewinnen während der Corona-Pandemie etwas träge und krisenanfällig geworden war. Übervater, CEO und Präsident Albert Baehny gab seine Posten ab, der neue Chef Wolfgang Wienand übernahm und machte vor ein paar Wochen den letzten Schritt von Lonza zu einem reinen Auftragsfertiger für die Pharmaindustrie: Das Geschäft mit Kapseln und Nahrungsergänzungsmitteln wird aufgegeben. Experten sehen rund 15 Prozent Aufwärtspotenzial für die Aktie.

Auffallend: Swiss Re erhielt mit Andreas Berger Mitte Jahr auch einen neuen CEO - und startete an der Börse ebenfalls durch. Ein Plus von 38 Prozent seit Jahresbeginn bedeutet Platz zwei im SMI-Jahreschart. Berger will, das war bald klar, den bisweilen träge erscheinenden Rückversicherer auf Effizienz trimmen.

Sparmassnahmen sollen dazu führen, dass die laufenden Betriebsaufwendungen bis 2027 um rund 300 Millionen Dollar sinken. Swiss Re hob kürzlich auch die Ziele für 2025 an. Einiges scheint beim Kurs indes schon eingepreist: Das durchschnittliche Kursziel der Analysten steht bei 137 Franken, aktuell notiert der Titel bereits bei fast 129 Franken.

Hochrisiko-Aktien bei SPI ganz vorne

Curatis, Kuros, Wisekey, Relief Therapeutics: Im Swiss Performance Index (SPI) sind die ersten vier Gewinner-Positionen von Hochrisiko-Aktien besetzt. Wobei gerade Kuros nach Jahren des Darbens ein erstaunliches Comeback gegeben hat nach einem bereits starken 2023. Die Aktienperformance von 460 Prozent war im Verlauf des Jahres auch schon deutlich höher. Das auf Knochenheilungstechnologien spezialisierte Unternehmen wird künftig nicht nur Lösungen für die Wirbelsäule, sondern auch für Gliedmassen anbieten. Allerdings ist noch immer sehr viel Spekulation im Titel enthalten.

Nach den Zocker-Aktien hat sich Accelleron mit einer Performance von 76 Prozent auf Platz fünf in der Rangliste des SPI eingenistet. Der Turboladenhersteller profitiert laut CEO Daniel Bischofberger im wichtigsten Teilmarkt Marine vom Umstand, dass viele Reeder Schiffe mit zwei Motoren bestellen, so genannt "Dual-Fuel-Motoren", die zwei verschiedene Treibstoffe verwenden können.

Ein Hingucker im SPI ist Platz zehn: Galderma hat seit Ende März 49 Prozent gewonnen. Der Börsengang des Hautpflegekonzerns aus Zug gehört zu den fünf grössten weltweit im 2024. Nach einem Emissionspreis von 53 Franken, einer anfänglichen Aufwärtsbewegung und einer Kurskorrektur im Sommer kannten die Titel seither nur eine Richtung: nach oben. Die Aussichten für Galderma werden von den meisten Analysten als sehr rosig gewertet. Und sollten sich weitere Altaktionäre von Anteilsscheinen trennen, wäre dies für Investoren eine gute kurzfristige Kaufgelegenheit. Aktienkurse erholen sich nach solchen Verkäufen in der Regel jeweils schnell.

SPI2024

Die besten und schlechtesten Aktien im Swiss Performance Index 2024.

Quelle: Bloomberg

Idorisa, AMS Osram, DocMorris, GAM, Pierer Mobility, Gurit, Meyer Burger, Hochdorf - diese Aktien in den "Worst Ten" des Schweizer Aktienmarktes im Jahr 2024 bieten ein Bild des Grauens. Die Kursverluste bewegen sich von 67 Prozent (Idorsia) bis zum Tabellenletzten Hochdorf (97 Prozent), wobei der Milchverarbeiter nach dem Verkauf des operativen Geschäftes de facto nur noch eine leere Aktienhülle hat.

Besonders beängstigend ist das Abschneiden von DocMorris, mit minus 73 Prozent die siebtschlechteste Aktie in diesem Jahr. Dabei sagte CEO Walter Hess vor rund einem Jahr noch im cash.ch-Interview: "Wir sind berechenbarer geworden." Und es wäre mit der Einführung des E-Rezeptes im Hauptmarkt Deutschland auch alles angerichtet gewesen für das, worauf man lange Jahre hingearbeitet hatte.

Doch eine zähe Geschäftsentwicklung und harte Konkurrenz wird nun wohl eine baldige Kapitalerhöhung notwendig machen. Nicht genug damit: Die Ankündigung von letzter Woche, wonach der deutsche Drogerieriese dm eine Online-Apotheke vorbereitet, liess die Aktie von DocMorris an einem Tag weitere 13 Prozent abstürzen.

Das grösste Sorgenkind vieler Kleinaktionäre war aber Meyer Burger. Eine kürzlich erteilte Brückenfinanzierung von rund 36 Millionen Franken konnte den Performanceverlust der Aktie von rund 98 Prozent auf 95 Prozent eindämmen. Es ist ein "Pflästerli" auf eine nach wie vor stark blutende Wunde. CEO und VR-Präsident Franz Richter sieht die Überlebenschancen von Meyer Burger "bei klar mehr als 50 Prozent." Der Optimismus der Firmenverantwortlichen von Meyer Burger wurden in den letzten Jahren aber schon unzählige Male von der Realität eingeholt. Ausgang: Höchst ungewiss.

Auch wenn sie nicht zu den schlechtesten zehn Schweizer Aktien im Jahr 2024 gehören, war die Börsenleistung vieler anderer Firmen äusserst enttäuschend. Darunter sind Stadler Rail, Tecan, Bellevue Group, Orior, Leonteq, Adecco oder Komax. Sie verlieren zwischen 35 und 55 Prozent.

Daniel Hügli
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