Für die Leerverkäufer laufen die Kurse bei Zur Rose so gar nicht in die gewünschte Richtung. Um mehr als 30 Prozent konnte die Aktie in diesem Jahr bereits zulegen. Dabei spekulieren die Leerverkäufer doch auf eine Fortsetzung des Kurszerfalls von 2022.
Operativer Verlust dürfte geringer als gedacht ausfallen
Mit den Umsatzzahlen für das vergangene Jahr sorgt die Versandapotheke nun allerdings selber für Wasser auf die Mühlen der Baissiers. Im Zuge von Sparmassnahmen ist der Umsatz im Jahresvergleich um 10 Prozent auf 1,84 Milliarden Franken zurückgegangen. Das liegt nicht nur unter den von Analysten durchschnittlich erwarteten 1,87 Milliarden Franken, sondern auch am ganz unteren Ende aller Schätzungen. Auftrieb verliehen der Aktie zuletzt ausgerechnet die soliden Umsatzzahlen der Rivalin Shop Apotheke. Nun zeigt sich, dass die Niederländer den Schweizern in Deutschland Marktanteile abluchsen konnten.
Man muss dem Unternehmen jedoch zugute halten, dass es das Jahr mit einem geringeren operativen Verlust abschliessen wird, als ursprünglich gedacht. Demnach soll der operative Verlust auf Stufe EBITDA zwischen 70 und 75 Millionen Franken (zuvor 75 bis 85 Millionen Franken) liegen. Definitive Zahlen liegen hierzu noch nicht vor.
UBS bleibt pessimistisch
Nach einem zwischenzeitlichen Vorstoss auf etwas mehr als 37 Franken fällt die Zur-Rose-Aktie sogar ins Minus. Zur Stunde verliert sie 0,7 Prozent auf 33 Franken.
Wie die UBS in einer ersten Stellungnahme schreibt, rechnet sie aufgrund der vorteilhafteren Ergebnisvorgaben mit einer positiven Börsenreaktion. Allerdings stösst sich die Grossbank an der schwachen Absatzentwicklung im wichtigen deutschen Markt. Sie führt den dortigen Umsatzrückgang auf die Sparbemühungen des Unternehmens zurück. Insgesamt fühlt sich die UBS sowohl in ihrer Verkaufsempfehlung als auch im 23,50 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel bestärkt.
Vorsichtige Töne schlägt auch die Zürcher Kantonalbank (ZKB) an. Trotz den jüngst vollzogenen Massnahmen zur Stärkung der Eigenkapitalbasis bleibt ihr der Investment-Case bei Zur Rose zu riskant. Ihren Schätzungen zufolge verbrennt die Versandapotheke derzeit monatlich um die 8 Millionen Franken. Wichtige Anhaltspunkte erhofft sich die Zürcher Bank vom detaillierten Jahresergebnis vom 23. März. Bis dahin bleibt sie bei "Marktgewichten" für die Aktie.
Die US-Investmentbank Morgan Stanley macht hingegen Fortschritte bei den Sparbemühungen des Unternehmens aus. Ihres Erachtens schüren diese Fortschritte die Zuversicht in die Erreichbarkeit des operativen Break-evens. Nichtsdestotrotz stuft Morgan Stanley die Aktie nur mit "Equal-weight" und einem Kursziel von 33 Franken ein.
Sorgten die frühen Kursgewinne bei den Leerverkäufern anfänglich noch für Nervosität, hat sich diese mittlerweile wieder gelegt. Aussagen eines Interessenvereins, wonach elektronische Medikamentenrezepte in Deutschland womöglich nicht vor Anfang 2024 zwingend eingeführt werden, haben die Zur-Rose-Aktie wieder zurückgebunden. Wie Erhebungen der Beratungsfirma S&P Global zeigen, wurde bei Zur Rose um den Jahreswechsel herum mit nicht weniger als 43 Prozent aller ausstehenden Titeln auf rückläufige Kurse spekuliert. Angeblich handelt es sich bei einem geschätzten Drittel davon um Absicherungstransaktionen von Wandelanleihegläubigern.