Die Konkursmeldungen häufen sich. Die Autogarage Victory in Bülach ZH und Eglisau ZH, das Ausflugsrestaurant Rosinli in Adetswil ZH, die Konditorei Haug in Schwyz oder die Druckerei Abächerli in Sarnen OW. Beinahe täglich berichtet Blick über Betriebsschliessungen oder Konkurse in der ganzen Schweiz. Ein gutes Dutzend Stellen in Bülach und Eglisau, ein paar auf dem Rosinli, je rund 30 Jobs in Schwyz und Sarnen.
In der Arbeitslosenstatistik schlägt sich das noch nicht nieder. Trotzdem verbergen sich hinter jedem Konkurs Schicksale, stehen Menschen, die sich plötzlich einen neuen Job suchen müssen. Es sieht aus, als ob dunkle Wolken über der Schweizer Wirtschaft hängen.
Laut dem Schweizerischen Gläubigerverband Creditreform haben die Konkurse in den ersten beiden Monaten 2025 um 7,7 Prozent zugenommen. Eine Aufschlüsselung nach Branchen gebe es fürs aktuelle Jahr noch nicht, sagt Claude Federer (61), Geschäftsführer Creditreform, zu Blick. Doch er geht davon aus, dass sich der Trend der letzten Jahre fortgesetzt hat. Am stärksten betroffen wären demnach das Bau- und Ausbaugewerbe, das Gastgewerbe, der Gross- und Detailhandel sowie der Dienstleistungssektor. «Hier sind die Eintrittshürden eher gering. Wer ein Beratungsunternehmen eröffnen will, braucht ein Büro, einen PC und ein Telefon», sagt er.
Zombie-Firmen schliessen
Ein Grund sind die Nachwehen der Corona-Pandemie. «Während dieser wurden Zombie-Unternehmen am Leben gehalten, die unter normalen wirtschaftlichen Umständen bereits deutlich früher Konkurs gegangen wären», so Federer. Nun müssen sie die Covid-Kredite zurückzahlen und gehen ein. Dieser Effekt zeigte sich bereits 2024 deutlich, als die Zahl der Konkursmeldungen um 15 Prozent gestiegen ist – auf ein Rekordhoch von 11'506 Firmenpleiten.
Ein weiterer Grund sind die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die immer mehr Firmen den Garaus machen. So deutet sich im Bausektor für die ersten drei Monate des Jahres ein Umsatzrückgang ab. Die Firmen sind unter Druck. «Mich hat es lange erstaunt, wie wenig Spuren die Kostensteigerungen und Zinserhöhungen der letzten Jahre im Baugewerbe hinterlassen haben», sagt Fredy Hasenmaile (57), Chefökonom der Raiffeisen Schweiz. Doch bei vielen Firmen haben die höheren Kosten die Reserven aufgefressen. «Die Konkurszahlen im Baugewerbe liegen deutlich über dem Durchschnitt», führt Hasenmaile aus.
Hotelkonkurse trotz Rekord-Übernachtungen
Im Gastgewerbe zerschlägt der Kostenhammer trotz guter Umsätze reichlich Geschirr. «Man liest zwar von rekordhohen Übernachtungszahlen in der Hotellerie. Gleichzeitig gehen aber auch zahlreiche Betriebe Konkurs», so Hasenmaile. Der Wettbewerb sei intensiv, und den Hotelbetrieben habe das Kostenwachstum stark zugesetzt.
Auch die Schweizer Industrie isst derzeit hartes Brot. Die globale Industrie befindet sich seit zwei Jahren in einer Krise. Und die für den Schweizer Export so wichtige deutsche Wirtschaft erlebt eine Flaute. Trotzdem bleibe die Industrie bis anhin von einer Konkurswelle verschont, so Hasenmaile. «Für Betriebe im Bereich von Metallerzeugnissen, Möbelproduktion oder Druck wird die Luft jedoch dünner.»
Weiterer Anstieg erwartet
Dagmar Jenni (56) vom Detailhandelsverband Swiss Retail Federation wehrt sich gegen die durchwegs negative Wahrnehmung: «Neugründungen und Insolvenzen halten sich im Detailhandel etwa die Waage.» Es gebe immer wieder Konsolidierungswellen, zurzeit etwa durch die Bereinigung bei Migros oder das Verschwinden von Depot. Doch es herrsche im Detailhandel keine Untergangsstimmung.
Claude Federer erwartet, dass die Konkurswelle in den nächsten Monaten noch stärker über die Schweiz schwappt. So werden seit Jahresbeginn öffentlich-rechtliche Forderungen wie Steuerausstände und offene AHV-Beiträge nicht mehr auf Pfändung, sondern auf Konkurs betrieben. «Das dürfte mit Verzögerung ab April oder Mai noch mal zu einem klaren Anstieg bei den Konkursen führen», so Federer. Aber ob die Konkurse allein deshalb um 500, 1000 oder 2000 zunehmen, lasse sich nicht vorhersagen. Doch auch ohne diesen Effekt geht er 2025 von einem neuerlichen Anstieg der Konkurse aus.
Immerhin: Bei den Neueintragungen im Januar und Februar konnte das Rekordniveau aus dem Vorjahr gehalten werden.
1 Kommentar
Es wird immer von Konkursen und Entlassungen geredet. Dass wir eine unverminderte Zuwanderung haben und noch immer von Fachkräfte Mangel gesprochen wird, passt irgendwie nicht ganz zusammen.