Was in der marmornen Lobby des EY-Gebäudes in Zürich-West etwa so wie ein Geldautomat aussieht, ist in der Tat ein Bitcoin-Automat. Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen, das bis vor einigen Jahren unter dem Namen Ernst & Young firmierte, hat das Gerät vor gut einem Jahr installiert.
Damals war Bitcoin rund 800 Franken wert. Jetzt, nachdem die Kryptowährung vor allem seit Mitte September einen fast schwindelerregenden Kursanstieg erlebt hat, steht der Wert bei 16'100 Franken - wobei die Kursangaben derzeit massiv schwanken. Wer also am Bitcoin-Automaten vor zwölf Monaten 200 Franken in Bitcoin gewechselt hat, besitzt nun den Gegenwert von 4000 Franken.
Der Bitcoin-Dollar-Kurs seit Dezember 2016 (Grafik: bitcoin.com).
Bis Ende Oktober wurden Zahlungen am EY-Automaten Transaktionen von über einer halben Million Franken getätigt, wie EY-Mediensprecherin Karin Mateu auf Anfrage von cash.ch sagt. Die Nutzer des Automaten würden kleinere Beträge handeln, wobei mehr Bitcoin angekauft als verkauft wurden.
Noch mehr kaufen oder langsam verkaufen?
Im Vergleich zu Online-Börsen sei der Handel mit Bitcoin am Automaten einfacher, so Mateu. EY installierte den Automaten nach eigenen Angaben aber auch, um den Mitarbeitern die Themen Blockchain und Digitalisierung näherzubringen. Die Datensatz-Kette Blockchain ist die Technologie, auf der Bitcoin aufgebaut ist. Aber auch ausserhalb von EY stösst der Automat auf Interesse, wie EY festgestellt hat.
Auch die SBB ermöglichen seit gut einem Jahr Bitcoin-Handel an Billetautomaten, was schon über 6000 Kunden genutzt haben. Die Schweizer Staatsbahnen geben nicht bekannt, wie viel Volumen dort umgesetzt wurde - es dürfte aber noch deutlich mehr sein als bei EY, da die SBB den Bitcoin-Handel an verschiedenen Standorten anbietet. Bei den SBB können von 20 bis 500 Franken in Bitcoins getauscht werden, maximal sind im Jahr 5000 Franken möglich. Was man bei den SBB nicht kann, ist der Kauf von Billeten mit Bitcoin.
Ob aber indessen bald mehr Bitcoin verkauft werden als gekauft, könnte man bei der Kursentwicklung von Bitcoin noch fragen: Der jüngste Kursverlauf der Kryptowährung lässt viele daran zweifeln, ob die Gewinne so nachhaltig seien. Der amerikanische Hedge-Fonds-Manger Novogratz hingegen sagte vor einer Woche, Bitcoin steige nächstes Jahr auf 40'000 Dollar, und zwar, weil jetzt auch die institutionellen Anleger auf den Zug aufspringen würden. Wie dem auch sei, ob kaufen oder verkaufen - EY plant nach eigenen Angaben auf jeden Fall, den Automaten weiterzubetrieben. Es kann also fröhlich weiterspekuliert werden.