«Microsoft könnte durchaus eine der Aktien sein, die man kaufen und für immer halten sollte», schreibt das Analyseunternehmen Morningstar. Die Begründung: Das Unternehmen verfüge über einen breiten «Economic Moat» - also einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil. Dies insbesondere dank Netzwerkeffekten und Kostenvorteilen sowie einer vorbildlichen Kapitalallokation. Zudem vertrauen die Analysten der strategischen Vision von CEO Satya Nadella, Microsoft voranzubringen.

Damit findet sich Microsoft auch auf der Liste von Aktien, die der Morningstar-Chefstratege Dave Sekera während den Zollturbulenzen zum Kaufen und Halten empfiehlt. Die Dividendenrendite sei nicht besonders hoch, sie liegt unter 1 Prozent. Aber hier werde zumindest eine Dividende gezahlt, so der Experte. «Das Unternehmen wird von uns mit einem mittleren Unsicherheitsgrad und einem breiten wirtschaftlichen Graben bewertet, welcher sich in erster Linie aus den Umstellungskosten ergibt», sagte er. 

Der Titel wird derzeit 21 Prozent unter der Morningstar-Bewertung von 490 Dollar gehandelt. Konkret also bei rund 387 Dollar. Dennoch hat auch Microsoft unter den Zollankündigungen gelitten und vollführt seither eine Zickzack-Bewegung auf dem Kurs-Chart. Bisher ist jedoch unklar, wie sich potenzielle Zölle auf Microsoft auswirken würden. Laut Sekera dürfte der Konzern jedoch wenig oder gar nicht von Zöllen betroffen sein. 

«Eines von nur zwei Unternehmen, das von den Agenturen noch mit AAA bewertet wird»

So oder so ist die Aktie für ihn wohl einer der Tech-Favoriten. «Eine Sache, die mir wirklich gefällt, ist, dass sie sehr diversifiziert ist und eine Kombination aus vielen verschiedenen Arten von sehr stabilen Geschäften hat. Ich denke, dass dies dazu beitragen würde, das Geschäft insgesamt abzufedern, falls wir in eine Rezession geraten sollten», so der Morningstar-Chefstratege. Das Unternehmen sei in fast allen Bereichen, in denen es konkurriert, führend. «Die Bilanz ist sehr solide, es gibt viel Bargeld. Wenn man sich die Kreditwürdigkeit ansieht, ist es, glaube ich, eines von nur zwei Unternehmen, das von den Agenturen noch mit AAA bewertet wird.»

Dennoch steht das Unternehmen scheinbar an einem Scheideweg. Einerseits betonen Morningstar-Analysten, dass Azure das Herzstück des neuen Microsoft sei. Laut ihren Schätzungen handle es sich um ein Geschäft von 75 Milliarden Dollar, was sogar noch weiter wachsen wird. Bereits jetzt ist das Segment aber zusammen mit der KI-Sparte der Wachstumstreiber bei Microsoft. Im zweiten Quartal legten die Umsätze mit Cloud-Services um 21 Prozent auf 40,9 Milliarden Dollar zu. Ebenso die Umsätze der AI-Sparte um 175 Prozent auf 13 Milliarden Dollar (zum Vorjahreszeitraum). 

Andererseits ist jüngst von Investitionsstopps zu hören. Microsoft bestätigte gegenüber Bloomberg, Änderungen an seinen Plänen für Rechenzentren vorgenommen zu haben. Solche Neuigkeiten werden engmaschig verfolgt, um ein Gefühl für die langfristige Kundennachfrage nach Cloud- und KI-Diensten zu bekommen. Ein Sprecher wies solche Vermutungen jedoch zurück: «Da die Nachfrage nach künstlicher Intelligenz weiter steigt und wir unsere Präsenz in den Rechenzentren weiter ausbauen, zeigen die Änderungen, die wir vorgenommen haben, die Flexibilität unserer Strategie.»

Microsoft präsentiert seine Quartalszahlen am Mittwoch nach Börsenschluss. Diese dürften weiteren Aufschluss bieten. Morningstar warnt, dass makroökonomische und währungsbedingte Faktoren den Umsatz kurzfristig unter Druck setzen werden. Dennoch modellieren sie eine fünfjährige durchschnittliche jährliche Umsatzwachstumsrate von etwa 13 Prozent.

Aisha Gutknecht arbeitet seit Juli 2024 als Redaktorin für cash.ch.
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