Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist über Beteiligungen an US-Firmen wie MicroStrategy, Block oder Mara Holding «indirekt» in mindestens 500 Bitcoin engagiert. Das ist eine deutliche Zunahme. Per Ende Juni belief sich diese Zahl noch auf 260 Bitcoin. Dies zeigen Daten des Bitcoin-Finanzdienstleisters River.

Der grösste Bitcoin-Anteil entfällt auf die amerikanische «Bitcoin-Aktie» MicroStrategy. Die Valoren haben sich 2024 im Wert vervierfacht und sind damit deutlich stärker gestiegen als der Bitcoin mit einem Plus von 130 Prozent in diesem Jahr.

Per Ende des dritten Quartals hielt die SNB 468'200 Aktien von MicroStrategy, wie Daten der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde SEC zeigen. Das entspricht einem Marktwert von 176,6 Millionen Dollar - oder 0,2 Prozent des Kapitals.

MicroStrategy hat die Bitcoin-Position im vierten Quartal aufgestockt. Allein im November kamen 134'500 Stück der ältesten Kryptowährung hinzu. Im Dezember beliefen sich die Käufe auf 34'500, womit MicroStrategy mehr als 400'000 Bitcoins hält. Mit dem SNB-Anteil von 0,2 Prozent am Unternehmen nach Bereinigung um die Wandelanleihen ist die Nationalbank somit indirekt in 500 Bitcoins investiert.

Der «indirekte» Bitcoin-Anteil der SNB dürfte auch im nächsten Jahr weiter steigen, da MicroStrategy sein Kaufprogramm beibehalten will. Zudem wird die Firma mit grosser Wahrscheinlichkeit am 23. Dezember in den Nasdaq 100 Index aufgenommen. Dadurch sähen sich viele institutionelle Investoren gezwungen, den Anteil der Titel im Portfolio zu erhöhen.

Der Beitritt in den S&P 500 Index wird dagegen aufgrund mangelnder ausgewiesener Gewinne schwieriger. Allerdings könnte es 2025 zu einer Änderung der Rechnungslegungsvorschriften bezüglich der Bitcoin-Bewertung kommen. Damit stünde MicroStrategy der Weg frei für die Aufnahme in den breiten US-Börsenindex.

MicroStrategy-Aktie ist sehr schwankungsanfällig

Mit dem verstärkten Engagement von institutionellen Anlegern im Bitcoin hat sich die Volatilität in den letzten drei Jahren zurückgebildet, erläutert Denis Oevermann, Investment Analyst von Bitcoin Suisse. Die Spitzenwerte von 140 Prozent Anfang 2018 und etwas mehr als 100 Prozent im März 2020 während der Corona-Krise wurden nicht mehr erreicht. 

Interessant ist hier der Blick auf die implizierte Volatilität - das ist die erwartete Schwankungsanfälligkeit über die nächsten 30 Tage. Beim Bitcoin liegt diese laut Bloomberg bei 58 Prozent, während es MicroStrategy auf 126 Prozent bringt. Somit ist die Aktie doppelt so schwankungsanfällig wie der Bitcoin selbst. 

SNB hält direkt keine Bitcoins als Währungsreserve

Die Schweizerische Nationalbank investiert nicht direkt in Kryptowährungen. Thomas Jordan, der zurückgetretene Präsident des Direktoriums der SNB, erklärte am 26. April an der Generalversammlung in Bern: «Wir haben uns bisher nicht entschieden, in Bitcoin zu investieren, und das aus guten Gründen. Währungsreserven sind internationale Zahlungsmittel, die liquide sein müssen, ihren Wert behalten und die wir problemlos kaufen und verkaufen können.» Auch die anderen grossen Notenbanken halten sich bei direkten Bitcoin-Investments zurück.

Bei den einzelnen Regierungen sieht es etwas anders aus. Die höchsten Bitcoin-Bestände weisen die USA aus mit 208'100 Bitcoins, gefolgt von Grossbritannien mit 61'200 Bitcoins und China mit 15'000 Stück. Diese Tokens stammen aus diversen Insolvenzfällen wie Mt. Gox oder FTX oder aus Konfiszierungen illegaler Bitcoin-Bestände.

Bitcoin-Bestände nach Ländern

Anzahl der von Ländern gehaltenen Bitcoins gemäss dem Bitcoin-Dienstleister River (Dezember 2024).

Anzahl der von Ländern gehaltenen Bitcoins gemäss Daten des Bitcoin-Dienstleisters River (Dezember 2024).

Quelle: ZVG

An fünfter Stelle folgt El Salvador, das 2021 als erstes Land den Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel eingeführt hatte. Das zentralamerikanische Land hält 5'900 Bitcoins.

Ob der Bitcoin in El Salvador ein anerkanntes Zahlungsmittel bleibt, steht gemäss einem Bericht der Financial Times vom Dienstag auf der Kippe. Eine der Voraussetzungen für einen Kredit des Internationalen Währungsfonds in der Höhe von 1,4 Milliarden Franken ist die Abschaffung des Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel. Die Regierung scheint gewillt, dies in den nächsten Wochen umzusetzen. Unter den Bedingungen des potenziellen Vertrages würde die Annahme der Kryptowährung stattdessen freiwillig sein.

Deutschland hat Bitcoins zu früh verkauft

Während die Regierungen der USA oder El Salvadors vom bisherigen Bitcoin-Preisanstieg 2024 vollumfänglich profitieren konnten, ist der deutschen Regierung durch einen voreiligen Verkauf beschlagnahmter Bitcoins ein Milliardenbetrag durch die Lappen gegangen. 

Zwischen Juni und Juli 2024 veräusserte das ostdeutsche Bundesland Sachsen 49'858 Bitcoin zu einem durchschnittlichen Kurs von 52'944 Euro. Beim aktuellen Preis von 93'330 Euro entging dem deutschen Staat somit eine Zusatzeinnahme von mehr als zwei Milliarden Euro.

Thomas Daniel Marti
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