Mit der Weihnachtszeit beginnt auch der Stress um die Weihnachtsgeschenke. Viele grübeln jedes Jahr aufs Neue, was sie ihren Liebsten schenken sollen, und die Suche nach dem perfekten Geschenk gestaltet sich dabei oft schwierig. Materielle Geschenke mögen im ersten Moment zwar für Freude sorgen, verlieren ihren Reiz jedoch auch schnell wieder. Die Notlösung sind oftmals Gutscheine, klassische Geldgeschenke oder ein Sparkonto für Kinder, welches den finanziellen Start in die Volljährigkeit erleichtert.

Die Zinsen auf dem Bankkonto sind jedoch wieder im eher tiefen Bereich, wodurch die Renditemöglichkeiten meist bescheiden ausfallen. Eine mögliche Alternative ist, das Geld in Wertpapiere zu investieren, die mit einer Bestätigung oder Übertragungsbescheinigung an den Festtagen überreicht werden können. Dies kann entweder durch eine einmalige Investition erfolgen oder durch regelmässige Einzahlungen. Damit resultiert schlussendlich ein höherer Betrag als auf einem herkömmlichen Sparkonto.

Das zeigt ein Rechenbeispiel: bei einer monatlichen Einzahlung von 50 Franken über 18 Jahre resultieren auf einem Sparkonto bei einem Kontozins von 1,5 Prozent etwas mehr als 11'000 Franken. Bei einer Investition in Aktien mit 6 Prozent Rendite (das ist ungefähr die jährliche Durchschnittsrendite am Schweizer Aktienmarkt über die letzten Jahrzehnte) ergeben sich dagegen knapp 20'000 Franken.

Die passende Wahl

Jörg Kenel, Produktmanager Anlegen & Vorsorge bei der Schwyzer KantonalbankIch, erachtet Wertpapier-Geschenke vor allem mit Blick auf das langfristige Renditepotenzial von Anlagefonds als sinnvoll. "Es sollte jedoch eine Form des Schenkens gefunden werden, die dem Kind die Anlage versteh- und greifbar macht", sagt Kenel. Anders als ein physisches Nötli sei ein Anlagefonds nicht plastisch erfahrbar. Idealerweise werde dem Kind schon früh in einer altersgerechten Sprache erklärt, was genau mit dem Geld geschehe. "Damit kann bereits in jungen Jahren ein Verständnis geschafft werden für die Finanzmärkte und den langfristigen Anlageprozess, der nebst den möglichen Renditen immer auch die Risiken im Blick hat", so Kenel.

Wichtig bei einem Wertpapier-Geschenk ist es, die passende Auswahl zu treffen. Sollte man sich dafür entscheiden, eine Einzelaktie zu kaufen, wird empfohlen, sich an den Interessen des Beschenkten zu orientieren. Auch beachten muss man: Sollen es eher Aktien von Unternehmen sein, die ihre Gewinne reinvestieren oder die ihre Dividende ausschütten. Kurzzeitige Börsenereignisse eignen sich grundsätzlich nicht als Entscheidungsgrundlage. Schwankungen gehören natürlich zu jeder Wertschriftenanlage, die aber durch die Langfristigkeit ausgebügelt werden können. 

Will man das Risiko durch Schwankungen minimieren, können ETF-Sparpläne oder Fondssparpläne das Ziel sein. Kenel empfiehlt: "Als beste Lösung eignet sich ein Fondssparplan, der eine regelmässige und automatische Investition eines wiederkehrenden Batzens in einem festgelegten zeitlichen Rhythmus ermöglicht". Das Kapital ist nicht gebunden und man kann zusätzlich ausserplanmässig Geld einzahlen, Zahlungen aussetzen oder Fondsanteile beziehen (zu den cash-Fondssparplänen geht es hier).

Dennoch fallen auch Kosten an wie beispielsweise Gebühren, die bei aktiv gemanagten Fonds höher sind als bei Passiven. Zusätzlich können je nach Finanzinstitut Depotgebühren sowie Kauf- und Verwaltungsgebühren anfallen. "Steuerlich ist entscheidend, ob das Vermögen direkt auf den Namen des Kindes läuft oder zunächst bei den Schenkenden bleibt. Ist das Kind der Begünstigte, müssen Vermögen und Erträge in der Steuererklärung des Kindes respektive deren Eltern aufgeführt werden, wobei die Freibeträge je nach Kanton unterschiedlich sind", ergänzt Kenel.

Nicht nur bei Einzelaktien, auch ETF sind oft thematisch arrangiert. Dies kann helfen, dass für das Kind mehr Bezug entsteht. Beispielsweise ein Nachhaltigkeitsfonds, ein Fonds mit Unternehmen aus dem Sport- oder Autobereich - es gibt sogar Fonds für Tierliebhaber. Wenn der Fokus keine grosse Rolle spielt, wären beispielsweise ein MSCI World-ETF oder ein MSCI World AC-ETF konkrete Kandidaten. Diese Fonds legen weltweit in weit mehr als tausend Unternehmen an, was das Verlustrisiko auf weite Strecken diversifiziert.

Mittlerweile bieten Banken und Finanzplattformen speziell eingerichtete "Kinder-Fondsportfolios" an, die die Sache erleichtern. Das Konto lautet auf den Namen des Kindes, bis zur Volljährigkeit des Kindes behalten die Erziehungsberechtigten die Kontrolle und vor Erreichen der Volljährigkeit ist grundsätzlich kein Bezug möglich. 

Pädagogische Überlegungen

Beachtet werden sollten auch die erzieherischen Hintergedanken, die sich Eltern oder Bezugspersonen bei einem solchen Geschenk machen sollten. Wichtig sei die Begleitung des Kindes. "Wenn es um eine abstrakte Wertschriftenlösung geht, die erst in mehreren Jahren ausbezahlt wird, ist das A und O eine enge Begleitung des Kindes während der Anlagezeit und vor allem in der Zeit vor der Volljährigkeit", sagt Kenel.

Schenkende sollten das Wertpapier-Geschenk also gemeinsam mit dem Nachwuchs anlegen und die Entwicklung des Spar- respektive Anlagebetrags regelmässig thematisieren. Ausserdem sollte darauf geachtet werden, wie das Geschenk überreicht wird: “Hier kann mit einem symbolischen Gegenstand wie einer Karte, einem Sparschwein, oder einem Geldsäckchen eine Brücke geschlagen werden.”

Elektronische Zahlungen oder im Alltag mit der Karte werfen auch die Frage auf, wie Kindern der Umgang mit dieser Form von Geld beigebracht werden soll. Die UBS beispielsweise schreibt in einem Beitrag auf ihrer Webseite: "Bevor Geld digital ausgezahlt wird, empfiehlt es sich, ein gewisses Grundverständnis für Zahlen, Geld und Bargeld aufzubauen." Sie spricht sich dafür aus, Kinder erst etwa ab etwa zwölf Jahren an den Umgang mit digitalem Geld heranzuführen.

Aisha Gutknecht arbeitet seit Juli 2024 als Redaktorin für cash.ch.
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