Die Renten aus der ersten und der zweiten Säule sollten 60 Prozent des letzten Lohns entsprechen. So lautet ein Ziel der Schweizer Altersvorsorge. Einst wurde es erreicht, heute wird es verfehlt.
Ein Mann, der brutto 100'000 Franken im Jahr verdient, erhält nach dem Eintritt in den Ruhestand lediglich 52 Prozent seines letztes Gehaltes als Rente ausbezahlt. Das hat eine kürzlich vorgestellte Studie des VZ Vermögenszentrums ergeben. Allerdings: Ein Teil der Personen bessert das Alterskapital mit der dritten Säule auf. Dabei setzen rund zwei Drittel auf ein Säule-3a-Sparkonto, fast die Hälfte baut auf ein Säule-3a-Vorsorgefonds.
3a-Sparkonten eignen sich für Leute, welche die Risiken von Kapitalmarktanlagen scheuen. Die Konten werfen aufgrund der tiefen Zinsen real aber wenig ab oder nichts ab. Doch auch unter den 3a-Vorsorgefonds gibt es markante Unterschiede. Eine Rolle spielt, wie hoch die Aktienquote und wie lange der Zeithorizont ist. Daten der vergangenen zehn Jahre belegen dies.
Die Tabelle enthält die Nettoperformance von 3a-Fonds mit unterschiedlich hohen Aktienquoten über verschiedene Zeiträume. Insgesamt wurden 135 Fonds ausgewertet. Damit sind 57 Prozent des Universums abgedeckt.
Zeithorizont | Defensive (0-20) | Cautious (20-40) | Balanced (40-60) | Growth (60-80) | Equity (80-100) | Total |
YTD | 2,9 | 5,1 | 7,5 | 9,9 | 12,5 | 8,2 |
1 Monat | 1,1 | 1,0 | 1,0 | 0,9 | 1,1 | 1,0 |
3 Monate | 2,4 | 2,9 | 3,6 | 4,2 | 5,0 | 3,8 |
6 Monate | 3,1 | 4,8 | 6,8 | 8,7 | 10,7 | 7,3 |
1 Jahr | 5,6 | 6,7 | 8,4 | 10,0 | 11,7 | 8,9 |
2 Jahre | 2,8 | 4,9 | 7,9 | 11,3 | 14,7 | 9,0 |
3 Jahre | -6,0 | -4,3 | -1,5 | 2,0 | 3,9 | -0,6 |
5 Jahre | -3,9 | 3,6 | 12,5 | 20,9 | 28,7 | 11,8 |
10 Jahre | 7,2 | 18,0 | 36,5 | 37,3 | 76,5 | 29,5 |
Quelle und Berechnungen: Swiss Fund Data & Asset Management Association Switzerland / Stand: August 2024 / Performance-Angaben in % / Aktienanteil in Klammen
Im Grossen und Ganzen zeigt sich: Je höher die Aktienquote und je länger der Zeithorizont, desto höher die Rendite. So hat die Nettoperformance der defensiven Fonds in einem Jahr 5,6 Prozent betragen, während offensive Fonds zehn Prozent und mehr gestiegen sind. Über ein Jahrzehnt ergibt sich eine Nettoperformance von 7,2 Prozent der defensiven Fonds sowie eine Nettoperformance von 76,5 Prozent der offensiven Fonds.
Diese Resultate sind zwar kein Versprechen für die Zukunft. Doch sie stimmen mit der Erwartung überein, die man intuitiv haben wird. Ein vertiefender Blick zeigt noch mehr.
Zunächst: Defensive Fonds sind nicht unbedingt sicher. Sie hatten in den letzten drei bis fünf Jahre eine negative Nettoperformance von vier bis sechs Prozent. Sprich: Das Vermögen ist geschrumpft. Im selben Zeitraum haben Fonds mit einer Aktienquote von über 60 Prozent Renditen zwischen rund zwei und 28 Prozent erzielt.
Die Erklärung für die vergleichsweise hohen Verluste defensiver Fonds liegt im Obligationenmarkt: Der Wert von langlaufenden Anleihen ist aufgrund steigender Zinsen in den letzten Jahren gefallen, wie Michel Bossong von der Asset Management Association Switzerland (AMAS) sagt. Die Notenbanken schraubten die Zinsen zur Inflationsbekämpfung zügig hoch, nachdem sie sie während Jahren tief gehalten hatten.
Zinseszinseffekt schenkt ein
Die in die Auswertung eingeflossenen Fonds sind thesaurierend. Sie schütten die Erträge nicht aus, sondern legen sie wieder an. So nutzen sie den Zinseszinseffekt optimal aus. Erfahrungsgemäss werde dieser Effekt von vielen Versicherten unterschätzt, sagt Michel Bossong.
«Der Zinseszinseffekt ist umso grösser, je grösser die Rendite ist», sagt er zudem. Bei Fonds mit hohem Aktienanteil betrage er Zinseszinseffekt nahezu 20 Prozent, bei Fonds mit geringem Aktienanteil sei er fast null. Zur Erklärung verweist der Experte auf die Differenz zwischen der Nettoperformance nach zehn Jahren und der zehnfachen annualisierten Rendite - die annualisierte Rendite beläuft sich auf 0,7 Prozent bei defensiven Fonds und auf 5,85 Prozent bei Fonds mit dem höchsten Aktienanteil.
Die Einsicht insgesamt ist: Anlegerinnen und Anleger profitieren stärker vom Zinseszinseffekt, wenn sie Fonds mit hohem Aktienanteil den Fonds mit tiefem Aktienanteil vorziehen.
Aktienquote im Laufe des Lebens anpassen?
Ein Zeitraum von zehn Jahren, wie er in der Auswertung angelegt wurde, ist zu Vorsorgezwecken kurz. Eher sinnvoll sind mehrere Jahrzehnte. Auf Basis der Fondsdaten ergeben sich folgende erwartete Renditen über 40 Jahre.
Fonds | Erwartete Rendite über 40 Jahre |
Defensive | 32 Prozent |
Cautious | 94 Prozent |
Balanced | 247 Prozent |
Growth | 256 Prozent |
Equity | 871 Prozent |
Quelle: Asset Management Association Switzerland.
Defensive Fonds schneiden markant schlechter ab als Fonds mit hohen Aktienquoten. Das bedeutet aber nicht zwingend, dass eine hohe Aktienquote über Jahrzehnte durchgehalten werden soll.
In jungen Jahren steht der Vermögensaufbau im Vordergrund. Entsprechend können risikoreichere Anlagen eingesetzt, allfällige kurzfristige Verlust längerfristig wieder ausgeglichen werden. Mit nahender Pensionierung nimmt die Risikotoleranz im Allgemeinen aber ab. Denn das bis zu diesem Zeitpunkt aufgebaute Kapital soll nun in den Lebensunterhalt im Ruhestand fliessen - und nicht durch einen kaum mehr aufholbaren Rücksetzer geschmälert werden.
Deshalb bietet sich eine Umschichtung des Kapitals von risikoreichen in sicherere Anlagen an. «Es ergibt Sinn, die Aktienquote im Laufe des Lebens zu senken. So kann ein Börsencrash kurz vor der Pensionierung abgefedert werden», sagt Bossong.
Der Experte relativiert jedoch: «Wer sein Alterskapital nach 40 Jahren fast verzehnfacht hat, kann einen Einbruch des Marktes verkraften.» Eine solche Person stehe noch immer besser da als jemand, der ein Leben lang auf defensive Fonds gesetzt hat - «die im Übrigen ebenfalls nicht vor Verlusten sicher sind».
Einen Knackpunkt in der Altersvorsorge gibt es jedoch nicht nur am Ende des Erwerbslebens, sondern schon kurz nach dem Berufseinstieg.
Nicht zu spät beginnen
Aus Sicht eines 25-Jährigen ist der Ruhestand weit entfernt - 40 Jahre nämlich. Scheinbar kann man es sich leisten, das Thema Altersvorsorge auf die lange Bank zu schieben. Doch der Schein kann trügen. Der Ökonom Patrick Eugster hat berechnet, wie viel Prozent des Einkommens man sparen oder investieren muss, um mit 65 eine Rente von 85 Prozent des letzten Lohnes zu erreichen.
In diesen 85 Prozent sind die Leistungen der ersten und zweiten Säule enthalten, die Kalkulation geht von 6 Prozent Aktienrendite und 0 Prozent Sparzins aus.
Eugster sagt nun: «Der nötige Sparbetrag steigt immer schneller an, umso später man mit dem Sparen beginnt.» Konkret: Wer mit 30 Jahren seine Vorsorge aufgleist und in Aktien investiert, muss 5 Prozent seines Einkommens zurücklegen. Wer mit 40 Jahren startet, benötigt bereits 10 Prozent des Einkommens. Und wer bis 55 wartet, muss 40 Prozent des Einkommens sparen. Letzteres ist «unrealistisch», wie der Ökonom bemerkt.
Eine weitere Erkenntnis lautet: «Wer in Aktien investiert statt die Ersparnisse auf das Sparkonto legt, muss deutlich weniger sparen.» Mit einer Aktienstrategie müsse eine gegenwärtig 30-jährige Person fünf Prozent des Einkommen zurücklegen. Mit einem Sparkonto liegt dieser Anteil bei 15 Prozent.
5 Kommentare
Wenn die Hausfrauen die letzten Batzen an der Börse investieren kommt es nicht gut. Oder doch, jetzt zum Beispiel mit Hochdorf Aktien. Zu viel Luft ist in den Aktienkursen eingepreist. Zuviel Spekulanten tummeln sich mit Leerverkäufen und Fremdkapital an den Börsen. Bei einem Crash, und der ist so sicher wie das Amen in der Kirche, braucht es einen langen Atem, bis die Kurse wieder auf dem gleichen Höchststand ankommen. Viel Glück beim spekulieren. Die Banken profitieren bei steigenden und fallenden Kursen!!! Auf Politik und SNB ist auch kein Verlass!!!
Die Untergangspropheten geben nie auf. Klar kommen Korrekturen oder sogar Crashes. Aber bisher ist man als langfristig (>10 Jahre Anlagehorizont) orientierter Investor trotzdem gut gefahren. Geld das man in absehbarer Zeit benötigt (Hauskauf! Notgroschen etc), sollte man natürlich nicht in Aktien investieren. Sparen fürs Alter in AKtien ist alternativlos.
Warum muss man Risiko (Investieren) eingehen um überhapt sparen zu können? Das ist bereits von Grund auf falsch!
Ursache = Inflation
Schuld = Politik & Zentralbank
Opfer = 99% der Gesellschaft
Lösung = Geld und Staat trennen
Wir alle sind auf Wachstum und damit Inflation angewiesen, das ist nicht nur der böse Staat. Ohne moderate Teuerung und Rendite gibt es keinen Anreiz mehr sein Geld zu investieren. Unproduktives Geld auf dem Sparkonto (oder in Gold und Cryptos deponiert) ist der Wirtschaft entzogen und diese geht zugrunde.
Wohl kaum geht die Wirzschaft daran zugrunde. Sie würde eher sinnvolle Waren im Interesse der Konsumenten machdn. Denn diese würden ihr Erspartes nur für gute Ware (nicht ein Gerät was nach zwei Jahren defekt ist), ausgeben. Wir würden von unötiger Produktion und Überkonsum hin zu Qualität wechseln. Daran sehe ich nichts falsches. Menschen werden immer arbeiten wollen. Besonders wenn es kein Sozamt gibt