Der US-Dollar hat eine kleine Schwächephase hinter sich. Er notiert derzeit bei rund 90,60 Rappen. Vor ein paar Tagen, nämlich Ende April, war er noch fast 92 Rappen wert.
Das erstaunt: Denn eigentlich müsste der Dollar derzeit zulegen. Die Aussichten für die US-Währung sind wegen der Entwicklungen an der Zinsfront gut.
Für mittelfristig orientierte Investoren bietet sich daher eine Chance: "Für Anleger gibt es zurzeit eine gute Gelegenheit zum Dollarkauf", sagt Thomas Flury, Devisenstratege der UBS, zu cash.ch. Nach der Schwäche der letzten Tage rechnet Flury mit einer Aufwertung der amerikanischen Währung auf 92 Rappen in den nächsten drei Monaten. Treiber dieser Entwicklung seien Fundamentalgrössen, insbesondere die Zinsdifferenz zwischen den USA und der Schweiz, so Flury.
Während die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins bereits im März senkte, haben sich die Hoffnungen auf eine ebenfalls baldige Zinssenkung durch die amerikanische Notenbank Fed zunehmend verflüchtigt. Laut dem FedWatch Tool der CME Group ist eine Zinsanpassung um 25 Basispunkte erst im September wahrscheinlicher als unverändert hohe Zinsen. Folglich dürfte sich die Zinsdifferenz zwischen den USA und der Schweiz frühestens ab kommendem Herbst verringern.
Die Abwertung des Dollars gegenüber dem Franken von letzter Woche geht laut Thomas Flury zunächst auf das Verhalten von Hedgefonds zurück. «Sie haben Dollar verkauft und die Verschuldung in Schweizer Franken zurückgefahren.» Auslöser dafür seien am Freitag enttäuschende Arbeitsmarktdaten aus den USA gewesen, zudem sei der Einkaufsmanagerindex in Europa in die Wachstumszone vorgedrungen.
Diese Konjunkturdaten hätten zu kurzfristigen Positionsbereinigungen im Dollar geführt. «Das zögerliche Verhalten der Fed bezüglich Zinssenkungen sollte aber den Greenback vorläufig unterstützen.»
Darum hat sich der Dollar abgewertet
Unterdessen beobachten die Analysten der ING Bank eine geringere Volatilität am Devisenmarkt. Sie gebe Schub für sogenannte Carry Trades. Bei diesen werden Anlagen in hoch verzinsten Währungen aus tief verzinsten Währungen finanziert. Der Dollar profitiere derzeit, weil er einen besonders hohen Zinssatz für kurzfristige Einlagen biete.
Das Kursziel des UBS-Strategen von 92 Rappen je US-Dollar unterscheiden sich leicht vom Ausblick, den die Zürcher Kantonalbank (ZKB) am Montag vorgestellt hat. Sie sieht den US-Dollar in drei Monaten bei 91 Rappen, in zwölf Monaten dann bei 87 Rappen. Vorerst werde, so die ZKB-Analysten, der Zinsvorsprung die US-Währung stützen.
Bis in zwölf Monaten rechnen sie allerdings mit einer Abschwächung. Denn weitere Zinssenkungen seien in der Schweiz nicht zwingend, während das Fed in der zweiten Jahreshälfte erste Zinsschritte nach unten unternehmen werde.
Auch Flury von der UBS geht im weiteren Jahresverlauf von einer schwächeren US-Währung aus. «Erst nach einer Zinssenkung der amerikanischen Notenbank im September rechnen wir wieder mit einem Kursrückgang des Dollars auf unter 90 Rappen», sagt Flury. Längerfristig werde er voraussichtlich auf das Niveau von Anfang 2024 sinken. Da notierte der Dollar bei rund 85 Rappen.
5 Kommentare
Das ist doch alles reine Spekulation. Noch ohne gross in $ aktiv zu sein, sehe ich bis Ende Jahr eher rund 10% Steigerung bis zur Parität mit dem CHF. Das einzige Gewisse ist, dass Ende Jahr US-President-Wahlen sind. Das treibt den $ etwas höher.
So ein mergkwürdiger Tipp...gilt vieleicht für Daytrader oder Monatsspekulanten...
Ich habe bei 85Cent nachgekauft in meinem Depot und bin sehr glücklich damit - damals hat niemand von $-Chancen gesprochen, da alle voller Angst und Bange. Aber Hey: Wenn der Dollar ein Tief erreicht, welches ein Jahrzehntetief ist, ist die Upside Wahrscheinlichkeit und Chance einfach viel höher. jetzt bei 90Cent sind wir eher auf einem Hoch auf kurzfristiger Sicht. Und ganz langfristig...da sehe ich den Dollar bei 80 Cent in 20 Jahren...
Was ist mittelfristig? Die USA sollen im JAhr 2030 100% ihres BIP für die Schuldzinsen aufwenden müssen. Warum soll jemand bei normalem Verstand denn Dollar kaufen?
Es ist völlig klar, dass diese Strategie nicht langfristig funktioniert. Das Ganze ist reine Spekulation. Mittelfristig heisst, man muss früh genug wieder aussteigen und in der Zwischenzeit von den höheren USD-Zinsen profitieren, in der Hoffnung, dass diese nicht vollumfänglich wieder durch den Kursverlust weggefressen werden.
Längerfristig wieder auf 0.85 CHF? Das wäre ein Minus von 7%. Ich bin mir nicht sicher, ob die CH Wirtschaft/Tourismus sich dies leisten kann.