Bis Ende Juni stieg die Summe der faulen Kredite auf 38,8 Milliarden Yuan (5,6 Milliarden Euro), wie aus der am Dienstag veröffentlichten Halbjahresbilanz der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) hervorgeht. Ende 2021 waren es noch 33,8 Milliarden Yuan. Trotz der Probleme stieg die Kreditvergabe an den Immobiliensektor in der ersten Hälfte dieses Jahres um 15 Prozent.

Die ICBC steht mit ihrem Problem nicht alleine da. Die gemessen an der Bilanzsumme grösste Bank der Welt ist bereits die dritte chinesische Grossbank, die steigende Forderungsausfälle im Immobiliensektor meldet. Die Pleite von Bauträgern hat in den vergangenen Monaten zum Aus oder zur Verzögerung von Wohnungsbauprojekten geführt. Viele Chinesen boykottierten die Zahlung ihrer Hypotheken.

Die Baubranche steht dabei nicht nur wegen der Corona-Pandemie unter Druck. Die Regierung hat ihre Kampagne gegen Spekulanten verschärft - auch aus Sorge vor einer Immobilienblase. Zudem hat die Krise um den angeschlagenen Immobilienriesen Evergrande viele potenzielle Hauskäufer verschreckt.

Subventionen und geringere Anzahlungen

Um gegenzusteuern, haben seit Jahresbeginn mehr als 80 Städte Massnahmen ergriffen, um die Nachfrage anzukurbeln. Dazu gehören Subventionen, niedrigere Hypothekenzinsen und geringere Anzahlungen. Die Aussichten für den Immobilienmarkt bleiben allerdings wegen immer wiederkehrender Lockdowns eher düster. Aktuell ist etwa das Technologiezentrum Shenzhen von den Massnahmen im Kampf gegen die Corona-Ausbreitung betroffen.

Trotz der wachsenden Probleme mit faulen Immobilienkrediten hat ICBC seinen Gewinn in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gesteigert. Er wuchs um 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 171,5 Milliarden Yuan, wie die Bank mitteilte. 

(Reuters)