Ein Euro kostet derzeit 0,9370 Franken. In den letzten drei Monaten hat der Euro gegenüber der Schweizer Währung 2,3 Prozent an Wert verloren. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer Oktobersitzung nach schwachen Inflationsdaten erneut die Geldpolitik gelockert und die Zinsen gesenkt. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte auf ihrer Sitzung im September ebenfalls weitere Zinssenkungen angekündigt.
Laut einem jüngsten Bericht der UBS wird die EZB das derzeitige Lockerungstempo bis Mitte 2025 beibehalten, da die Wachstumsprognosen zunehmend nach unten korrigiert werden. Dies könnte dazu führen, dass die Renditedifferenzen weiter und schneller schrumpfen, was zusätzlichen Abwärtsdruck auf den Eurokurs ausübt.
Im Basisszenario geht die UBS davon aus, dass der Eurokurs in den nächsten 12 Monaten leicht in Richtung 0,93 Franken fallen wird. Die UBS sieht den Widerstand für den Euro bei 0,95 bis 0,96 Franken. An der Unterseite wird ein Stopp bei 0,92 Franken prognostiziert. «Im Falle einer starken Abwärtsbewegung erwarten wir nach wie vor, dass die SNB interveniert und eine starke Aufwertung des Frankens begrenzt», schreiben die UBS-Strategen Clémence Dumoncel und Constantin Bolz.
Kursentwicklung des Währungspaares (EUR/CHF).
Die beschleunigte Lockerung der EZB folgt unmittelbar auf die Ankündigung weiterer Zinssenkungen durch die SNB im September. Das schwache Wachstum in der Eurozone dürfte die Schweizer Wirtschaft davon abhalten, sich auf den Trend zu erholen, und die Inflationsprognose wurde für 2025 und 2026 auf 0,6 Prozent beziehungsweise 0,7 Prozent gesenkt.
Zudem stützen anhaltende politische und geopolitische Unsicherheiten den Schweizer Franken weiterhin, während die schwache Wirtschaftslage in der Eurozone den Eurokurs unter Druck setzt. «Darüber hinaus sind die spekulativen Franken-Nettopositionen nach wie vor short, was eine starke Korrektur der Währung verhindert», so Dumoncel und Bolz.
Das Hauptrisiko bleibt nach Ansicht der UBS die Sensibilität der Zentralbank gegenüber einer abrupten Franken-Stärke. Bisher hat die Zentralbank jedoch kein Unbehagen über das aktuelle Eurokurs-Niveau geäussert. Andererseits sind die Risiken für den Euro asymmetrisch: Positive Überraschungen dürften der Währung mehr Auftrieb geben als negative Überraschungen, die sie unter Druck setzen.
«Sollte sich das Wachstum in der Schweiz verschlechtern, könnte die SNB die Zinsen stärker als erwartet senken. Die SNB könnte auch ihr Unbehagen über die Franken-Stärke deutlich signalisieren und aktiv versuchen, den Franken zu schwächen. Ein solches Szenario würde den Eurokurs wahrscheinlich bei etwa 0,95 Franken halten», so das Fazit der Autoren.
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Der Franken könnte noch stärker aufwerten, wegen dem schwachen Zustand der europäischen Volkswirtschaften, insb. jener Deutschlands. Der IWF erwartet seit neuestem im 2024 für Deutschland nur noch ein Nullwachstum und im kommenden Jahr von 0.5%. Die Prognose für die Schweizer Volkswirtschaft liegt in beiden Jahren darüber, was sich in einer gesteigerten Kaufkraftparität niederschlagen wird. Das könnte den Euro weiter schwächen.