Eisenerz ist zum ersten Mal seit 2022 unter die Marke von 90 Dollar pro Tonne gesunken, da die Industrierohstoffe durch die laue chinesische Nachfrage und die zunehmenden Sorgen um das globale Wachstum unter anhaltenden Druck geraten. Während die Erholung bei den Basismetallen Eisen, Aluminimum oder Blei nachlässt, ist das Schwermetall Zinn ein Outperformer. Die Preise für Zinn sind im Jahresvergleich um 20 Prozent gestiegen

«Das Angebot kämpft mit Gegenwind und bleibt auf dem Niveau von 2005», so die Global Commodity Research der Bank of America in einem Bericht. Auf der Nachfrageseite kurbelt die Energiewende den Verbrauch grüner Technologien an. Auch der Aufschwung bei Halbleiterverkäufen hat positiv gewirkt. Die Lagerbestände sind nahezu aufgebraucht. 

Die Bank of America geht wegen der Ausganglasge von steigenden Preisen aus: «Die Fundamentaldaten bleiben solide, und wir erwarten, dass die Preise bis 2026 von aktuell 31’000 Dollar pro Tonne auf 37’000 Dollar pro Tonne steigen werden.»

Das Angebot stagniert

Ein genauerer Blick auf das Angebot zeigt, dass die Zinnproduktion seit fast zwei Jahrzehnten bei rund 300 Kilotonnen pro Jahr stagniert. Die Probleme auf der Angebotsseite wurden im ersten Halbjahr 2024 deutlich, als die Produktion von Zinnkonzentrat im Jahresvergleich um 9 Prozent auf nur 268 Kilotonnen zurückging.

Der Bergbau im Bundesstaat Wa in Myanmar, dem Hauptlieferanten für den weltweit grössten Zinnverbraucher China, bleibt nach einem im August 2023 verhängten Verbot ausgesetzt. Auch die Ausfuhren aus Indonesien, dem zweitgrössten Zinnproduzenten der Welt, gingen aufgrund von Verzögerungen bei der Erteilung von Bergbaulizenzen zurück, was sich jedoch in den kommenden Monaten normalisieren dürfte, da sich der Rückstand verringert hat.

Auch der Inflationsdruck hielt zuletzt an, und die Grenzkosten für die Produktion stiegen um 19 Prozent auf circa 23’000 Dollar pro Tonne, was die Preisuntergrenze anhob. Darüber hinaus erfordern einige der Projekte, die bis 2027 in Produktion gehen sollen, Preise nahe oder über 40’000 Dollar pro Tonne, um rentabel zu sein.

Halbleiter und Elektrofahrzeuge treiben Nachfrage

Nach einem schwachen Jahr 2023 sind die Halbleiterverkäufe im Jahresvergleich um 17 Prozent gestiegen, was die Nachfrage nach Zinn unterstützt. In diesem Zusammenhang und angesichts der Tatsache, dass die Zinnpreise in der Vergangenheit dem Wachstum im Technologiesektor gefolgt sind, dürfte das Metall auch von der zunehmenden Popularität der Künstlichen Intelligenz profitieren.

Auch der Wandel zu umweltfreundlichen Technologien treibt den Zinnverbrauch an. Nach Angaben der International Tin Association hat sich der Zinnverbrauch in der Solarindustrie in den letzten zehn Jahren mehr als versechsfacht und ist zum drittgrössten Endverbrauchssektor in China geworden, der 10 Prozent der nationalen Nachfrage ausmacht.

«Die steigende Popularität von Elektrofahrzeugen (EVs) ist ebenfalls förderlich, da sie zwei- bis dreimal mehr Zinn benötigen als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren (ICE)», so das Research der Bank of America. «Insgesamt gehen wir davon aus, dass die Zinnnachfrage aus Photovoltaikanlagen und Elektrofahrzeugen bis 2030 mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 14 Prozent weiter zunehmen wird.»

Trotz dieser vielversprechenden Chancen stellt sich für Anlegerinnen und Anleger jedoch das Problem, ein geeignetes Vehikel für ein Investment zu finden. Mit dem «Zinn TR ETC EUR» von BNP Paribas Arbitrage Issuance kann man an der Wertentwicklung von Terminkontrakten auf Zinn partizipieren.

Auch möglich sind Investments in Zinnproduzenten wie die Malaysia Smelting Corporation, Bergbauunternehmen wie Minsur aus Peru oder Metals X aus Australien sowie Recyclingfirmen wie Aurubis Beerse, das zur deutschen Aurubis Group gehört.
 

ManuelBoeck
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