Die Aktien des Rückversicherers Swiss Re haben seit Jahresbeginn rund 13 Prozent zugelegt. Inklusive Dividende lag das Plus bei sogar bei ungefähr 20 Prozent, was einer Outperformance gegenüber dem Swiss Market Index (SMI) oder dem Stoxx Europe 600 gleichkommt.

Die Swiss Re hat im ersten Halbjahr 2023 wie erwartet deutlich mehr verdient als vor einem Jahr. Damals hatten etwa Turbulenzen an der Börse sowie auch Rückstellungen zum Ukraine-Krieg die Rechnung stark belastet. Im laufenden Jahr sind bislang sehr grosse, verlustbringende Naturkatastrophen ausgeblieben, berichtete der Rückversicherer Anfang August.

Und trotz Klimawandel rechnet die Swiss Re im weltweiten Markt für Nichtleben-Rückversicherungen mit weiterem Wachstum. Insbesondere die im Zuge des Klimawandels häufiger auftretenden Unwetter lassen die Nachfrage bei Erstversicherern nach solchen Deckungen ansteigen, wie der Konzern Mitte September am Branchentreffen in Monte Carlo mitteilte.

IFRS 17 als Nachteil

«Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10, einer Dividendenrendite von 6 Prozent und einem Kurs-Substanzwert-Verhältnis von 0,93 stellt sich die Bewertung des Titels etwas günstiger dar als die der europäischen Peers», sagt Werner Schirmer, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg.

Die Kursentwicklung ist sicherlich gut und besser als bei vielen Konkurrenten. Trotzdem gibt es international einzelne Rückversicherer, die zuletzt noch besser abgeschnitten haben, zum Beispiel die Munich Re und SCOR.

Vontobel-Analyst Simon Fössmeier ist nicht durchgehend positiv gestimmt für den Titel: «Die Bewertung ist immer noch attraktiv, insbesondere die Dividendenrendite. Allerdings muss man beachten, dass die europäischen Wettbewerber bereits nach IFRS 17 berichten – die Swiss Re wird erst nächstes Jahr umstellen.»

Katalysatoren für ein weiter positive Kursentwicklung wären wohl eine weiterhin glimpflich verlaufende US-Hurrikan-Saison, stärker als erwartet ausgefallene Preiserhöhungen in der Vertragserneuerungsrunde der Schaden- & Unfallrückversicherung (per 1.1.2024), sowie eine positive Finanzmarktentwicklung wie deutlich steigende Aktienkurse und moderat steigende Kapitalmarktzinsen. 

Langfristiges Investment bleibt interessant

Eine Enttäuschung der Erwartungen dürfte den Aktienkurs hingegen belasten. Risiken bestehen laut Schirmer durch Pandemien, Kriege - dort wo keine entsprechenden Vertragsausschlüsse greifen - und (Natur-)Katastrophen, wobei letztere vor dem Hintergrund des Klimawandels schwer zu prognostizieren seien. In den Blickpunkt sind dabei zuletzt vor allem Schäden durch «secondary perils» wie Fluten oder Brände gerückt, die weniger gut modelliert sind als Erdbeben, Hurrikans und Taifune.

Für weitere Klarheit über den Geschäftsverlauf und womöglich darausfolgende weitere Kursanstiege könnten die Quartalszahlen vom 3. November und der Kapitalmarkttag vom 1. Dezember sorgen. «Falls die Swiss Re ihr Gewinnziel für dieses Jahr - 3 Milliarden Dollar Gewinn - nicht erreicht, wäre dies nachhaltig negativ», fügt Fössmeier jedoch an.

Dass Swiss Re gemeinsam mit Munich Re Weltmarktführer in der Rückversicherung ist, einen guten Spartenmix aufweist, über eine exzellente Kapitalausstattung verfügt (SST-Ratio von ungefähr 290 Prozent), inzwischen eine konservative Kapitalanlagepolitik betreibt und von den gestiegenen Zinsen profitiert und von den aktuell hohen Preisen in den Nichtleben-Sparten profitiert, spricht aber schlussendlich für ein langfristiges Investment in diese Dividendenperle.

ManuelBoeck
Manuel BoeckMehr erfahren