Um 14.30 Uhr wird wie üblich am ersten Freitag des Monats der US-Arbeitsmarktdatenbericht veröffentlicht. Die Zahlen werden von den Märkten eng verfolgt, da sie wichtigen Aufschluss über die Konjunkturlage in den USA liefern. Die Daten der letzten Zeit deuten eher auf eine Verlangsamung der Wirtschaft hin, was auch die Aktienmärkte ins Trudeln geraten liess. Wie sieht die Lage nun aus?
Citi-Aktienhandelsstratege Stuart Kaiser nannte die anstehenden Zahlen «das grösste Ereignis bei den Lohn- und Gehaltslisten seit März 2023». Weiter äusserte er sich: «Wenn man einen schwachen Bericht erhält, sagen wir unter 125'000 neuen Arbeitsplätzen, oder insbesondere, wenn die Arbeitslosenquote steigt, denke ich, dass man als Reaktion darauf einen ziemlich grossen Rückschlag bei den US-Aktien erleben würde.» Kaiser fügte an, dass die Optionspreise eine implizite Bewegung des S&P 500 von entweder 1,3 Prozent nach oben oder nach unten anzeigen, was die grösste prognostizierte Bewegung des Index nach einem Arbeitsmarktbericht seit zwei Jahren darstellt.
Ökonomen erwarten ein Stellenzuwachs von 170'000 im Februar. Dies entspricht einer Verbesserung gegenüber dem schwächeren Ergebnis vom Januar (143'000 Stellen). Die Arbeitslosenquote dürfte unverändert bei 4 Prozent liegen. Dies würde angesichts der aktuellen Wirtschaftslage als gesundes Niveau bewertet.
Die durchschnittlichen Stundenlöhne sollen 0,3 Prozent gestiegen sein, was ebenfalls positiv zu bewerten wäre. Das Lohnwachstum ist ein wichtiger Faktor für die Politik, da es den Inflationsdruck in der Wirtschaft aufzeigt.
Mögliche Marktreaktionen
Laut Marktstimmen gehören mögliche Stellenstreichungen auf Bundesebene, Änderungen in der Handelspolitik, ein starker Dienstleistungssektor und milde Wetterbedingungen zu den Schlüsselfaktoren, die den Arbeitsmarktbericht für Februar beeinflussten. Mit der Sorge, dass Zollunsicherheit und Wachstumssorgen zu einer vorsichtigen Einstellung von Arbeitskräften in der ersten Hälfte des Jahres 2025 führen könnten, stehen weitere Herausforderungen bevor.
Fallen die Jobzahlen innerhalb der Erwartungen aus, dürften einzelne Details im Report eine Rolle spielen. Sollten die Februar-Arbeitsmarktdaten stärker als erwartet ausfallen, dürfte sich das auf insbesondere auf den Dollar positiv auswirken. Der Greenback könnte gegenüber dem Euro an Wert gewinnen, da mit einer geringeren Zinssenkung durch die Fed zu rechnen wäre. Dieselbe Annahme könnte auch Anleiherenditen in die Höhe treiben, während stärkere Zahlen dem Aktienmarkt schaden könnten. Anleger würden sich von risikoreichen Anlagen wie Aktien zurückziehen.
Die obere Grenze des Leitzinses der US-Notenbank bei der Sitzung am 19. März wird laut Bloomberg bei 4,5 Prozent gesehen - aktuelle Zinsspanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Anleger gehen davon aus, dass die Fed auf ihrer Sitzung am 18. und 19. März die Zinsen unverändert lassen wird, während die Märkte jedoch drei Zinssenkungen in diesem Jahr prognostizieren. Präsident der Federal Reserve Bank of Atlanta, Raphael Bostic sagte letzte Woche, dass die Fed die Zinssätze auf einem restriktiven Niveau halten sollte, bis sie die Preisstabilitätsseite ihres Mandats vollständig unter Kontrolle hat.
Schwierige Bedingungen
Nach Ansicht der Strategen von Goldman Sachs dürfte sich eine Erholung des S&P 500 Index angesichts der Sorgen um die US-Wirtschaft als vorübergehend erweisen. «Das Engagement der Anleger ging in der vergangenen Woche zurück, aber es ist noch nicht niedrig genug, um ein taktisches Aufwärtspotenzial als Ergebnis einer gedrückten Positionierung zu suggerieren», schrieb der Stratege David Kostin in einer Notiz.
Laut ihm wird eine Verbesserung der Wachstumsaussichten für die US-Wirtschaft erforderlich sein, um die jüngste Schwäche der Aktienmärkte vollständig umzukehren. Er reduzierte seine Schätzung für das Gewinnwachstum im Gesamtjahr von 11 Prozent auf 9 Prozent. Laut einer Umfrage von Bloomberg wird erwartet, dass die US-Wirtschaft im Jahr 2025 um 2,3 Prozent und in den Jahren 2026 und 2027 um 2 Prozent wachsen. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession innerhalb der nächsten zwölf Monate, liegt laut 46 Befragten bei 25 Prozent gegenüber 20 Prozent in der vorherigen Umfrage.
2024 äusserte sich Kostin positiv und prognostizierte, dass «die Aktienrenditen 2025 bescheidener ausfallen werden als im letzten Jahr und dem Verlauf des Gewinnwachstums entsprechen.» Morgan Stanley-Stratege Michael Wilson - bis Mitte 2024 eine prominente Stimme unter den «Bären», die mit fallenden Märkten rechnen - sagte ebenfalls, dass Aktien wahrscheinlich stärker auf das Wirtschaftswachstum als auf einen Rückgang der Anleiherenditen reagieren werden.
Mit Agenturmaterial von Bloomberg.
(cash)